Full text: Kreis Erbach (A, [2])

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Sakristei 
Thurm 
Glocken 
KREIS ERBACH 
homiletischen Sprechhalle nicht hinaus, ganz in Uebereinstimmung mit zahlreichen 
anderen in jener Zeit entstandenen, dem sogen. architektonischen Rationalismus 
huldigenden Predigtsäälen, denen jede kirchliche Stimmung fehlt. Eine ungegliederte 
Flachdecke überspannt den Raum, an dessen Hochwänden Doppelreihen von Em- 
poren angebracht sind. Der Hofloggia gegenüber bilden Altar, Kanzel und Orgel- 
bühne in aufsteigender Anordnung eine hochragende Gruppe. Altar und Kanzel 
haben Erbacher Marmor zum Material und zeigen Verzierungen in Weiss und Gold. 
Engelpaare halten die am Rande des Kanzeldeckels hängenden holzgeschnitzten 
Draperieen. Hoch oben auf dem Orgelgehäuse erscheinen posaunenblasende 
Himmelsboten. Eine Wappendecoration in Rococoornamentik schliesst das Ganze 
in befriedigender Weise ab. 
Die Sakrıster ist der einzige Gebäudetheil älteren Ursprungs; sie besteht 
nämlich aus dem Untergeschoss eines im Zuge der Beringung des ‚Sfädtels dicht 
am Mümlingufer befindlichen ehemaligen Mauerthurmes. Das Thurmgeschoss hatte 
schon der niedergelegten Stadtkapelle als Chorraum gedient. In seiner früheren 
Vollständigkeit war der alte Wehrthurm als Glockenthurm eingerichtet. -— An mittel- 
altrigen liturgischen Gefässen und Devotionalien aus Edelmetall besitzt die Sakristei 
nichts mehr. *) 
Der 7hurm der jetzigen Kirche baut sich auf quadratischem Grundriss in 
drei Geschossen auf. Ueber dem von einer eisernen Balustrade mit Wasserspeiern 
in Fischgestalt umschlossenen, weit vorkragenden Kranzgesims setzt die Viereckform 
in ein verjüngtes Oktogon um, mit abwechselnd breiten und schmalen Wandflächen ; 
die letzteren sind gegiebelt. Die Bekrönung des Oktogons besteht aus einer schiefer- 
bedeckten sogen. welschen Haube und einem Laternenthürmchen mit kuppelartig 
anhebendem, dann pyramidenförmig verlaufendem Abschluss, aus welchem über dem 
Thurmkopf ein vergoldetes stilisirtes Kreuz in die Lüfte ragt. 
Die Kirche hat vier Glocken, von denen die drei kleineren i. J. 1850 umge- 
gossen worden sind. Die erhaltene grosse Glocke, welche laut der Erbacher Kirchen- 
rechnung aus dem Kloster Schönau stammt und 1563 nach Erbach überführt 
wurde, trägt folgende Inschrift: 
DCECCLVII-V: KL- SEPS-HCD-E:-HC-OPVS-IN-HoE- 
SCE- DARIE:-SVB:-DO.-IONE -ABBE-XRXI- A-ERHORE- 
NICOLAO -DCO - SNISZ- SACE-E5:-DONHCHO:: 
d. i.: »Im Jahr 1357 am 28. August ist dieses Werk zu Ehren der heiligen Jungfrau 
Maria unter Herrn Johannes, dem einunddreissigsten Abte, vom Bruder Nikolaus, 
genannt Snitz, Priester und Mönch, gemacht worden.« Die Inschrift legt die Ver- 
muthung nahe, dass in der leider nicht näher bezeichneten Abtei der Glockenguss 
durch den kunstverständigen Ordensmann Nikolaus Snitz in grösserem Umfang be- 
trieben wurde. Schon der alte Daniel Schneider (1736) hat diese Glockennotiz 
der Aufzeichnung für werth erachtet, gleichzeitig aber auch folgende Inschrift des 
*) Ueber ehedem Vorhandenes s, J. Ph. W. Luck, S. 8 und og. 
    
   
  
   
   
  
  
     
    
   
   
   
    
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
     
    
    
   
  
  
  
    
      
  
  
  
   
DER EREN 
nd f 
is
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.