Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

WIMPFEN A. B. 
  
   
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Brust liegenden Rechten; in der Linken trägt er den Giftpokal. Im zweiten Figuren- 
paare schreitet St. Christoph heftig bewegt durch ein Gewässer und richtet den Blick 
aufwärts zu dem auf seiner Schulter ruhenden, die Weltkugel hoch emporhaltenden 
Jesuskind. Mit der in die Seite gestemmten Linken hat der Heilige sein Gewand bis 
zu den Knieen aufgeschürzt; ein junger Baumstamm in der rechten Hand dient ihm 
als Stütze auf der Wanderung durch den reissenden Fluss. St. Theobald (die Lesart 
St. Leopold würde nicht zu den Episkopalattributen stimmen) erscheint als Bischof 
mit der Mitra auf dem Haupt, das Evangeliar und den Hirtenstab mit dem Sudarium 
in den Händen. Mit Ausnahme St. Theobald’s sind diese Figuren baarhäuptig und 
tragen frei geringeltes Lockenhaar; ihre Gewänder zeigen ebenfalls den brüchigen 
Faltenwurf, welcher in der 
herrschend war. 
Wiederum von einem 
Bildkunst der Zeit nicht selten bis zum Geschmacklosen 
anderen Meister, jedoch ebenfalls aus dem Stadium des 
Ueberganges vom 15. in’s 16. Jahrhundert, stammt ein in der gewöhnlich verschlossenen 
Altarpredella befindliches, zwar kleines, aber kunstgeschichtlich wie künstlerisch be- 
achtenswerthes, holzplastisches, auf Figur 10 mitabgebildetes Werk. 
Es ist eine den 
Reinigungsort, das Fegfeuer, versinnlichende Gruppendarstellung, die augenscheinlich 
im Zusammenhang steht mit dem im Altarschrein durch die Pietas angedeuteten 
Erlösungswerk. 
Wir sehen zwei Reihen von 25 Centimeter hohen Figürchen. Die 
vordere Reihe enthält sechs, die hintere Reihe fünf meist ungewandete, von züngelnden 
HKlammen umfluthete Gestalten mit gemalter Karnation. In theils inbrünstig betender, 
theils angstvoll flehender Haltung und die Hände ringend, bringen sie die mannig- 
fachsten Affekte am Orte der Läuterung zur Vollerscheinung. Wie befremdend auch 
die drastische Auffassung das moderne kritische Auge berühren mag, so wird sich 
dem unbefangenen Beschauer gleichwohl die Ueberzeugung aufdräneen. dass der 
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Künstler dieser hochbewegten figurenreichen Gruppe über eine ungewöhnliche Kraft 
dramatischen Talentes verfügte, wie nicht leicht ein anderer Plastiker der gleichen 
Zeit und des gleichen Stoffkreises. 
Die wogenden Flammen haben auf dem Hinter- 
grund eine malerische Fortsetzung gefunden, die viel jünger ist und keinen Anspruch 
auf künstlerische Werthschätzung besitzt. 
Der Umstand, dass die Gruppe aus einem 
Stück herausgemeisselt sein soll, mag handwerkliches Interesse erregen, künstlerisch 
ist er ohne Belang. 
Die bildliche Ausstattung der Aussenseiten der beiden Flügel, also bei ge- 
schlossenem Altarschrein, blieb der Malerei vorbehalten. Die Tafeln zeigen die lebens- 
grossen Figuren des h. Johannes Baptista und des h. Urban. Ungewöhnlich ausge- 
dehnte Goldnimben umstrahlen die Häupter der kraftvollen Gestalten; dahinter stehen 
auf Spruchbändern die Namen der Dargestellten in folgender Fassung: SANCT JO- 
HANNES BAPTISTA und SANCT VRBANVS 1519. Der Täufer ist von lebhafter 
dramatischer Bewegung erfüllt; seine Lenden umhüllt das herkömmliche Fell des 
Wüstenanachoreten; von seinen Schultern wallt ein grüner, roth ausgeschlagener 
Mantel herab; die Hände tragen das Evangelienbuch und das darauf ruhende symbo- 
lische Opferlamm mit der Siegesfahne; ein um das Evangeliar geschlungenes Spruchband 
enthält die Worte: ECCE AGNUS DEI, Siehe das Lamm Gottes. Im Kompositio- 
nellen der Johannesfigur sind leise Einwirkungen der Renaissance unverkennbar; deut- 
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
   
   
  
  
     
  
  
  
  
  
  
    
    
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
	        
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