Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

      
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
    
Allgemeines 
EHEMALIGER KREIS WIMPFEN 
  
  
  
Fig. 59. Wimpfen a. B. Kaiserpfalz. Frontalansicht. Blick vom rechten Neckarufer. 
PROFANBAUTEN 
KAISERPFALZ 
Welches erfreuliche Bild von hoher Kultur und pulsirendem Gedeihen die alte 
Reichsstadt Wimpfen im Mittelalter dargeboten, das bezeugen nicht nur die Schöpfun- 
gen der Sakralarchitektur, sondern auch manche Werke der Profanbaukunst, und 
zwar in erster Linie die ehrwürdigen Ueberreste der ehedem glanzvollen Kaiser- 
pfalz, jetzt leider ein Gräuel von Verwüstung. 
Diese Ruinen bezeichnen im Süden des Grossherzogthums Hessen den Beginn 
einer Reihe von Palatialbauten romanischen Stiles, wie solche kein anderes deutsches 
Land in gleich unmittelbarer Folge aufzuweisen hat. An die Wimpfener Pfalz 
schliesst sich innerhalb der Provinz Starkenburg ein vom Westflügel des Renaissance- 
schlosses zu Babenhausen überbauter Palas an, sowie die am Hochufer des Maines 
frei gelegene Palastruine zu Seligenstadt. Innerhalb der Provinz Oberhessen findet 
die Reihe dieser Gattung von Gebäuden ihre Fortsetzung in den älteren Ueberresten 
des grossentheils den Gesetzen der Gothik und Renaissance folgenden Schlosses zu 
jüdingen und in den ansehnlichen Ruinen der Burg Münzenberg. In der Provinz 
Rheinhessen sind von der durch Kaiser Friedrich Barbarossa erweiterten Karolinger 
pfalz zu Nieder-Ingelheim nur noch wenige Spuren übrig. Unweit der Östgrenze des 
Grossherzogthums aber erscheinen der Hohenstaufenpalast zu Gelnhausen und die 
Wildenburg bei Amorbach als grossartige Monumente in der Gruppe mittelrheinischer 
Palatien, während im Westen der Barbarossapalast zu Kaiserslautern Jahrhunderte 
lang, wenn auch nicht unberührt von der zerstörenden Zeit, aufrecht stand, um leider 
im Beginn des 19. Säkulums durch nivellirende Bauweisheit zu Gunsten eines neuen 
Zuchthauses spurlos vom Erdboden zu verschwinden. In den deutschen Gauen nörd- 
lich vom Grossherzogthum Hessen wird die romanische Palatialarchitektur nach 
meilenweiter Unterbrechung erst wieder durch die Wartburg bei Eisenach, das 
Kaiserhaus zu Goslar und die Burg Dankwarderode zu Braunschweig glanzvoll ver- 
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