Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

   
  
   
   
   
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
    
   
   
     
   
   
   
   
    
    
   
   
    
    
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WIMPFEN I. TH. 247 
des Leidensganges Christi und durch den Blüthenstab als Attribut des h. Josephus 
— vorangedeutet ist. Die Tumba hat im Laufe der Zeit ihren pietätvollen Inhalt 
eingebüsst. Die Meinung, sie sei die Gruft des Dechanten Richard von Ditens- 
heim ist nicht aufrecht zu erhalten, da eine solche Ehrung nur kanonisirten, 
d. h. heiliggesprochenen Martyrern und Bekennern zukommt. Nach dem Bericht 
des Burchardus de Hallis hat denn auch der verdienstvolle Dechant und Er- 
bauer des gothischen Stiftsmünsters ante summum al- 
tare, also vor dem Hochaltare, seine letzte Ruhestätte 
gefunden. *) 
Von dem frühgothischen Tabernakelbau des Heilig- 
thums ist jegliche Spur verschwunden. An seine Stelle 
trat in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein Auf- 
satz im Geschmack der Zeit, mit hochragendem Krucifixus 
und einer am Fusse des Kreuzes trauernden, strahlenum- 
flossenen und gekrönten Madonna in der Auffassung als 
mater dolorosa mit dem symbolischen Schwert im Herzen. 
An den Seiten des Tabernakels erscheinen die Apostel- 
fürsten Petrus und Paulus, umschwebt von knieenden 
Engelfigürchen in lebhaft bewegten Arabeskenranken. Alle 
diese Figuren und Ornamente sind Arbeiten der Holz- 
plastik aus der Blüthezeit des Rococo und behaftet mit 
allen Vorzügen aber auch mit allen Mängeln des Formen- 
ausdruckes spätester Renaissance. Nach vorhandenen Auf- 
zeichnungen wurde der gesammte Tabernakelbau um 
1769-1770 unter dem Dechanten von Roll durch die schon 
oben (S. 109 u. 110) als tüchtige Holzbildhauer erwähnten 
  
Dominikaner-Konversen Frater Andreas Felderer und Jo- 
seph (Bockmeyer?) verfertigt und dafür die Summe von 
  
  
  
170 Gulden an das Dominikanerkloster bezahlt. — Von C 
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der mittelaltrigen liturgischen Ausstattung der Altarmensa je 
  
sind sechs 56 cm hohe Standleuchter aus Messing auf : 
a { = De Fig. 149. Wimpfen im Thal. 
die Gegenwart gelangt und dienen noch täglich zur Feier Ritterstiftskirche St.. Peter. 
der heiligen Geheimnisse. Wer in der Spitzbogenform Hockallarleuchter:; 
das ausschliessliche Kriterium des gothischen Stiles er- 
blickt, wird an diesen einfach schönen frühgothischen Arbeiten der Metallkunst- 
technik gleichgiltig vorübergehen. Die Momente, die hier in Betracht kommen, 
haben mit dem Spitzbogen nichts zu thun; sie bestehen in der Profilirung der 
Schaftknäufe, in der Formgebung der Lichtschale und in der Gliederung des 
Leuchterfusses. (Fig. 149.) 
Auch die Spätgothik ist im Chorhaupt durch ein Denkmal hervorragenden 
Kunstschaffens vertreten. Auf der Evangelienseite des Hochaltares erhebt sich neben 
dem Triumphbogen ein 6,25 m hohes Sakramentshäuschen in fünf schlank empor- 
k) Vergl. J. F. Schannat, Vindemiae literariae, collectio secunda, p. 60. 
Hochaltar- 
Tabernakel 
Altarleuchter 
Sakraments- 
häuschen 
     
	        
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