Eingang
Kreuzgang
zur Baugruppe
EHEMALIGER KREIS WIMPFEN
Der Kirchenvorstand beabsichtigt für die nächste Zeit die Vornahme ver-
schiedener Erneuerungen des Gotteshauses; möge es ihm auch gefallen, dem herr-
lichen Chor die ursprüngliche Bestimmung als Sanktuarium durch Versetzung des
Hochaltares in die grossräumige Ostung zurückzugeben und dadurch der Kirche
ihre volle baukünstlerische Wirkung, die nur vom Ganzen ausgeht, zu sichern.
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KREUZGANG UND KONVENTSGEBÄUDE
DES EHEMALIGEN DOMINIKANER-KLOSTERS
Der Kreuzgang und das damit in Verbindung stehende Konventsgebäude lehnen
sich unmittelbar an die Südseite der Klosterkirche an. In der zur Baugruppe an-
steigenden, durch architektonische Prospekte überaus malerisch wirkenden Kloster
gasse führt östlich vom Chor eine Treppe zum Eingang und zum Pförtnerhause.
Dieser Bautheil erlitt im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts eine Veränderung
von Grund aus. Auf diesen Umbau deutet am Durchgang des Gebäudes die Jahr
zahl 1770 an der Rococo-Einfassung des Schlusssteines. In der Mitte des Steines ist
das Relief eines Hundes mit lodernder Fackel im Maule als Dominikaner-Symbol im
Sinn von Domini canes, Hunde des Herrn kunstlos ausgemeisselt. Darüber er-
scheinen zwei gekreuzte Stäbe als Konventszeichen, an dessen Seiten die Initialen
CWOP., eine Abbreviatur von Convenlus Wimpinensis Ordinis Praedicatorum,
Wimpfener Konvent des Predizerordens, sind. Auf dem Rücken des Hundes erhebt
sich ein Blumenstengel und ein freischwebender sechsstrahliger Stern. Die Thür
gewände zeigen die dem Rococo eigenthümliche Eckengliederung gebrochener Rund-
stäbe. Das Gitter an dem Auslugfenster der Pförtnerwohnung ist eine einfach
schöne, gediegene Kunstschlosserarbeit. Der darauf folgende, ebenfalls in Rococo-
formen errichtete Haupteingang des Klosters liegt neben der Ostseite der Sakrı
stei und führt unmittelbar in den Kreuzgang, woselbst gleich rechts eine kleine, dem
Anschein nach holzgeschnitzte Pietasgruppe mit Spuren ehemaliger Vergoldung in
einer vergitterten Nische steht. Die Gruppe trägt die Merkmale der Spätgothik des
15. Jahrhunderts, ist aber künstlerisch anspruchslos.
Der Kreuzgang (Fig. 57) umschliesst einen quadratischen Raum von je 22m
Seitenlänge: den ehemaligen Klostergarten oder Kreuzgarten, in dessen Mittelpunkt
ehedem in Uebereinstimmung mit erhaltenen Klosterfriedhöfen dieser Art ein
Krucifix oder ein mit einem Kreuz bekrönter Brunnen gestanden haben mag, der zu
den Gesichts- und Händewaschungen der Religiosen vor dem Eintritt in die Kirche
sowie vor und nach den Mahlzeiten diente. Jetzt ist der Garten in einen freien Platz
umgewandelt und Turngeräthe für die Schuljugend stehen umher. Das stattliche
Bauwerk stellt sich in seinen vier Flügeln als ein zweigeschossiger Gebäudekomplex
dar, dessen Erdgeschosse nach dem Kreuzgarten als luftire Arkaden sich öffnen und
reizende perspektivische Durchsichten gewähren. Die Struktur des Gebäudes scheint
in einem Zuge geschaffen zu sein; das Pfosten- und Maasswerk der Arkatur hingegen
verdankt seine Entstehung verschiedenen Zeiträumen. Darnach sind denn auch die