Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

   
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WIMPRBEN-T.. DE: 295 
als dessen Stifter verdient gemacht. Dem Thürsturz entlang zieht ein Spruchband mit 
nachstehender Jahreszahl 1476 und Inschrift in gothischen Minuskeln: 
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Ueber dem Thürsturz setzt das Tympanon an, auf dessen Bildfläche ein Pracht- 
werk späthgothischer Reliefplastik in einer Darstellung der Verkündigung 
Mariä sich entfaltet. Edelrealistische Auffassung, harmonische Anordnung im Räum- 
lichen, Lebensgefühl des Individuellen und tüchtige Meisseltechnik kennzeichnen das 
Werk als eine Leistung, die offenbar aus der gleichen Werkstätte hervorgegangen 
ist, wie die edelschöne Madonnenstatue unter dem Kranzgesims an der Südostecke 
des Langhauses der Stadtkirche zu Wimpfen a. B. Die h. Jungfrau und der Erzengel 
Gabriel nehmen den unteren Theil des Tympanon ein. Eine Vase, aus der blühende 
Lilienstengel hervorspriessen, trennt die beiden knieend dargestellten Figuren. Das 
Haupt des Engels ist von dichtem Gelock umwallt; über einem faltenreichen Gewande 
fliesst ein zierlich verbrämter Mantel von den Schultern herab ; die bewegten Schwingen 
verrathen das plötzliche Erscheinen des Himmelsboten. An der ausgestreckten rechten 
Hand sind Zeige- und Mittelfinger erhoben; die Linke hält einen knospenbekı önten 
Stab, um den ein flatterndes Spruchband sich schlingt, das die göttliche Botschaft nach 
den Worten des Evangeliums in folgender Minuskelschrift kündet: 
o 
alıe - gratia - plena - ung - tecum - 
Gegrüsset seiest Du Gnadenvolle, der Herr ist mit Div. 
Maria kniet in andächtige Betrachtung versunken am Betstuhl. Ein schlichtes 
Gewand umfängt die zarte Gestalt in ruhigem Wurf; der Mantel hingegen verläuft 
am Boden in brüchigem Massengefälte. Das Haar fällt in Strähnen über Schultern 
und Rücken. Die Rechte liegt auf einem offenen Buche; die Linke ist leicht er- 
hoben. In dieser Haltung hat die Jungfrau mit Ueberraschung dem weihevollen 
Gruss des Engels gelauscht und gibt demüthig die auf einem wogenden Spruchband 
lesbare Antwort: 
erce - ancilla - dni - fiat - mil - gerlundlm - berbüum - tulım - 
Siehe eine Dienerin des Herren, mir geschehe nach Deinem Worte. 
Die Verkündigungsgruppe wird überragt von dem auf einem stilisirten Wolken- 
zug erscheinenden Brustbild der ersten Person der h. Dreifaltigkeit, eine ehrwürdige 
Greisengestalt mit dem Ausdruck der Majestät. Das hehre Antlitz ist umwallt von 
langem Haar und Bart; die rechte Hand zeigt die Geberde des Segnens; die Linke 
trägt die Weltkugel.e Aus der Brust Gottvaters ergiesst sich ein Strahlenstrom 
ewigen Lebens gegen die Jungfrau hin; eine Taube, das Sinnbild des heiligen Geistes, 
schwebt über dem Haupte der Gebenedeiten und zur Vervollständigung der Trinität 
erscheint der Logos als kreuztragendes Jesuskindlein in der Strahlenfluth daher- 
schwimmend. Diese eigenartige Symbolisirung des Geheimnisses der Menschwerdung 
mag, unter modernem Gesichtswinkel betrachtet, Manchen allzu materiell, wohl gar 
   
   
     
    
   
        
    
    
   
    
    
    
  
    
     
   
    
   
   
   
   
      
          
   
    
   
        
   
   
      
     
     
Tympanon-Relief 
  
	        
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