Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

WIMPFEN I. TH. 251 
unter ihm kauernden Drachen bedroht, dessen Schweif er mit den Zähnen erfasst hat. 
(Fig. 152.) Der Inhalt des Symboles ist nach der mittelaltrigen Ikonographie fol- 
gendermassen zu erklären. Das Bild des Löwen kommt in der romanischen wie 
gothischen Ornamentik häufig vor und seine Bedeutung ist sehr verschieden. Der 
Löwe symbolisirt mitunter Satan, der brüllend umhergeht und sucht, wen er ver- 
schlinge. Im vorliegenden Fall aber ist der König der Thierwelt als Löwe aus dem 
Stamme Juda zu fassen, der 
auf Christus hinweist, den 
Beschützer des Guten gegen 
die Nachstellungen des Bö- 
sen. In diesem Sinn schützt 
hier der Löwe die Taube 
als Sinnbild der reinen, un- 
befleckten Seele gegen den 
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Drachen, das Symbol der 
  
Hölle. Die Meisselführung 
der Thiergruppe und der 
übrigen Ornamentation ver- 
räth eine etwas derbe, aber 
gleichwohl stiltüchtige Künst- 
lerhand. An der neben der 
Sakristeipforte befindlichen 
Sedilwand war des Meis- 
ters eingeschnittenes Werk- 
N zeichen noch vor eini- 
, ||£v gen Jahrzehnten in 
|’ nebenstehender Ge- 
N stalt zu sehen; jetzt 
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ist die Stelle durch ein ein- 
gesetztes glattes Holztäfel- 
chen bezeichnet. Eine Re- 
  
Zedier Vogel ER 
  
novirung in den sechziger 
Fig. 152. Wimpfen im Thal. Ritterstiftskirche St. Peter. 
Jahren hat die Reliefroset- . El : Se 
x Symbolische Thiergruppe am Celebranten-Sedile. 
ten am Sedile mit anerken- 
nenswerther Sorgfalt den alten verwitterten Füllungen nachgebildet, die im ehe- 
maligen Kapitelsaal mit anderen trümmerhaften architektonischen und plastischen 
Gebilden aufbewahrt werden. — Nach einer älteren Abbildung,*) die auch obiges 
Werkzeichen aufweist, war das Sedile polychromirt; das Innere der Baldachin- 
abbildung wenigstens zeigt eine gestirnte Decke malerischen (GGeprägees. 
Das Chorgestühl der Stiftsgeistlichkeit zerfällt in zwei, je 6,25 m Chorgestühl der 
i s ; . r Stiftsgeistlichkeit 
lange Abtheilungen, die an die Mauerschranken des mit dem Chor verbundenen 
*) Vergl. Kunstdenkmäler in Deutschland von der frühesten Zeit bis auf unsere Tage. 
Schweinfurt 1844, I. Abtheilung, 3. Lieferung. Das Werk blieb unvollendet. 
     
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
   
   
   
   
  
  
   
  
  
    
    
  
  
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