Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
    
    
  
  
   
  
  
  
  
  
  
     
    
   
  
  
  
   
  
  
    
   
  
  
  
  
   
   
    
Eingang 
Kreuzgang 
zur Baugruppe 
EHEMALIGER KREIS WIMPFEN 
Der Kirchenvorstand beabsichtigt für die nächste Zeit die Vornahme ver- 
schiedener Erneuerungen des Gotteshauses; möge es ihm auch gefallen, dem herr- 
lichen Chor die ursprüngliche Bestimmung als Sanktuarium durch Versetzung des 
Hochaltares in die grossräumige Ostung zurückzugeben und dadurch der Kirche 
ihre volle baukünstlerische Wirkung, die nur vom Ganzen ausgeht, zu sichern. 
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KREUZGANG UND KONVENTSGEBÄUDE 
DES EHEMALIGEN DOMINIKANER-KLOSTERS 
Der Kreuzgang und das damit in Verbindung stehende Konventsgebäude lehnen 
sich unmittelbar an die Südseite der Klosterkirche an. In der zur Baugruppe an- 
steigenden, durch architektonische Prospekte überaus malerisch wirkenden Kloster 
gasse führt östlich vom Chor eine Treppe zum Eingang und zum Pförtnerhause. 
Dieser Bautheil erlitt im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts eine Veränderung 
von Grund aus. Auf diesen Umbau deutet am Durchgang des Gebäudes die Jahr 
zahl 1770 an der Rococo-Einfassung des Schlusssteines. In der Mitte des Steines ist 
das Relief eines Hundes mit lodernder Fackel im Maule als Dominikaner-Symbol im 
Sinn von Domini canes, Hunde des Herrn kunstlos ausgemeisselt. Darüber er- 
scheinen zwei gekreuzte Stäbe als Konventszeichen, an dessen Seiten die Initialen 
CWOP., eine Abbreviatur von Convenlus Wimpinensis Ordinis Praedicatorum, 
Wimpfener Konvent des Predizerordens, sind. Auf dem Rücken des Hundes erhebt 
sich ein Blumenstengel und ein freischwebender sechsstrahliger Stern. Die Thür 
gewände zeigen die dem Rococo eigenthümliche Eckengliederung gebrochener Rund- 
stäbe. Das Gitter an dem Auslugfenster der Pförtnerwohnung ist eine einfach 
schöne, gediegene Kunstschlosserarbeit. Der darauf folgende, ebenfalls in Rococo- 
formen errichtete Haupteingang des Klosters liegt neben der Ostseite der Sakrı 
stei und führt unmittelbar in den Kreuzgang, woselbst gleich rechts eine kleine, dem 
Anschein nach holzgeschnitzte Pietasgruppe mit Spuren ehemaliger Vergoldung in 
einer vergitterten Nische steht. Die Gruppe trägt die Merkmale der Spätgothik des 
15. Jahrhunderts, ist aber künstlerisch anspruchslos. 
Der Kreuzgang (Fig. 57) umschliesst einen quadratischen Raum von je 22m 
Seitenlänge: den ehemaligen Klostergarten oder Kreuzgarten, in dessen Mittelpunkt 
ehedem in Uebereinstimmung mit erhaltenen Klosterfriedhöfen dieser Art ein 
Krucifix oder ein mit einem Kreuz bekrönter Brunnen gestanden haben mag, der zu 
den Gesichts- und Händewaschungen der Religiosen vor dem Eintritt in die Kirche 
sowie vor und nach den Mahlzeiten diente. Jetzt ist der Garten in einen freien Platz 
umgewandelt und Turngeräthe für die Schuljugend stehen umher. Das stattliche 
Bauwerk stellt sich in seinen vier Flügeln als ein zweigeschossiger Gebäudekomplex 
dar, dessen Erdgeschosse nach dem Kreuzgarten als luftire Arkaden sich öffnen und 
reizende perspektivische Durchsichten gewähren. Die Struktur des Gebäudes scheint 
in einem Zuge geschaffen zu sein; das Pfosten- und Maasswerk der Arkatur hingegen 
verdankt seine Entstehung verschiedenen Zeiträumen. Darnach sind denn auch die 
 
	        
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