Jugenheim 157
einen in fchwachem Relief gehaltenen, geflügelten Kopf zeigt; diefer Kopf trägt den
Zeitweifer im Munde. Die Arbeit ift wohl eher barock als 16. Jahrhundert. Im
Rathaus wird ein kreisrunder Me/fingftempel aufbewahrt, der im Felde das Orts-
wappen, oben eine dreieckige Schaufel (?) und eine Sichel, unten ein Hufeifen fowie
die Umfthrift: „Gerichtfiegel in Jugenheim 1739“ zeigt.
Hauptftraße 25, 27, 29. Fachwerkhäufer (17. Jahrhundert?), doch ift vom
Fachwerk unter dem Puß gar nichts zu erkennen. Bei allen dreien befinden fich im
Erdgefchoß paarige Sandfteinfenfter mit einfachem
Renaiffancegewändeprofil; alfo wird der Unterftock
der drei Häufer maffiv fein. Alle drei Häufer haben
ftumpfe, oben abgewalmte Giebel.
Hauptftraße 21. Ehemalige Erbachifche Kel-
lerei, jegt Forfthaus. Die Jahreszahl 1584 am
Kellerhals gibt (vielleicht) die Erbauungszeit. Ein
früher am Haufe vorhandenes Erbachifches Wappen
ift längft verloren. Schlichtes maffives Haus, zwei-
ftöckig, auf rechteckigem Grundriß mit hohen, un-
gewöhnlich fpigen, ungebrochenen Giebeln und
ftattlichem Ziegelfattel. Urfprünglich war mehr als
die Hälfte des Haufes nach hinten zu Scheune;
allmählich wurden die Wohnräume und damit auch
die Fenfter weiter nach hinten ausgebaut; der Ein-
druck des Ganzen ift gleichwohl außen und innen
einheitlich. Der große, mit wuchtiger Tonne und
Stichkappen überwölbte Keller hatte urfprünglich
an beiden Langfeiten Zugänge von außen; der Ab-
ftieg aus dem Haufe ift modern. Der wohl noch aus
der Erbauungszeit ftammende Dachftuhl zeigt in
überfichtlicher, freiräumiger Konftruktion ein dop-
peltes Kehlbalkenfyftem; merkwürdig ift der in der
Längsachfe des Haufes liegende, aus einem einzigen
Eichenbalken angefertigte gewaltige Durchzug.
BURG TANNENBERG. Über die Zeit der
Erbauung fehlt es an Anhaltspunkten. Über die
Gefchichte der Burg vgl. die Gefchichtliche Einlei-
tung. Die Einnahme und endgültige Zerftörung er-
folgte am 21. Juli 1399.
Die Einzelföhrift von Hefner und Wolf unterrichtet mit reftlofer Ausführlichkeit
auch über die baulichen Fragen. Da heute die Trümmerftätte ohne bedeutende Auf-
räumungsarbeiten keine Anfchauung von der ehemaligen Anlage mehr geftattet,
müffen wir uns an diefer Stelle mit dem Hinweis auf das genannte Werk begnügen.
Ein kreisrunder [&hwerer Turm, mehrere tief im Boden liegende, rechteckige Ge-
mächer, ferner Torftellen, find noch heute ohne weiteres zu erkennen. Ein fachge-
mäßes Beifeitefchaffen des Baufchuttes und Offenhalten der Umwehrungsfundamente
würde wahrfcheinlich die wünfchenswerte Überficht und ein volles Verftändnis der
alten Anlage ermöglichen. Von befonderem Intereffe find die Fundftücke der Aus-
grabungen von 1849 (im Großh. Kabinettsmufeum in Darmftadt), darunter die ältefte
Abb. 145. Jugenheim. Klofter
Heiligenberg. Grabplatte der
Margareta Enckelin
Bürger-
häufer
Burg
Tannenberg