Malerische
Ueberreste
Grabplatten
286 EHEMALIGER KREIS WIMPFEN
ein Zurückgreifen auf die Gesetzmässigkeit der älteren Stilobservanz
wahrnehmbar durchschimmert. Hier bemerkt man die Steinmetzzeichen
Das Innere des Kreuzganges war mit Wandmalereien bedeckt, von denen
nur noch wenige Ueberreste, bestehend aus rothen Umrisslinien, im westlichen Ar-
kadenzug vorhanden 'sind. Mit ziemlicher Deutlickeit ist die zweimal dargestellte
Figur des mit Stricken gefesselten Erlösers zu erkennen, dessen Haupt grosse Nimben
umkränzten. Hiernach war die Bilderserie augen-
scheinlich eine Passionsfolge, in welcher die bei-
den Christusgestalten auf die Verhörscenen vor
Pilatus und Herodes hinweisen. Die oberhalb
der zerstörten Gruppen die Hochwand zierenden
Kreuze lassen auf den Zweck der Passionsbilder
als Kreuzweg -Stationen schliessen. Soweit die
fragmentarische Beschaffenheit des Gegenständ-
lichen eine Bestimmung des Zeitverhältnisses und
des Stilcharakters zulässt, werden diese Malereien
an den Ausgang des 15. Jahrhunderts unter dem
Zinfluss der schwäbischen Malerschulen zu setzen
sein. — Ausser den Hochwänden waren auch die
architektonischen Einzelformen des Kreuzganges
mit malerischem Schmuck versehen, besonders
in der östlichen Halle, deren Arkatur ursprüng-
lich polychromirt war. Noch vor einem Viertel-
jahrhundert — wir sprechen aus eigener Wahr-
nehmung — herrschte solche bunte Zier an Pfei-
lersäulen und deren Kapitälen; heute sind davon
kaum noch schwache Spuren erkennbar. Von
seiner früheren, stimmungsvollen Romantik hat
übrigens der Kreuzgang nicht nur durch die Wir-
kungen der Zeit viel eingebüsst, sondern auch
%:
Fig. 173. Wimpfen im Thal. durch eine vor mehreren Jahren stattgefundene
Kitterstiftskirche St. Peter. allzu puristische Erneuerung, die sogar auf die
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Grabplatte im. östlichen Flügel des Sepulturen in den Korridoren sich erstreckte, in-
REGEN sofern die darüber gelagerten Grabplatten
nachdem mehrere derselben zur Ableitung der Niederschläge im Kreuzgarten ge-
dient — von den Grüften entfernt wurden und seitdem an den Hallenwänden in
Reihe und Glied paradiren.
Aus der Anzahl der älteren dieser Denksteine gibt Fig. 173 ein Beispiel. Es
ist eine im östlichen Kreuzgangflügel an die Wand gelehnte Grabplatte aus Bunt-
sandstein, die durch ihre konvergirenden Längsseiten an die Gestaltung frühmittel-
altriger Steinsärge gemahnt. Die Platte enthält innerhalb zweier Doppelkreise und
eines Kreissegmentes die in gothischen Majuskeln abgekürzten Namen Walther,
Adelheid und Hedwig, mit Angabe der Todesjahre 1325 und 1303 der beiden erst-
genannten Personen in den Kreisringen. Der untere Theil der Grabplatte mit dem