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WIMPFEN I. TH.
steiler, die bossengeschmückten Fialriesen schlanker und deren Spitzen mit gedop-
pelten Kreuzblumenknospen versehen. Auch steigert sich infolge der Freistellung
der Fialen die Anzahl der in glatte Kelchkapitäle auslaufenden Ecksäulen von zwei
auf vier, und ein Gleiches gilt von den durch diese Säulen flankirten vertieften Seiten-
flächen, deren plastische Zier übrigens nur durch zwei, wenig mehr als lebensgrosse
Figuren vertreten ist, während an den anderen Fialen nur Podien sichtbar sind, die
seit sechs Jahrhunderten des Statuenschmuckes harren.
Die nördliche der beiden zur Ausführung gelangten Skulpturen stellt St.
Johannes den Täufer mit dem Attribut des Lammes dar. Im Antlitz waltet Ernst
und Strenge. Die Körperformen, soweit sie aus der pelzverbrämten Gewandung her-
vortreten, sind fleischlos bis zur Abmagerung. Die Auffassung entspricht dem Ru-
fenden in der Wüste, der dem ersehnten Heiland die Wege bereitet. — Die südliche
Figur gibt das Bildniss eines aus einer Ordensgesellschaft hervorgegangenen oder
ihr in hoher Stellung angehörigen kirchlichen Würdenträgers. Das gelockte Haupt
zeigt milde Züge und ist mit einer durch Steinfrass stark geschädigten Mitra bedeckt.
Die rechte Hand hält das bischöfliche Pedum; die verschwundene Linke trug aller
Analogie nach das Evangelienbuch. Eine faltenreiche, durch das glückliche Motiv
der Arme gut bewegte Kasula mit darüber herabhängendem Pallium bedeckt das
Untergewand, dessen Halsausschnitt ein Mönchshabit erkennen lässt. Hiernach ist die
Statue entweder das Bildniss eines Bischofes oder infulirten Abtes und möglicher
Weise die Porträtfigur einer um das Ritterstift verdienten Persönlichkeit, vielleicht des
heiligmässigen Gründers selbst. Künstlerisch und kunsttechnisch kommt den beiden
Figuren die gleiche dekorativ-plastische Werthschätzung zu wie den Nischenskulpturen.
Die fünf durch je einen Pfosten getheilten, 12 m hohen Chorfenster sind durch-
weg von übereinstimmender schlanker Gestaltung. (Fig. 121.) Das Maasswerk ihrer
lanzettförmigen Spitzbögen ist überall mit identischen sechstheiligen Rosetten ausge-
füllt. An den Fenstergewänden besteht die architektonische Gliederung aus Rund-
stab und Kehlung. Die Rundstäbe, welche unter Vermittelung von flach abgerundeten
Basamenten mit würfelförmigen Untersätzen den Sohlbänken entsteigen, sind mit zier-
lichen Blätterkapitälen versehen, während die Fensterpfosten ohne Kapitäl dem Maass-
werk sich anfügen. Eine seltenere Einzelform ist auch die Ueberspannung der Fenster-
giebel durch Blendbögen, die konsolenlos an den Winkeln der Strebepfeiler ansetzen
und deren Scheitel bis nahe an das Kranzgesims reichen. — Die Ornamentation
des Kranzgesimses (Fig. 122), das den Gesammtbaukörper der Kirche umgürtet und
belebt, ist von bemerkenswerther Schönheit und besteht in einem fortlaufenden
Zuge dicht gereiheter, gleichmässig stilisirter Blätter von trefflicher Zeichnung und
Meisselführung.
Von den beiden zwischen Chorhaupt und Nebenapsiden anstrebenden, im Grund-
riss annähernd quadratischen Chorthürmen ist der nordöstliche gediegen im
Mauerwerk, schlicht in den Formen. Gelegentlich der baugeschichtlichen Kriterien
ist schon einmal von diesem Thurme die Rede gewesen. Auch wurde bei jenem
Anlass ein Citat von Franz Kugler erwähnt,*) das wir jedoch nicht in dem Sinn uns
2 SA SHRDT2:
Plastisches
an Chorfialen
Chorfenster
und Kranzgesims
Chorthürme ;
Nordöstlicher
Thurm