Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

   
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Wichtigkeit; einmal durch den Umstand, dass die Mauer an der östlichen Arkaden- 
reihe der Palasfront im rechten Winkel ansetzt, und dann, dass in ihrer Mitte eine 
auf gleichem Niveau mit dem ehemaligen Estrich des Palas-Hauptgeschosses befind- 
liche, längst vermauerte Pforte die Verbindung zwischen Kaisersaal und Gotteshaus 
erkennen lässt. Was liegt näher als der technisch begründete Schluss, dass diese 
Pforte als Eingang zu einer Kapellenempore zu betrachten ist? Und was liegt nicht 
minder nahe, als die Annahme, dass die im Palatium residirenden gekrönten Häupter, 
wenn sie zum Besuch des Gottesdienetes ihre Kemnate verliessen, den Palassaal 
durchschritten und durch jene Pforte die nach dem Inneren der Pfalzkapelle sich öff- 
nende Hofloggie betraten ? Hier war es, wo die stolzen, mächtigen Hohenstaufenkaiser an- 
gesichts des Hochaltares und seiner Mysterien in Demuth auf den Knieen lagen, um 
das andachtsvolle Herz zum Herrn der Heerschaaren zu erheben. 
Welchen Zwecken dient das Innere des altehrwürdigen Heiligthums gegen- 
wärtig? Ueberschreiten wir die Schwelle des neben einem Vorsprung der Palas- 
mauer befindlichen rundbogigen Kapelleneinganges im jetzigen 
Krdgeschoss, so treten wir nicht in einen dem Gottesdienst 
gewidmeten Raum, sondern in einen Kuhstall. Das rechts 
neben der Thür eingemauerte steinerne Weihwasserbecken 
so sah der Verfasser den Thatbestand — dient theils als 
bequemer Behälter für Nägel, Hammer und Zange, theils als 
willkommener Stützpunkt zum Anlehnen von Mistgabel und 
Stallbesen. Der Raum ist von geringen Abmessungen, da 
das Schiff des Gotteshauses in verschiedenen Abtheilungen 
zerlegt und zur Herstellung von Wohngeschossen mit nied- 
  
rigen Deckeneinlagen durchzogen ist. Vom alten Lichtgaden 
sind an der nördlichen Aussenwand des jetzigen Stalles nur Fig. 71. Wimpfen a. B. 
noch ein Fenster mit schlichter Laibung und ein gekuppeltes Aaiserpfalz. Ehem. Burg- 
kapelle. Säulenkapıtäl im 
Kuhstall. 
Fensterpaar mit Rundbogenschluss und romanischer Säule 
in vermauertem Zustand zu sehen. Eine andere, freistehende 
romanische Säule stützt die Stalldecke und sondert den Vorraum von den Vieh- 
ständen ab. Das Basament ist zerstört. Das Kelchkapitäl über dem geschwärzten 
Sandsteinschaft zeigt theils schlichtes lanzettförmiges, theils volutenartig ausge- 
schwungenes, mit kleinen facettirten Quadraten und Rechtecken, sogen. Diamanten 
besetztes Blattwerk. (Fig. 71.) Kein Zweifel, die schmucke Säule hat bessere Tage 
gesehen. Möglicher Weise trug sie gemeinsam mit analogen Stützen die Empore 
des kaiserlichen Oratoriums; die Zierlichkeit ihrer Schaftgestaltung und Einzelformen 
stimmt zu solcher Vermuthung. 
Auch die übrigen Bestandtheile der Pfalzkapelle bezeugen das rücksichtslose 
Gebahren moderner Profanirung gegenüber denkwürdigen Architekturschöpfungen 
der Vorzeit. Die Ostpartie des Gebäudes, der geradlinig abschliessende Chor mit- 
begriffen, ist in Scheune und Tenne umgewandelt. Der Aussenbau lässt erkennen, 
dass hier Veränderungen stattgefunden haben. Die Quadertechnik ist minder sorg- 
fältig behandelt; Lisenen und Zahnschnittfries fehlen; das Kranzgesimse jedoch zeigt 
die gleiche Formgebung wie an der mittleren und westlichen Hochwand und gibt dem 
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