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WIMPFEN I. TH. 205
sache der UÜebersiedelung des sogenannt gothischen Baustyles aus Frankreich nach
Deutschland auch von den Zeitgenossen als solche aufgefasst ward.«*) In’s Mass-
lose aber verlieren sich diejenigen, die aus den beiden Wörtern opus francigenum
Schlüsse für die Entwicklung der deutschen Gothik herleiten möchten, wie es beispiels-
weise in folgendem Satze geschieht: »So wurde die Wimpfener Thalkirche zum
typischen Beispiel für eine in jenen fernen Tagen damals durchaus neue und
eigenartige Kunstrichtung in Deutschland.«**)
Die Anhänger dieser letzteren Meinung übersehen, dass der gothische Umbau
der Stiftkirche urkundlich nach dem Kopialbuch des Ritterstiftes im Jahre 1259 (nach
J. C. Dahl erst 1262) begann. Ob bei Richard von Ditensheim’s Ableben i. J. 1278
die Bauschöpfung noch im Werden begriffen oder schon bis zur romanischen W est-
front gediehen war, ist ungewiss. Wie dem auch sei: bestimmte Zeitgrenzen der
3jauführung sind durch die genannten Daten gegeben und darin ist ein wichtiges
Kriterium für die der Stiftskirche im kunstgeschichtlichen Entwickelungsgang anzu-
weisende Stellung enthalten. Denn schon lange vor 1259, beziehungsweise 1262,
hatte die deutsche Gothik zahlreiche hervorragende Meisterwerke geschaffen. Der
Dom zu Köln, das vollkommenste Denkmal des gothischen Baustiles, wurde 1248
gegründet. Das Langhaus des Münsters zu Strassburg stand 1275 vollendet
da. Am Freiburger Münster begann der Langhausbau bereits 1250. Von diesen
grossartigen Kathedralen abgesehen, wurden die ebenso stilreine wie formen-
reiche Liebfrauenkirche zu Trier schon 1224, die Cisterzienserkirche zu Marienstadt
im Westerwald 1227 und die St. Elisabethkirche zu Marburg in Hessen, das typische
Muster des frühgothischen Baustiles, 1235 begonnen. Gleichzeitig mit der Wimpfener
Thalkirche entstanden 1262 die Ostpartie der St. Katharinenkirche zu Oppenheim am
Rhein und 1260 die durch ihre Fensterarchitektur edelschöne St. Barbarakapelle in
der südlichen Seitenkapellenreihe des Domes zu Mainz. Und in unmittelbarer Nähe
der Stiftskirche erhob sich, ebenfalls gleichzeitig und zwar in den sechziger Jahren
des 13. Jahrhunderts, die Dominikaner-Klosterkirche (s. o. S. 89), deren in werk-
tüchtigen Quadern errichteter Chor die kraftvolle deutsche Frühgothik des Domini-
kanerordens würdig vertritt. Wo solche Thatsachen reden und solche Zahlen be-
weisen, erscheint es fruchtlos an ein Schlagwort wie das viel missdeutete opus
/rancigenum sich zu hängen und ihm eine Wichtigkeit beizulegen, die ihm schlechter-
dings nicht gebührt.
Eine aufmerksame Prüfung des zeitgenössischen Berichtes des Burchardus de
Hallis lässt unschwer erkennen, dass jener Ausdruck nur im Zusammenhang mit den
darauf folgenden Worten, also in der Vereinigung von opere francigeno ex sectis
lapıdibus verstanden sein will und demgemäss durch ?n nach französischer Werkart
geschnittenen Steinen zu übersetzen ist. Es ergibt sich daraus, dass hier der
deutschen Werkart die französiche Werkart in dem Sinn gegenüber gestellt wird,
wie wir auch heute innerhalb des damals allgemein gekannten und geübten gothischen
*) Vergl. in F. Kugler’s »Kleine Schriften und Studien 1853«, B. I S. 97, die Anmerkung
zu seinen Tagebuchblättern aus Wimpfen v. J. 1827.
*#*) Vergl. »Führer für Wimpfen und Umgebung, 1890«, S. 21,