jergfriede
EHEMALIGER KREIS WIMPFEN
Zur Frage, ob der Keller des Steinhauses aus der Palatialzeit stamme, sei
erwähnt, dass die den Ueberresten der älteren Umfassungsmauer analoge Struktur
seines trümmerhaften Rundbogeneinganges die Wahrscheinlichkeit dieses Ursprunges
— für dessen Zeitbestimmung das vorhandene schlichte Tonnengewölbe absolut sichere
stilistische Handhaben nicht darbietet — keineswegs ausschliesst, zumal die Ver-
wüstung der Kaiserpfalz durch andauernden Verfall und schonungslosen Steinraub
mehr auf den Hochbau als auf den Tiefbau sich erstreckt zu haben scheint. Dem
sei wie ihm wolle, gewiss ist, dass der Steinhauskeller, wie anderwärts die Raths-
keller, eines besonderen Ansehens sich zu erfreuen hatte und noch gegen Ende des
vorigen Jahrhunderts in hohen bacchischen Ehren stand. Diess kündet eine bisher
auf der Wölbung des Kellerhalses angebrachte neuerlich ins Rathhaus übertragene
Rococo-Holztafel durch folgende Reimschrift:
Weil nichts ohn Ordnung Fann bejtehen
So foll es richtig auch zugehen
In diefem Reichs - Stadts- KELTER hier
Drum höre was ich melde dir:
Kein Sanfen Fluchen oder Schwören
Kein Hotten- Reigen will man hören
Kein Pfeiffen hier fich will gebühren
Kein Faß mit Fingern anzurühren
Derbiet das ftrenge KHELSER- RECHT
Es jet ein Herr oder nur ein Knecht
Alan wird dir das Band-Mleffer fchlagen
Das mußt du mit Geduld ertragen
Behft du befcheiden aus und ein
So wirft du allzeit willfommen fein.
Ad perpetuam Memoriam hic posuit hanc Tambulam
Karl Friedrich Sollmann p. t. Keller- Meifter.
Die Kaiserpfalz besitzt zwei Bergfriede, rother und blauer Thurm genannt.
\V
Die Bezeichnung der Wehrthürme nach Farben kommt auch an anderen Orten vor
und wird bald aus der Natur des Bausteinmateriales (Buntsandstein, Basalt, bläulicher
Kalkstein), bald aus der Beschaffenheit der Bedachung (Ziegel, Schiefer) erklärt.
Lässt man diese Unterscheidung gelten, so würde einerseits der Name des Wimpfener
rothen Thurmes von dessen verschwundener Ziegelbedachung herrühren, da sein
Baumaterial nicht roth ist, sondern theils aus geblichem Sandstein, theils aus hellem
Kalktuff besteht, während anderseits das Attribut des blauen Thurmes auf dessen
bläuliches Kalksteinmaterial zurückzuführen wäre. Diese Benennung stammt übrigens
nicht aus der Erbauungszeit der beiden Bergfriede, nicht einmal aus dem späteren
na
un
laı
eit
he
St
au
St
WwÄ
te
au