Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

      
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
    
    
    
     
   
      
WIMPFEN I. TH. 235 N 
Zur Chorapsis führt ein Stufenpaar, an dessen beiden Seiten je eine Gruppe Chorapsis 
| 
von drei schlanken Dreiviertel-Säulen an | 
die entsprechende Hochwand sich anlehnt. He li | 
Aehnliche Säulengruppen stehen in den | 
Polygonecken des Chorhauptes. Aus ihren 
den Pfeilerknäufen der Vierung verwandten 
Kapitälen steigen leicht gekehlte, seitlich ab- 
  
  
gefaste Rippen zum Wölbungsscheitel em- 
por, entfalten sich dort als Sterngewölbe 
  
und treffen in einem Schlussstein von be- 
merkenswerther ikonischer Doppelgestal- 
Schlussstein- 
Relief sogen. 
Weiberpein 
tung zusammen. Den Mittelpunkt des Ge- 
wölbescheitels bildet nämlich ein von Laub- 
  
  
  
  
werk umrahmtes Menschenhaupt in Flach- 
  
  
relief nebst einem als Hochrelief skulptir- 
  
  
ten Frauenkopf mit wild flatterndem Haar, 
entstellten Gesichtszügen und zu schmerz- 
  
  
  
  
  
  
voller Klage geöffneten Lippen. (Fig. 136.) 
Es ist die Allegorie der Wibpin- oder 
  
  
  
  
Weiberpein als schaudererregendes Gedenk- 
zeichen an die Bedrängnisse der Hunnen- 
noth, wie der Volksmund die Ungarnin- 
  
vasion nennt. Die Darstellung stimmt im 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Grundzug mit den am Chorschlussstein der 
Stadtkirche und am Gewölbe der alten Sa- 
i i I 5 2 5 Basisprofil N |} 
kristei der Dominikanerkirche zu Wimpfen a Basısprofil j 
derkleinen Dienste ‘| | 
am Berg angebrachten Wibpin-Steinbildern Dam 
(s. 0.5.24 u. S. 115) überein. Das Weiber- 
peinrelief in der Thalkirche hat ohne Zweifel 
das höhere Alter unter diesen drei phan- 
tastischen Skulpturen für sich, die in der 
legendarischen Historie Wimpfens und in 
der Bevölkerung der alten Reichsstadt noch 
zur Stunde eine bedeutsame Rolle spielen. 
Die Schlusssteine in den Wölbungen des 
Vorchores und der Vierung sind nicht 
ikonisch sondern vegetativ ornamentirt als 
luftig geschlungene Blätterkränze; hinge- 
; : , x | 
ren zeigt das Rippenwerk dieser Gewölbe- 
n n . n : H Li 114 a a ae | | 
spannungen die gleiche Kehlung und Ab- 0 ! 2M | 
Fig. 135. Wimpfen im Thal. 
Ritterstiftskirche St. Peter. Bündelpfeiler in 
der Vierung. 
fasung wie die Rippen im Chorhaupt. 
Dem raumprüfenden Auge wird am 
Innenbau der ÖOstpartie die Erscheinung 
nicht entgehen, dass der Mittelpunkt des Chorschlusssteines und die Mittelpunkte der
	        
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