STEINBACH U. EINHARD-BASILIKA
Regelmässigkeit des Schichtenwechsels entsteht. Kämpfer aus buntem Sandstein,
gleichfalls der Seligenstädter Basilika analog, vermitteln den Uebergang vom Pfeiler-
schaft zu den Archivolten. Nur darin weicht Steinbach von Seligenstadt ab, dass
die Farbe des gebrannten Materiales in tieferem Roth glüht und die Archivolten
nicht in Backstein, sondern in Haustein sich wölben. — Zur Beurtheilung der Ab-
messungen mögen folgende Angaben dienen: Pfeilerhöhe, einschliesslich Kapitäl
und Basament, 2 m 97 cm; Pfeilerbreite 60 cm; Höhe der Kämpfer 17 cm;
Höhe des Basamentes 22 cm; obere Basamentbreite 5!/g cm; untere Basamentbreite
12 cm; Spannweite der Archivolten Iı m 38 cm. Die Pfeiler bestehen aus 42 Ziegel-
schichten, in einer Gesammthöhe von 2 m 82 cm; die mittlere Höhe von Backstein
nebst Fuge ergibt sich daher zu etwa 6,7 cm, die Höhe des Backsteines zu
3,85—3,4 cm, die Dicke des Mörtels zu 2,9--2,7 cm. Die Länge der durch-
laufenden ganzen Ziegel beträgt etwa 33 cm, wird also von den grössten Krypten-
ziegeln (35—36 cm) übertroffen.*) Ueberhaupt ist die Backsteinhöhe und die Dicke
der Mörtellagen an den verschiedenen Gebäudetheilen wechselnd; auch die Bruch-
steine der Archivolten haben unterschiedene Abmessungen.
Der gesammte Arkadenbau ist von so grosser technischer Tüchtigkeit, dass
er nicht nur im Inneren, wo an mehreren Stellen der Bewurf noch haftet, sondern
sogar auf der Wetterseite, wo der Verputz dem Einfluss der Elemente gewichen ist,
in seiner Struktur nicht im mindesten gelitten hat. Ja, der ganze Stützenbau stellt
sich im Steinmaterial wie in den Mörtelschichten so unversehrt dar, als sei das
Werk erst vor verhältnissmässig kurzer Zeit und unter sorgfältigster Bauführung aus
den Händen der Werkleute hervorgegangen. Der Unterschied dieser mehr als
eintausendjährigen Ziegelbautechnik ist gegenüber Zuthaten neueren Datums so
bedeutend, dass beispielsweise die Füllmauern, womit nach der Zerstörung der Neben-
schiffe die Arkadenöffnungen behufs Ausnützung des erhalten gebliebenen Mittel-
schiffes für Profanzwecke geschlossen wurden, ein altes verwittertes Aussehen haben,
während die wetterfesten schlanken Karolingerpfeiler im satten Roth des Backsteines
und im lichten Gelb der breiten Mörtelfugen auf den ersten Blick wie jüngere
Schöpfungen sich dagegen abheben und durch ihr vortreffliches Gefüge wie durch
ihre Farbenwirkung, besonders im Abendsonnenlicht, eine wahre Augenweide für
den Kunstfreund sind. — Ob die Hochwände der gleichen Werksteintechnik folgen
und ebenso entschieden für die Einhardzeit zu beanspruchen sind, kann nur eine
genaue Untersuchung klaıstellen, da hoch über den Arkaden der Bewurf noch
haftet. Bemerkenswerth in diesem Betracht bleiben dort jedenfalls die Oeffnungen
des Lichtgadens, auf deren Uebereinstimmung mit den Fenstern der Chorapsiden
schon hingewiesen wurde, wo die mit zerstossenen Ziegelstücken untermischten
Mörtelfugen ebenfalls den karolingischen Ursprung deutlich bekunden.
Ist hiernach schon die Technik der wesentlichsten Theile des Baukernes der
Basilika der Art, wie diese Weise nur an Karolingerbauten, d. h. an Architekturen
vorkommt, bei deren Errichtung die Ueberlieferungen römischer Werktechnik noch
herrschend waren und mit Berechnung geübt wurden, so ist der weitere Umstand
*) Diese Angaben beruhen auf dankenswerthen Aufnahmen von Studirenden der Darmstädter Technischen
Hochschule, Hörer meines Kollegs für Kunstgeschichte.