Full text: Kreis Erbach (A, [2])

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welche später, mit geringen Ausnahmen, nach Erbach und Wertheim verbracht 
worden sind. Im Obergeschoss dehnt sich der geräumige Zrauensaal aus. Der 
flachgedeckte Saal hat sein mittelaltriges Gepräge fast ganz verloren. Nur die von 
einem zierlichen Rautengewölbe überdeckte spätgothische Zrkernische, auf deren 
Siedel einst die Burgfrau thronte, um Töchter und Gesinde mit gutem Beispiel zur 
Arbeit im Spinnen und Nähen, Weben und Sticken anzuhalten, erinnert an die alte 
Burgenhäuslichkeit. An den Lichtöffnungen des Gebäudes ist die spätgothische Fenster- 
form des an den Seiten geschmiegten Sturzes, sogen. Vorhangbogen, mehrfach erhalten. 
Das zwischen dem Kapellenbaukörper und dem Burgportal gelegene Gebäude 
wird in einer Urkunde vom Jahre 1556 der Alföaw genannt und enthält im 
Untergeschoss die Drunnenhalle mit dem über 85 m tiefen, theilweise verschütteten 
und ausgetrockneten Radbrunnen. Die flachgedeckte Halle zeigt nichts Erwähnens- 
werthes in ihrer Struktur. Das alte Radwerk hat wenig gelitten. Die achtseitige 
Brunneneinfassung, welche auf ihren glatten Flächen von Rahmenprofilen im 
Renaissancestil umzogen ist, scheint in das Jahr 1560 zurückzugchen, wo die da- 
maligen Burgherren von Erbach und Stolberg-Königstein urkundlich den Brunnen- 
meister Aropf beauftragten, »den Brunnen uff Breuberg vollendts außzuferttigen.« 
Vorher war nur eine Cisterne vorhanden, die in einer Urkunde von 1357 erwähnt 
wird. Indess waren weder Cisterne noch Radbrunnen im Stande, dem Wasser- 
bedürfniss auf die Dauer zu genügen. Zur Beseitigung des Uebelstandes wurde 
in der Folge eine Leitung aus dem Mühlhäuser Thal hergestellt und das Wasser 
dem Breuberg vermittelst eines durch die Mümling getriebenen Druckwerkes zu- 
geführt, welches dort u. a. auch den obengedachten, am Bergfried befindlichen 
Nischenbrunnen speiste, unter dem wohl der in Urkunden von 1626— 1667 er- 
scheinende Springdrunnen zu verstehen sein wird. Leider wurde die kunstreiche 
Wasserversorgung schon i. J. 1675 während des Reunionkrieges durch Streifkolonnen 
der Armee Türenne’s von Grund aus zerstört. Das Druckwerk-Gebäude lag unter- 
halb Neustadt in der Nähe der Wolfenmühle und wurde zu Anfang des ı8. Jahr- 
hunderts wegen Baufälligkeit niedergelegt. Inzwischen war der Radbrunnen wieder 
zu Ehren gekommen; jedoch nicht für immer. Nach einer urkundlichen Notiz 
v.J. 1781 versiegte der Brunnen in Folge Vernachlässigung mehr und mehr. Für 
den gewöhnlichen Gebrauch musste wieder Cisternenwasser aushelfen; das Trink- 
wasser aber wurde aus dem Thale durch drei Esel auf die Burg gebracht. — Auch 
von der im Norden des Breuberg gelegenen wasserreichen Hackmesser-Höhe soll 
eine Leitung nach der Burg geführt ‘und zur Speisung der im nördlichen Wehr- 
graben vorhandenen Cisterne gedient haben. 
Des in der Brunnenhalle links neben dem Eingang aufgestellten römischen 
Alfares wurde zu Anfang dieses Abschnittes (S. 17) als eines die Niederlassung 
der Römer auf dem Breuberg bestätigenden Fundes schon flüchtig gedacht. Es 
erübrigt, der auf den vier Seiten der inschriftlosen Ara befindlichen stark beschädigten 
Relieffiguren von ein Drittel Lebensgrösse zu gedenken, welche nach der Erklärung 
des Hrn. Professor Dr. K. Zangenmeister in Heidelberg die olympischen Gottheiten 
Juno, Minerva, Merkur und Herkules darstellen. Der gegenwärtige Zustand der 
Skulpturen ist einer künstlerischen Beurtheilung durchaus ungünstig. 
Brunnenhalle, 
Radbrunnen und 
Wasserleitung 
Römischer Altar 
 
	        
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