Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
    
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
Bauliches 
148 EHEMALIGER KREIS WIMPFEN 
Urkundlich beglaubigt sind beispielsweise ein » Steinhaus« am Markt und ein » Steinhaus« 
in der Langgasse. Auch zu Wimpfen im Thal gab es ein »Sieinhaus« und einen 
dem Ritterstift St. Peter gehörigen »Sieinhof«, mit welchem das noch vorhandene 
ehemalige Stiftskellereigebäude vielleicht identisch ist. Hiernach erscheint es bedenk- 
lich, jede in Wimpfener Urkunden enthaltene Bezeichnung »Sieinhaus« auf das in 
Rede stehende Palatialgebäude zu beziehen. Ein 1368 von dem Kanoniker Gottfried 
von Nydeck bewohntes » Steinhaus« und das 1391 beglaubigte »Marpach’s steinhus« 
standen allerdings im Burggebiet. Mit kaum anzuzweifelnder Sicherheit dürfte jedoch 
nur das in einer Urkunde von 1471 erwähnte »Sieinhuss so diesseit der Mauer« auf 
das im Bereich der Hohenstaufenpfalz noch jetzt bestehende monumentale Stein- 
haus zu beziehen sein. 
Wie dem auch sei, ein viel höheres Alter als alles Geschriebene künden und 
verbürgen die wenn auch noch so schlichten Bauformen des Steinhauses selbst, vor- 
nehmlich seine leider nur geringen romanischen Bestandtheile. Wir betonen: seine 
geringen romanischen Bestandtheile. Denn eine ernsthafte Prüfung der Struktur 
und der Einzelformen kann unmöglich der Meinung derjenigen modernen Publika- 
tionen beipflichten, die das »ganze« Steinhaus für die romanische Epoche beanspruchen, 
»seine Bauweise und den Stil der Fensterformen«, »welche alle in der romanischen 
Zeit gebräuchlich gewesenen Formen zeigen«, »auf das 12. Jahrhundert« zurück- 
führen und das Gebäude als den »wielleicht besterhaltenen Rest der alten Hohen- 
staufenpfalz« ausgeben möchten. Das heisst über’s Ziel hinausschiessen. 
Hinsichtlich seines Ursprunges hat das Steinhaus allerdings die gleiche Zeit- 
stellung mit den übrigen Kaiserpfalzbauten gemein. Allein wie über diese letzteren 
ist auch über das hohenstaufische Steinhaus das Schicksal des Verfalles und der 
Baumaterial-Ausbeute hereingebrochen, so dass schliesslich wie der Augenschein 
lehrt — nur noch ein Theil der Nordfront und von den sonstigen Umfassungsmauern 
nur noch mässige Ueberreste vorhanden sind, die im Laufe des späteren Mittelalters 
als Substrukturtheile eines Neubaues vernützt wurden und dieses auf die Gegenwart 
gekommene gothische Steinhaus wie mit einem vorspringenden Sockel umgürten. 
Die unterschiedenen Entstehungs- und Stilmomente sollen in der nachfolgenden Be- 
schreibung des Bauwerkes genauer dargelegt werden. 
Das Steinhaus bildet im Grundriss ein Rechteck und ragt mit den statt- 
lichen, achtfach gestuften Treppengiebeln seiner beiden Schmalseiten burgenartig in 
die Lüfte. Durch seine beträchtlichen Abmessungen 22 m Länge, 12,05 m Breite 
— wirkt das Gebäude so imponirend, dass die zu seinen Füssen kauernden Wohn- 
häuser, meist Fachwerkbauten, zwerghaft dagegen sich ausnehmen. In seiner wuch- 
tigen Struktur, Mauertechnik, Giebelung und Einrichtung erinnert das als reichs- 
städtischer Getreidespeicher errichtete Gebäude unwillkürlich an die massenschweren 
gothischen Lagerhäuser der freien Reichsstädte Schwabens, insbesondere an das ge- 
waltige Vorrathshaus zu Hall. Die Uebereinstimmung kann nicht befremden. Denn 
als Bestandtheil des schwäbischen Kreises des alten deutschen Reiches wurde Wimpfen 
vom 14. Jahrhundert an bis auf die neuere Zeit zu Schwaben gerechnet, infolgedessen 
wechselseitige Einwirkungen auch in baulichen Dingen nicht ausbleiben konnten. Diesem 
Kreisverbande entsprechend hat denn auch die Beschreibung der Stadt Wimpfen in 
    
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