238 EHEMALIGER KREIS WIMPFEN
zeichnung und die allzu kräftige Charakterisirung der Köpfe mittelst Schwarzloth,
werden bei der Erwägung schwinden, dass der Schmuck der Glasmalerei, zumal in
grossräumigen Gotteshäusern, nicht auf das Schauen in der Nähe, sondern auf das
Betrachten aus entsprechender Ferne berechnet war und noch ist, wenn die beab-
sichtigte Wirkung nicht verloren gehen soll.
In Stil und Technik weist der Gemäldecyklus, welcher in allem Wesentlichen intakt
ist und nur geringe moderne Ergänzungen aufweist, entschieden auf die Entstehungs-
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Fig. 138. Wimpfen im Thal. Ritterstiftskirche St. Peter. Motiv der Chorarkatur.
zeit der Stiftskirche, mithin auf die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts hin. In An- a
betracht der Zerstörung und Entfremdung vieler solcher farbenfreudiger Kunstwerke,
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sind die Wimpfener Tafeln als höchst seltene Ueberreste frühgothischer Glasmalerei
anzusehen und zu würdigen. Die harmonische Zusammenstimmung der vollen und
kräftigen Töne verdient mindestens die gleiche Beachtung wie die ungewöhnliche
Gluth und Tiefe der Farben an sich, wobei Purpurroth, Goldgelb und Hellgelb,
Smaragdgrün, Dunkelblau, Hellblau, Violett und Weiss die überreiche Palette bilden,