Seitenaltäre
Rosenkranzaltar
Gemälde
Skulpturen
102 EHEMALIGER KREIS WIMPFEN
Astronomie. Die andere Figur tritt ebenfalls im Ordensgewand mit Mitra, Pedum
und Evangeliar auf, und wurde bisher auf den h. Kirchenlehrer Thomas von Aquino
bezogen. Das erzbischöfliche Pallium über dem Habit und das Attribut der in der
Hand eines Engels schwebenden Waage mit drei goldenen Aepfeln sowie das Spruch-
band mit der Inschrift Deo gratias deuten jedoch mit Verlässigkeit auf den h. Antonius,
Trzbischof von Florenz hin. Beide Statuen sind über und über vergoldet. Dieser
gleissende Schmuck beeinträchtigt jedoch keineswegs ihre gemessene Haltung, die
frei ist von der Unruhe, welche sonst die zeitgenössische Plastik beherrscht. Meister-
händen ersten Ranges verdanken die Statuen ihr Dasein nicht und augenscheinlich
stand ihr Urheber mit der Bewältigung des Kolossalen auf gespanntem Fusse. Dennoch
dürfen die Figuren eine gewisse Würde beanspruchen. Die Gewandung fällt in un-
gesuchtem Wurf; das konventionelle Flattern der Draperieen ist vermieden.
Gegenüber dieser Gemessenheit und Ruhe wirken die den Hochaltarbau bevölkernden
Himmelsboten in Anordnung und Bewegung weit mehr malerisch als plastisch, ein
Gegensatz, der die Einheit des Stiles durchbricht und aufhebt. — In Farbe gesetzt
wurde der Hochaltar i. J. 1746 von Kummer aus Eybach, welcher für seine Leistung
500 Gulden nebst Verköstigung im Kloster für sich und seine drei Gesellen erhielt.
Die Holzarchitektur ist dunkelbraun marmorirt und wirkt sowohl durch diesen
trügerischen Anstrich wie durch die verschwenderische, übersättigte Vergoldung der
theils naturalistischen theils stilisirten Ornamentation minder als eine hochkünstlerische
Leistung, denn als ein virtuosenhaft prunkendes Schaustück. Im Uebrigen wird man
auch dem Barocco und Rococo, wie jeder anderen Kunstweise, das Recht auf Existenz
innerhalb der diesen Richtungen eigenen zeitlichen und räumlichen Begrenzung
gerne zugestehen.
Dem Beispiel des Hochaltares folgen nach Stil und Aufbau, jedoch in be-
scheideneren Abmessungen zwei neben dem Triumphbogen befindliche, von dem
symbolischen Auge Gottes überstrahlte Seitenaltäre, von denen der nördliche die
Inschrift ALTARE S. S. ROSARI, Rosenkranz-Altar, nebst der Jahreszahl 1745
trägt. Die Hauptabtheilung des Altaraufsatzes wird von einem die Rosenkranzstiftung
verherrlichenden Gemälde eingenommen. Der h. Dominikus und die h. Katharina
von Siena knieen in Verehrung vor der h. Jungfrau und dem göttlichen Kinde, aus
deren Händen sie den Rosenkranz empfangen. Darüber erscheint als Altarbekrönung
ein kleineres die h. Rosa von Lima darstellendes Gemälde. Beide Bilder erheben sich
nicht über Mittelgut und haben zudem in Folge mangelhafter Technik und durch
Verwahrlosung schwer gelitten. Die Anfertigung eines neuen Rosenkranz-Altarbildes
durch berufene Künstlerhand steht in Aussicht.
Neben dem Hauptgemälde erscheinen in korinthisirenden Säulennischen und
unter schwebenden Engelgruppen die lebensgrossen polychromen Holzstatuen des
h. Hyacinthus und des h. Petrus von Verona im Habit der Dominikaner. St. Hyacinth
trägt als Attribute eine Monstranz und eine Marienstatuette zum Zeichen der durch
den frommen Ordensmann bewirkten Rettung dieser Heiligthümer. St. Petrus von
Verona hält ein Evangeliar und ein Schwert in den Händen als Attribute seines
Lehramtes und seines Martyriums. — An den Säulenbasamenten ist als Hauptmarke
ein Mühlrad angebracht, begleitet von einer Inschrift, die besagt, dass der Müller