Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

   
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WIMPFEN A. B. 151 
häufig vorkommende originelle Vorrichtung mit verschiebbarem Holzriegel zu wehr- 
haftem Schutz gegen Angriffe von aussen aufweist. (Fig. 79.) 
Unterhalb des Erdgeschosses sind auch hier in steter Folge charakteristische 
Merkmale älterer Mauertechnik in den sockelförmigen Struktur-Ueberresten zu er- 
kennen, die augenscheinlich als freigelegte Fundamente des (Gebäudes anzusehen 
sind. Beachtenswerth ist an diesem Gemäuer ein seiner Gewände beraubtes, theil- 
weise vermauertes, allem Anschein nach romanisches Rundbogenthor, das in den 
Keller führt. Unmittelbar daneben ist in dem alten Mauerwerk eine kleinere 
quadratische Kelleröffnung angebracht, deren kräftige Stabkreuzungen an den 
Ecken der Gewände auf Spätgothik hinweisen und deren Zeitstellung überdiess in 
einer für die örtliche Kunstgeschichte denkwürdigen na 
Weise chronologisch illustrirt wird. Die an den | N “ 
Seiten eines Steinmetzzeichens auftretende Jahreszahl ) = \ 
bezeugt nämlich die Thatsache, dass die Gothik im 
Beginn der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts — um welche Zeit die Renaissance 
in Deutschland schon weithin ihr Szepter schwang — zu Wimpfen noch immer in 
Uebung stand, eine Langlebigkeit, die in der Fortwirkung der Bauhütte des Alt- 
meisters Bernhard Sporer, des Erbauers des Langhauses und der Fassade der Stadt- 
kirche, ihre Erklärung findet. Weiterhin tritt an einer Sohlbank eine wuchtige 
Konsole vor, die einer Steinplatte, sogenanntem Austritt zu Beobachtungszwecken, 
als Stütze gedient haben mag. 
Die sechsgeschossige Hochwand der Südfront ist von mehreren grösseren und 
kleineren, bald rundbogigen und quadratischen, bald einzelnen und gekuppelten Licht- 
öffnungen belebt. Die Gestaltung ‘der kleineren Fenster und Luken, weitentfernt 
romanisches Formgefühl zu verrathen, ist an gothischen Profangebäuden dieser Art 
nichts Ungewöhnliches. Die grossen, thürähnlichen Rundbogenöffnungen aber, die 
in vertikaler Anordnung bis zum Scheitel des Treppengiebels hinanreichen, sind 
nach Ausweis ihrer glatten, gliederlosen Gewände offenbar in der Epoche der 
Renaissance entstandene Veränderungen und lassen deutlich erkennen, dass sie dem 
steigenden Bedürfniss des Heraufziehens und Herablassens umfangreicher Lasten ent- 
sprungen sind. 
Mehrere Stufen führen durch einen Rundbogeneingang zu dem erhöhten Erd- 
geschoss, dessen Mauerdicke 1,42 m beträgt. Der Innenbau entspricht durchweg dem 
schon erwähnten praktischen Zweck der Lagerung von Vorräthen verschiedener Art, 
insbesondere von Getreide. Unter diesen Umständen bietet das Innere des Steinhauses 
keine hochkünstlerischen Momente zur Beurtheilung dar. Möge darum die Bemerkung 
genügen, dass das erste Geschoss, dessen Fussboden mit einem Kalk- und Ziegel- 
estrich belegt ist, mittelst einer Steintreppe, die folgenden vier Geschosse hingegen 
auf Holzstiegen erreichbar sind, dass einfache jalkendecken die scheunenartigen 
Stockwerke scheiden, dass eine feuerfeste Mauernische zur Aufbewahrung der Lager- 
bücher bestimmt war, dass eine moderne Kurbel mit nach aussen beweglichem Krahn 
die Verwendung des Gebäudes als Lagerhaus auch in der Gegenwart bestätigt, und 
dass der holzreiche Dachstuhl manchen bemerkenswerthen Aufschluss über das Ein- 
deckungsverfahren der Alten gewährt. 
    
   
   
   
     
   
    
   
   
   
   
    
     
   
   
   
   
   
   
    
   
   
   
   
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
    
  
  
   
    
  
   
   
  
   
   
   
   
  
 
	        
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