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WIMPFEN I. TH. 207
aber die Vorstellung eines in allen seinen Theilen fertigen Bauwerkes bei dem
Leser gar leicht zu erwecken geeignet ist. Dem Burchardus de Hallis lag eben die
Absicht eine Baugeschichte des Münsters zu schreiben völlig ferne; ihm war die
biographische Verherrlichung des kunstfreundlichen Dechanten Richard Haupt- und
Herzenssache, wie aus den Schlussworten des Urkundencitates erhellt und noch aus
verschiedenen anderen Stellen des Chronikons hervorgeht. Das Verdienst, über die
Entstehung des Gotteshauses dankenswerthes Licht verbreitet zu haben, bleibt dem
Chronisten unangetastet. Dagegen sind wir mit J. Reimers*) der Ansicht, dass das
Schlagwort opus francigenum aus der Zahl der Beweise auszuscheiden ist, wenn
der Nachweis geführt werden soll, dass Deutschland den gothischen Baustil von
Frankreich erhalten habe.
Manchem Leser dürfte sich bei den letzteren Worten die Frage auf die Lippen
drängen, welche Bewandtniss es denn eigentlich mit dem Ursprung des gothischen
Baustiles habe? Anstatt eigener Darlegung sei die Antwort auf diese noch immer
brennende Frage der Kunstforschung durch die Mittheilung eines vor längerer Zeit
an den Verfasser dieses Buches gerichteten Künstlerbriefes gegeben, dessen Urheber
sowohl als ‘Lehrer der mittelaltrigen Baukunst wie als praktischer Monumentalbau-
meister in gothischer und romanischer Stilart einen Weltruf sich erworben hat.
Dieses Schriftstück lautet:
RER Während meines langen Künstlerlebens und nachdem mir so
»siemlich alle hervorragenden Bauwerke des deutschen, französischen und eng-
‚lischen Mittelalters bekannt geworden sind, hat sich mir unwilkürlich die
» Veberseugung aufgedrängt, dass nicht nur die Deutschen und die Franzosen,
‚sondern auch die Engländer an der elementaren Entwickelung der Gothik
»sich betheiligt haben. Dieser Prozess war bei allen drei Kulturvölkern ein
‚annähernd analoger und unvermeidlicher, und er musste es sein, da die
» Vorbedingungen hierzu die nämlichen waren. Die romanische Kunst war
‚durch die sieghafte Kirche vom II. Jahrhundert an bei dem einen wie bei
„dem anderen dieser Völker gepflegt worden. Da war es denn natürlich,
swenn die Konsequenzen einer begeisterten Kunstthätigkeü an den ver-
»schiedenen Orten gleichmässig zu Tage traten und wenn die Elemente des
‚neuen Bausystems als das Resultat der Kunstthätigkeit bei allen diesen
» Völkern, nicht aber nur bei einem Volke entstanden sind. — Was nun
»spesiell Deutschland und Frankreich betrifft, so finden sich polygone Chor-
»abschlüsse und rveichere Absidialentwickelungen, ferner die Anordnung von
»Strebesystemen und kühnen Thurmkonstruktionen als nachweisbar selbst-
ständige Leistungen bei beiden Völkern in grosser Anzahl vor. Aus diesen
» Elementen besteht aber unwiderleglich der Spitzbogenstil, so dass es schwer
‚werden dürfte nachzuweisen, die elementare Entwickelung dieses Stiles ge-
‚höre nicht ebenso gut uns Deutschen an, wie den Franzosen. In dem ent-
*) Vergl. den Literaturbericht und besonders die in C. v. Lützow’s Zeitschrift für bildende
Kunst BB XXII S. 54 befindliche Schlussstelle der Abhandlung I »Scema novum, Studien zur
Baugeschichte des Mittelalters, von J. Reimers«.