Full text: Ehemaliger Kreis Wimpfen (A, [3])

    
   
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
     
  
   
   
   
   
  
  
   
  
   
   
  
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
    
   
    
   
    
   
   
   
    
    
      
    
   
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WIMPFEN A. B. 
manche historisch unangebaute Strecken aufzuweisen hat, an der grossartigen Schöpfung 
zu Wimpfen nicht gleichgiltig vorübergehen darf, dass es vielmehr ihrer Aufgabe 
würdig ist, dem unbekannten Künstler nachzuforschen und ihm eine Stelle unter den 
hervorragendsten Meistern der Dürerära einzuräumen. Der evangelischen Kirchen- 
gemeinde der Stadt Wimpfen aber gebührt öffentlicher Dank dafür, dass sie es ver- 
standen, frei von engherzigem Vorurtheil, der Kunst und Kunstliebe ihrer Altvordern 
gerecht zu werden und die Versündigung, welche frühere Zeiten an einem hochaus- 
gezeichneten Denkmal altdeutscher Wandmalerei begangen haben, nach Kräften 
wieder gut zu machen. 
Im Mittelschiff haben sich als Gemäldeschmuck der Hochwände überlebensgrosse 
Figuren der zwölf Apostel (sechs auf der Nordseite, sechs auf der Südseite) er- 
halten, die hier als monumentale Zeichen der bischöflichen Konsekration des Gottes- 
hauses im Sinn der in keinem katholischen Kirchengebäude fehlenden zwölf Apostel- 
kreuze oder Weihekreuze zu betrachten sind. Solche Kreuze waren früher ebenfalls 
vorhanden ; sie fielen jedoch der jüngsten Erneuerung zum Opfer. — Die Apostel treten als 
Einzelgestalten mit ihren Attributen auf; flatternde Spruchbänder tragen ihre Namen. 
Die Sendboten bezeugen ihre Heiligkeit durch grosse Nimben um’s Haupt, und auf 
ihr Lehramt deuten die Artikel des apostolischen Glaubensbekenntnisses, die auf den 
Podien der Gemälde geschrieben stehen. 
Die erste Reihenhälfte der Figuren beginnt an dem der Chorpartie zunächst 
gelegenen Theil der nördlichen Hochwand mit der auf der Kathedra thronenden Ge- 
stalt des Apostelfürsten St. Petrus, welcher das Attribut des Schlüssels führt und 
das Glaubensbekenntniss in folgender Schreibung einleitet: CREDO IN DEVM 
PATREM OMNIPOTENTEM CREATOREM COELIET TERRE,; Ich glaube an 
Gott den allmächtizen Vater, Schöpfer Himmels und der Erde. Am Podium sieht 
man auf einem Wappenschild die Initialen DW (Familie Werrich?) und darunter ist 
ein Grau in Grau gemaltes Brustbild des Kaisers Nero, zu dessen Zeit der Apostel 
den Tod durch das Schwert erlitten, angebracht nebst der Randschrift: IMPERATOR 
NERO CAESAR AVGVSTVS PONT. MAX. — St. Andreas hält ein schweres 
Balkenkreuz umfangen, nach seinem Martyrium Andreaskreuz genannt. Spruchband: 
ET IN JHESVM CRISTVM FILIVM EJVS VNICVM NOSTRVM; Und an Jesum 
Christum seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn. Dabei steht die Jahrzahl 1516. 
In der Ornamentation darunter sieht man einen Schild, worauf eine Tarnkappe und 
dahinter läuft ein Spruchband mit der Inschrift: W KAMET VFF. — St. Johannes 
der Evangelist, des Heilands Lieblingsjünger, trägt als Attribut den Giftbecher, 
aus dem sich eine Schlange windet. Spruchband: QVI CONCEPT EST DE SPI- 
RITV SANCTO NAT EX MARIA VIRGINE; Der empfangen ist vom heiligen 
Geiste, geboren aus Maria, der Jungfrau. Unterhalb des Podiums erscheint das 
Medaillonbild des Kaisers Vespasian mit der Umschrift: IMP. CAES. DIV. VESPA- 
SIANVS AVGVSTVSP.M. 
als Pilger von Compostella mit Wanderstab und Muschelhut dargestellt. Der eben- 
St. Jakobus der Aeltere ist anachronistisch 
falls anachronistische Rosenkranz in seiner Hand deutet wohl auf die 1463 ge- 
gründete Wimpfener Rosenkranz-Bruderschaft als Stifterin des Gemäldes. Spruch- 
band: PASSVS SVB POTIO PILATO CRVCIFIX MORTVVS ET SEPVLIYS; 
Apostel-Wandge- 
mälde im Mittel- 
schiff 
  
  
  
 
	        
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