Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

    
     
   
  
  
  
  
     
  
   
  
   
    
     
    
   
  
  
  
  
  
     
   
   
    
   
   
    
EHEMALIGER KREIS WIMPFEN 
Chor, Aeusseres Der Chor baut sich fünfseitig aus dem Achtort auf, in werktüchtigen, sorg- 
fältig gemeisselten Sandsteinquadern. Oberhalb eines wuchtigen Sockels umgürtet 
ein kräftiges Kaffgesims den stattlichen, langgestreckten Bau. Die Strebepfeiler , je 
sechs auf Nord- und Südseite, sind von der dritten Abstufung an aufwärts verjüngt, 
geradlinig abgeschrägt und durch Wasserschläge gegliedert. Die Fensterarchitektur 
ist von bemerkenswerther Höhe und Schlankheit, eine Anordnung, die an nieder- 
rheinischen Einfluss gemahnt. Am mittleren Chorfenster ist das Pfostenwerk drei- 
theilig, an den übrigen Lichtöffnungen durchweg zweitheilig. Die unterhalb der 
Sohlbänke über dem Kaffgesims angebrachten Rundfenster sind eine Neuerung der 
Barockzeit. Im Maasswerk der gothischen Fenstergiebel wechseln Dreipässe mit 
Vierpässen in stilistisch reinen, ungekünstelten Formen. Die gleiche Schlichtheit 
herrscht in der Bildung des kraftvoll gekehlten Kranzgesimses. Einfach gross ist 
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kundigen Beschauer. Weder Drucknoch (| = ER x 
die Wirkung des Chores auf den stil- 
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Verkümmerung lastet auf den maass- 
vollen, edlen und harmonischen Ver- 
  
/ hältnissen des Bautheiles, an welchem I\ A > 
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folgende Steinmetzzeichen auftreten: ! 
Langhaus, Das Langhaus, welches einen beträchlichen Theil seines gothischen Stil- 
Aeusseres, Nord- Ei arte 5 5 J “ 
Be gepräges durch die im Beginn des 18. Jahrhunderts vorgenommenen Bauveränderungen 
eingebüsst hat, übertrifft die Breite des Chores um 3 m an jeder der beiden Seiten. 
Der Kern der alten Umfassungsmauern ist in den unteren und mittleren Bestand- 
theilen noch vorhanden. An der Nordseite (Schauseite) läuft, wie am Chor, ein 
gothisches Kaffgesims über dem Sockel hin; ihm entspricht auf halber Höhe des 
Bautheiles ein zweiter Simszug, wodurch die Hochwand in eine obere und untere 
Abtheilung zerfällt. Letztere hat ihre spitzbogigen Lichtöffnungen, an denen weder 
Pfostung noch Maasswerk vorhanden, kennbar bewahrt. Die Fenster sind von geringer 
Breite; dagegen erweitern sich ihre Laibungen in starker Ausladung. Der Lichtgaden 
der oberen Abtheilung besteht aus Barock-Fenstern, die über den gebrochenen Linien- 
zügen ihrer Gewände rundbogig abschliessen. Das Kranzgesimse folgt wieder dem 
gothischen Gesetz und liegt in gleicher Flucht mit dem Kranzgesims des Chores, 
gewissermassen als dessen Fortsetzung und in Uebereinstimmung mit den Formen 
der breit unterschnittenen Kehlung. Angesichts dieser Erscheinung wirft sich die 
Frage auf: ist die ganze obere Hochwandabtheilung ursprünglich, d. h. aus früh- 
gothischer Zeit, oder ist sie beim Umbau des Langghauses behufs Anlage des 
Barocklichtgadens und unter Wiederverwendung des alten Kranzgesimses aufgesattelt 
worden? Nur eine genaue bautechnische Untersuchung des Mauerwerkes kann diese 
Frage endgiltig lösen. Entschieden spätbarock sind die östlichen und westlichen 
Giebelabschlüsse, wie überhaupt die ganze Bedachung des Langhauses einschliesslich 
des Dachreiters, in dessen Knopf bei einer Erneuerung im Jahre 1884 eine Zinktafel 
mit folgender Inschrift zum Vorschein kam: 
INITIUM SANCTI EVANGELH SECUNDUM JOANNEM. SUB PON- 
TIFICE CLEMENTE XI IMPERATORE CAROLO VI GENERALE RE- 
VERENDO ANTONINO CLOCHE PROVINCIALE DIGNISSO AR & EX.
	        
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