WIMPFEN A. B.
Schnabel haltende Wimpfener Adler in heraldischer Stilisirung und trefflicher Relief-
ausführung. Die Wirkung des Ganzen lässt die Absicht der kunstliebenden freien
Reichsstädter am Schluss des 15. Jahrhunderts erkennen, der Patronin der Kirche und
Schutzherrin des munizipalen Gemeinwesens ein würdiges plastisches Denkmal zu
setzen, das zur Mehrung der Pracht im Glanze reicher Vergoldung und Polychromirung
strahlte, wie noch jetzt schwache Ueberreste darthun. Die Wimpfener Altvordern
haben ihre pietätvolle Absicht in hohem Grade erreicht. Denn selbst in seiner trümmer-
haften Beschaffenheit ist das aus berufener Künstlerhand hervorgegangene Werk
durch Ausdruck, Ebenmaass und Rhythmus von erhabener Wirkung, eine Schöpfung
zudem, welche in der fröhlichen Bewegtheit des Ornamentalen auch den wohlthuenden
a der Lebensfreude jener Zeit durch- DL 4 T 7 T
schimmern lässt. — Die südliche Lang- I L N \Y L 1 y-
hausseite zeigt nachstehende Reihe von n
Steinmetzzeichen, deren Abschluss auch AA ] N Y Y Y € \lr
hier das Meisterzeichen Sporers bildet: X V Tr 2 AN m [>
An der Südfront des Langhauses, neben dem das Portal begrenzenden Strebe-
pfeiler, ist zwischen Sockel und Kaffgesims ein 1,65 m hohes, 80 cm breites Grabmal
eingemauert, dessen Reliefornamentation mit gekreuzten Linearbändern in Nachahmung
der Schmiedeisentechnik auf den sogen. Metallstil der vorgerückteren Renaissance-
Steinplastik hindeutet. Die Attika-Nische des Denkmales enthält eine Sanduhr und
einen auf Todtengebein liegenden Schädel als Symbole der Vergänglichkeit alles
Irdischen. Den Rand des Steines umzieht folgende Inschrift:
Der Ernhafft und wolgelerte magifter Yicolavf moler gewefener ftat-
fchreiber alhie zu Wimpffen ift in got Seliglichen Entfchlaffen den 29 Janvary
Anne (sic!) 1603 feinef alterf 73 Jahr.
Fine ornamentirte Inschrift in der Mitte des Steines beginnt mit den Worten:
In frid bin ich dahin gefahren dann mein ange gefehen haben den Belland. . ...
Darüber enthält ein Schild die nebenstehende Hausmarke. Dieselbe ist von A
zeugeenhaftem Werth, insofern wir sie, ohne Beischrift des Geschlechtsnamens
im Innern der Kirche auf einer allerdings um nahezu ein Jahrhundert älteren
malerischen Darstellung am St. Quirinus-Altar (s. u.) wiederfinden, der so-
nach als Stiftung der Familie Moler beglaubigt erscheint, die Bedeutung
des Wortes »moler« als Geschlechtsname natürlich immer vorausgesetzt.
Analoge Stilformen besitzt ein zwischen den folgenden Langhausstreben in die
Umfassungsmauer eingelassener Grabstein, von dessen verwittertem Epitaph nur noch
die wenigen Worte erkennbar sind:
Heren Johann Jacob maringers ehefraw war ich erfandt
Elifabetha gummeßin genannt .......
Die Inschrift ist überragt von einem Allianzwappen, welches im Schilde rechts
den schreitenden Löwen der Patrizierfamilie Maringer mit einem Stab zwischen den
Pranken und darüber drei stilisirte Lilien zeigt, während der Schild links zwei Sterne,
einen Visirhelm mit Büffelhörnern und eine Wiederholung der drei stilisirten Lilien
Grabmäler
am Aussenbau