Full text: Kreis Erbach (A, [2])

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Kirche 
Liturgische 
Gefässe 
Wüstungen 
2.720 KREIS ERBACH 
AXXN1. WALD-AMORBACH 
u . 
6, ILIALDORF, nördlich von Erbach, nordöstlich von Höchst, 1303 
Ammuarbach, 1382 Ammerbach, 1485 Amberbach, 1502 Amerbach, 
dann bis auf die Neuzeit Wüst-Amorbach genannt, war Sitz einer 
   
wahrscheinlich im Beginn des 16. Jahrhunderts erloschenen Adelsfamilie 
mit den beiden Linien Schelle von Amorbach und Schelle von Umstadt, aus denen 
im 14. und 15. Jahrhundert Burgmänner zu Breuberg, Erbach und Babenhausen 
vorkommen. 
Das vom evangelischen Pfarramt Heubach im Kreis Dieburg pastorirte Goftes- 
haus ist ein kapellenartiger Bau, welcher im Jahre 1739 an die Stelle eines dem 
h. Apostel Bartholomäus geweihten Heiligthums trat, über dessen Zeitverhältniss und 
Stilbeschaffenheit keine Kunde mehr besteht. Das jetzige Gebäude erhebt nur geringe 
baukünstlerische Ansprüche; seine dürftigen Formen lassen jedoch nicht zu ver- 
kennende Einwirkungen des in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts herrschenden 
Spätbarocco durchschimmern. — Die Plananlage bildet ein Rechteck mit dreiseitigem 
Chorschluss. Zwei rundbogige, ungegliederte Eingänge führen zum Innenraum, 
welcher durch ein schlichtes, ebenfalls im Rundbogen gestaltetes Fensterpaar das 
nöthige Licht empfängt. Orgelbühne und Emporen sind von einfacher Struktur 
und dehnen sich über sämmtliche Hochwandflächen aus. Die Kanzel ist an der 
polygonen Brüstung von geradlinigen Feldern umgeben; den Schalldeckel schmückt 
ein gehäufter Simskranz mit dekorativem Aufsatz, über welchem ein Kreuz ansteigt. — 
An der Aussenseite entwickelt sich aus dem Fassadengiebel ein schieferbekleideter 
Dachreiter anfänglich quadratisch, dann in geschwungener Linie zum achtseitigen 
Glockenhaus übergehend, dessen halbkugelförmige Bedachung ein schmiedeisernes 
Kreuz ziert. 
Unter den liturgischen Gefässen ist eine mit der Jahrzahl 1788 bezeichnete 
Hostienbüchse zu nennen, welche an den Aussenseiten der Wandungen und auf 
dem Deckel mit Reliefzügen von Laubwerk und Fruchtschnüren im Zopfstil orna- 
mentirt ist. Eine gleichaltrige Taufschüssel enthält auf ihrer Innenfläche eine eben 
nicht kunstvolle Reliefdarstellung der Taufe Christi im Jordan. Zwei Abendmahls- 
kannen aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts sind auf ihren Wandungsflächen 
mit spiralförmigen Furchen umzogen. Sämmtliche genannten vasa sacra sind aus 
Zinn. Aus dem nämlichen Metall bestehen einige andere Gefässe von gleicher 
liturgischer Bestimmung, deren Schlichtheit übrigens zu einer genaueren Besprechung 
keinen Anlass bietet. 
Im Thalgrund westlich vom Dorfe waren bis zum Jahre 1846 die Trümmer 
des Stammsitzes der Adelsfamilie von Schelle vorhanden. Damals wurde mit den 
Ueberresten des Ruinenbestandes so gründlich aufgeräumt, dass von der Anlage 
des Herrensitzes gegenwärtig nur noch die Dämme eines Teiches sichtbar sind.
	        
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