52 EHEMALIGER KREIS WIMPFEN
die als Quirinusattribut geltende Kugelzier. In der Arkadenornamentation darüber
bemerkt man Brustbilder ehrwürdiger greisenhafter Charaktertypen (Propheten ?) mit
Spruchbändern, die jedoch unbeschrieben sind. — St. Stephanus der erste Blutzeuge
hat das tonsurirte Haupt im Profil nach links gewendet. Von den Schultern wallt
das Diakonengewand, eine innen roth ausgeschlagene, auf der Aussenseite reich ver-
zierte, leider jetzt vielgeschädigte Dalmatika. Als Zeichen seines Martyriums trägt
der Heilige in der Rechten mehrere Steine und in der Linken die Siegespalme. — Der
h. Papst Gregor ist im vollen Ornat seiner pontifikalen Würde dargestellt. Auf dem
tiefernsten Haupte glänzt die dreifache Krone; von den Schultern fällt ein grünes,
brokatgesäumtes Pluviale in reichen Falten herab; das Doppelkreuz ruht im rechten
Arm; die Linke trägt ein kostbar ausgestattetes Evangeliar, auf das die Blicke des
Kirchenfürsten gerichtet sind. — Die h. Katharina ist auch hier, wie in der oben
erwähnten plastischen Darstellung, eine glücklich komponirte, fein bewegte Figur.
Von ihrer edelschönen Stirne strahlt ein trefflich stilisirtes Diadem, aus welchem ein
weisser Schleier über die Schultern niederfällt. Unter dem weiten Mantel fliesst ein
prächtiges Brokatgewand in gutem Wurf herab. In den Händen trägt die Heilige
als Patronin der Gelehrsamkeit ein Buch, und als Sinnbild ihres Sieges über alles
Irdische eine Palme; zu ihren Füssen liegt ein zerbrochenes gezahntes Rad als Zeichen
der ihrer Enthauptung vorhergegangenen Todesqualen. — Ueber den Kapitälen der
gemalten Architektur stehen in dichtem goldenem Laubwerk und ebenfalls in Gold
dargestellt: einerseits die plastisch gedachte Figur der betenden h. Jungfrau und
anderseits, in analoger skulpturaler Auffassung, der die göttliche Botschaft ver-
kündende Erzengel Gabriel mit einem Spruchband, , worauf der Gruss:
abe maria gratia plena haminug tecum, d. i.
Gegrüsset seist Du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit Dir.
Unterhalb der Madonnenfigur ist nachstehendes Schildzeichen angebracht:
Dieses Zeichen, welches nach allen Analogieen als Hausmarke anzusehen |
ist, wurde schon S. 45 bei der Beschreibung des damit versehenen, etwa
einhundert Jahre jüngeren Epitaphs auf dem Grabstein des 1603 gestorbenen
»magifter Wicolavf moler gemwefener ftatjchreiber alhie zv MWimpfen« erwähnt und
mit dem St. Quirinus-Altar als einer muthmasslichen Stiftung der Familie moler in
Beziehung gesetzt. Zu einer abweichenden Auffassung könnte übrigens der Umstand
führen, dass das Wort moler gleichbedeutend mit Maler ist. Sollte etwa der Familien-
name wmoler gewohnheitsmässig aus dem Berufsnamen moler hervorgegangen und
hiernach das Schildzeichen in der Ornamentation des Flügelgemäldes der h. Katharina
als Künstlermonogramm zu fassen sein? Wir bescheiden uns, diese Frage einfach
aufzuwerfen, ohne sie zu diskutiren.*) — Auch die Predella des Altarschreines ist
*) Mittlerweile hat diese Frage einen Lösungsbeitrag durch Hrn. Reallehrer ]J. Eck in
Wimpfen erhalten, welcher uns (Herbst 1896) auf Grund von Toepke’s Material der Universität
Heidelberg I 591 und II 459 Folgendes mittheilt: »Die Frage scheint mir durch die Heidelberger
Universitätsmatrikel entschieden, worin unter dem 22. März 1545 ein Nicolaus Moler de Wimpina
genannt wird; 1546 tritt er auf als baccalarıus artium Maler und 1548 als magister artıium
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