Full text: Kreis Erbach (A, [2])

  
  
SCHNELLERTS 
Auge unschwer erkennbar, auf der Ostseite, da wo die Kuppe durch eine Einsattelung 
mit dem angrenzenden Gebirge zusammenhängt und- ihre Angriffsfronte zu suchen 
ist. Dieser Eingang führte in den Zwinger, aus welchem man zum Kern der Veste 
an der Stelle gelangte, wo der gegenwärtige Zugang eine Oeffnung im inneren 
Wehrring bildet. Hindurchgeschritten betritt man den erwähnten geebneten, jetzt 
mit Ahorn und anderen Zierbäumen bepflanzten Raum. Von dem ehemaligen 
Wohnbau ruht kein Stein mehr auf dem anderen. Von Wehranlagen ist ausser 
der Beringung dicht an ihrem östlichen Zuge nur noch ein dem Eingang gegenüber 
liegender, grasbewachsener runder Mauertorso von Im 5cm Höhe übrig, der von 
Manchen für einen verschütteten Brunnen gehalten wird, dem jedoch, in Anbetracht 
seiner Stellung hoch über der Angriffsfronte, weit eher die Bedeutung eines Thurm- 
stumpfes zukommt. Damit würde denn auch übereinstimmen, dass im Lichtraum 
des Torso, unter der das Innere bedeckenden Schuttmasse, Treppenstufen sich 
befinden sollen. Der Mauerzug des in der Richtung von Ost gen West nahezu 
36 m im Durchmesser betragenden Plateau’s folet den Unebenheiten des Bodens 
und umschliesst ein unregelmässiges, im Ganzen einem Sechseck sich näherndes 
Polygon. Die Höhe der Beringung misst an manchen Stellen der Aussenseite noch 
bis zu3 m und darüber; auf der Innenseite gleicht der Mauerzug einer meterhohen, 
ım 75cm dicken Brüstung und lässt den Blick in die waldige Umgebung nach 
allen Seiten frei. 
Wie diess bei altem trümmerhaftem Steinwerk im Dekumatenlande vielfach 
zu geschehen pflegt, ist auch die Schnellertsruine in’s graue Alterthum versetzt und 
ihr bald römischer, bald vorrömischer Ursprung zugesprochen worden. Weder die 
eine noch die andere Meinung ist angesichts des Thatbestandes stichhaltig. Die 
Mauertechnik deutet ebenso wenig auf das ungeregelte mörtellose Steingefüge alt- 
germanischer Ringwälle, wie auf die gediegene Steinschichtung und den eigenthüm- 
lichen Mörtelverband römischer Wehrbauten. Ueberall verräth vielmehr der Mauerbau 
die Technik des Mittelalters, sowohl in der Anordnung der derben horizontalen 
Werksteinlagen, wie vornehmlich im starken Auftrag des mit dem Gestein eine fast 
untrennbare Masse bildenden Mörtels, dessen Festigkeit in Erstaunen setzt und zu 
dessen Wiederbesitz wir ungeachtet aller Versuche noch nicht gelangt sind. Von 
ansehnlicheren Werkstücken ist nichts mehr vorhanden als geringe Ueberreste un- 
gegliederter, pfeilerartig behauener Sandsteine, die als Thürgewände gedient haben 
mögen; sie liegen im Gebüsch unweit des westlichen Theiles des Mauermantels 
und seines Zuganges. Die erwähnten technischen Merkmale, zusammengehalten 
mit dem Charakter der ganzen Plananlage, stellen den mittelaltrigen Ursprung der 
Schnellertsveste ausser Zweifel. 
Was die verhältnissmässig bescheidenen Abmessungen des Gebäudes betrifft, 
so vermögen dieselben die Bestimmung des Schnellerts als Wehr- und Wohnbau 
ebenfalls nicht in Frage zu stellen. Das Mittelalter errichtete nicht immer umfang- 
reiche Burgen, sondern auch kleinere Vesten des niederen Adels, die sogen. Burg- 
ställe. Das Aufblühen der Geschlechter schuf in der Folge aus manchem Burgstall 
eine beträchtlichere Wehr- und Wohnanlage, eine Herrenburg. Dazu ist es augen- 
scheinlich beim Schnellerts nie gekommen. Die Veste war und blieb bis zu ihrem 
Ursprung 
Bedeutung 
  
  
    
  
    
  
  
    
    
   
    
     
  
   
   
  
     
   
    
  
  
   
    
  
  
   
   
     
   
  
   
   
    
   
  
  
 
	        
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