Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

     
   
  
      
  
   
   
   
  
  
  
  
   
   
  
   
  
     
    
    
   
  
  
       
    
   
   
  
300 EHEMALIGER KREIS WIMPFEN 
eingemeisselte Gedenkinschrift aus den Tagen des Bauernkrieges wurde bereits oben 
(S. 287 u. 288) mitgetheilt. 
Auf dem freien Platze vor der Westfassade der Kirche steht eine Gruppe ehe- 
maliger Ritterstiftsgebäude von denen die neuere Dechanei durch die Einzel- 
formen ihres von Pilastern flankirten Portales, ihrer Lisenen und Fenstergewände 
den Rococoursprung verräth, welchen die Jahreszahl 1763 zum Ueberfluss bestätigt. 
In den Hochwänden sind da und dort heraldische, mit den Jahreszahlen 1503 und 1515 
Bee versehene Werkstücke eingelassen, die von früheren, ver- 
M 03 n M M schwundenen Wohnhäusern der Stiftsherren herrühren. 
Die benachbarte Kustodie hat ebenfalls Rococogepräge; 
  
  
allein die Durchführung ihres Portalschmuckes ist ungleich 
maassvoller als die gehäufte Ornamentation der Dechanei. 
Das zunächst der Kirche gelegene bescheidenere Ge- 
bäude war zu Stiftszeiten die Behausung des Schullehrers 
  
und des Sakristans; jetzt ist es Benefiziaten -Wohnung. 
Wie niedrig auch der absolute Kunstwerth der Rococo-Baugruppe anzuschlagen sein 
mag, so sind diese Gebäude immerhin eine beachtenswerthe Erscheinung für den 
Niedergang der Spätrenaissance, gleichzeitig aber auch für das Ende der Bauthätig- 
keit des Ritterstiftes, das wenige Jahrzehnte später vom Umsturz alles Bestehenden 
ergriffen wurde und in den verheerenden Stürmen des Revolutionszeitalters unterging. 
ER 
BRUNNEN 
In der Hauptstrasse des Marktfleckens steht ein öffentlicher Brunnen, aus dessen 
Becken eine Pfeilersäule aufsteigt, die polygonal anhebt, dann Viereckgestalt an- 
nimmt und mit einem auf einer Deckplatte ruhenden eichelförmigen Ornament mit 
Akanthusblättern bekrönt ist. Auf den vier Flächen der oberen Pfeilerhälfte sind 
folgende heraldische Reliefbilder eingemeisselt: der Wimpfener Adler mit dem 
Wormser Schlüssel im Schnabel, nebst der Jahreszahl 1667 und den lateinischen 
Initialen HM GS; eine vierblätterige Rose mit den Initialen HIK; der 
doppelköpfige Reichsadler mit den Initialen MT I B in schwabacher 
Lettern; schliesslich ein Wappenschild mit Reliefmarke und Initialen: 
Auf der Deckplatte stehen die Namen der muthmasslichen Stifter oder 
Verfertiger in folgender Schreibung: MICHEL BERWEICK. MATES 
BANGART. MERTEN HOVSTAT. IOS DRIPEL. Weder Struktur noch Meis- 
selführung deuten auf kunsterfahrene Hände. — Besser ist es in künstlerischem Be- 
  
tracht mit dem Brunnen auf dem freien Platze vor der Stiftskirche bestellt. Indess 
scheint nur der 1866 erneuerte Brunnensarg älteren Ursprunges zu sein. Die Becken- 
säule mit jonisirendem Kapitäl trägt die fürstliche Initiale L nebst dem Hessischen 
Wappen mit der Jahreszahl 1809 und stammt sonach aus der Frühzeit der Hessischen 
Landeshoheit. 
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