Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

166 EHEMALIGER KREIS WIMPFEN 
Stadt angebahnten Scheidung sind noch nicht allseitig aufgehellt. Bestimmtere Gestalt 
nahm die Bewegung gegen die Vereinigung des geistlichen Hospitals und des 
städtischen Krankenhauses zu einer einzigen Körperschaft im Jahre 1376 an. Auch 
der Ordensmeister zu Rom empfand die Nothwendigkeit einer Trennung der beiden 
Anstalten. Im 15. Jahrhundert kam es — anscheinend infolge von Streitigkeiten über 
einige dem geistlichen Hospital schenkungsweise zugewendete bürgerliche Besitzungen 
— zu einem Ausgleich. Am St. Franziskustag (4. Oktober) des Jahres 1471 — nach 
vorgängiger Einholung der Zustimmung des römischen Mutterhauses — erfolgte die 
durchgreifende Theilung in eine klösterliche und eine vom Konvent fast ganz unab- 
hängige städtische Anstalt. Im 16. Jahrhundert setzte sich die Stadt durch mehrere 
Verträge mit dem geistlichen Hospital völlig auseinander und letzteres begab sich in 
den Schutz des reichsstädtischen Gemeinwesens. (Vergl. Frohnhäuser S. 151 u. 234.) 
Später verzichtete der Konvent auch auf die Hospital-Seelsorge, welche von 1732 an 
durch die Dominikaner ausgeübt wurde.*) 
In das Dunkel der Baugeschichte des h. Geisthospitals fällt der erste helle 
Lichtstrahl nicht früher als gegen den Schluss des vorigen Jahrhunderts, mithin zu 
einer Zeit, wo mit dem drohenden Untergang des selbstständigen Gemeinwesens der 
alten Reichsstadt Wimpfen auch die Tage ihrer klösterlichen Niederlassungen gezählt 
waren. Wenn wir vernehmen, dass das Konventsgebäude im Jahre 1773 und das 
Langhaus der Kirche sogar noch im Jahre 1788, also kurz vor dem Ausbruch der 
französischen Staats- und Gesellschaftsumwälzung umgebaut wurden, so stellt sich in 
diesem Vorgehen, wie in so manchen Erscheinungen auf anderen Gebieten des öffent- 
lichen Daseins, ein Spiegelbild jener leichtlebigen, vertrauensseligen Zeit dar, die 
weder Auge noch Ohr für das Herannahen des über Europa hereinbrechenden poli- 
tischen Gewittersturmes hatte, der in seinen Wirkungen die Grundvesten alles Be- 
stehenden aufwühlte und vieles davon vernichtete. 
Die Bauveränderungen gegen den Schluss des vorigen Jahrhunderts erstreckten 
sich im Wesentlichen auf eine Pilastrirung des Langhauses der Kirche und des 
Konventsgebäudes. Anstatt aber den lobenswerthen, wenn auch nicht immer glück- 
lichen Versuchen der damaligen Architektur zu folgen, durch Erneuerung eines ächten 
*) In diesem Zusammenhang dürfte nachstehende, von Hrn. Reallehrer J. Eck zu Wimpfen 
uns mitgetheilte Stelle aus dem 2. Bande des Werkes »Geographisches Statistisch-Typographisches 
Lexikon von Schwaben, Ulm 1791 und 1792« von Interesse sein. Die Stelle besagt zunächst, 
dass in Memmingen ein Kloster vom Orden S. Spiritus de Roma in Sassia bestanden und 
dass die Geistlichen dieses Ordens wegen des weissen Kreuzes auf ihrem Gewande Kreuzherren 
genannt wurden. Dann heisst es weiter: »In der Reichsstadt Wimpfen auf dem Berge besitzen 
die Memminger Kreuzherren ein Spital oder ein Haus mit ansehnlichen Gütern, welches 1675 
erworben worden. Desswegen sind immer dort ein Pater Pfleger mit einigen Ordensmännern auf- 
gestellt, welche die Güter und Einkünfte besorgen. « Vorausgesetzt dass der Verfasser des ge- 
nannten Lexikons quellenmässig berichtet, geht aus der Stelle abgesehen von der zweifelhaften 
Erwerbung — mindestens so viel hervor, dass die Neubesiedelung des Wimpfener h. Geistklosters 
bei Vakanzen von Memmingen aus geschah, — Auch in politischer Hinsicht verdient die Stelle 
Beachtung, insofern dieselbe — nachdem die Reichsstadt Memmingen 1803 an die Krone Baiern 
gefallen war — die baierischen Ansprüche auf das Hospital und dessen vorübergehenden Besitz 
erklären hilft. 
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
   
   
  
   
    
  
  
  
  
  
  
   
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