168 Lampertheim
Renaiffancehaus ift die Ausführung der Gebäudekanten noch deutlich zu erkennen:
fie find mit unregelmäßigen Quadern aufgeführt, die zum Teil bloß geflächt, zum Teil
mit Randfchlag gekrönelt wurden. Die Giebel waren, nach Angabe der Skizze von
1708, mit Volutenumrahmung verfehen. An der jegigen Rückwand führten zwei
Treppen in den Keller hinunter; die öftliche ift in der urfprünglichen Geftalt erhalten
und zeigt eine [pisbogige, jegt vermauerte Türöffnung mit einfach gefalztem Gewände.
Zwifchen den beiden Kellereingängen, mehr öftlich, lag die Haupteingangstür, von der
nur die 2,20 m lange Schwelle und ein Gewändereft noch erhalten find. Neben der
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Abb. 153. Lampertheim. Neufchloß. Einzelheiten des alten Schloffes
Haustür find weftlich zwei fehr breite, im Stichbogen gefChloffene Fenfter zu erkennen.
Noch weiter nach Weften, nahe dem Giebel, find zwei rundbogige Öffnungen neben-
einander (Türen? Loggia?) zu erkennen, die nur mit einer einfachen Gewändefafe
verfehen find. Ein Kämpferftück, das die (fäulenlofe!) Rekonftruktion der Mittel-
wand geftattet, fand fich auf der Südfeite eingemauert. Die jegige Straßenfeite hat
das erwähnte und befchriebene Treppentürmchen der ehemaligen Haupttür gegenüber.
Der untere, viereckige Turmteil öffnet fich nach vorn in einer Halbkreistonne, die dem
dahinterliegenden Kellerfenfter — ähnliche find ringsherum erhalten — Licht zu-
kommen läßt. Die Renaiffance-Gewänderefte des Oberftockes laffen mit hinlänglicher
Deutlichkeit erkennen, daß hier Fenfter von 1,10><1,48 m Ausmaß bei ca. 4 m Achs- |
weite vorhanden waren. Die Profile und Werkformen würden eine Datierung des
Renaiffancehaufes auf „kurz vor 1550“ nahelegen. Gefchichtliche Erwägungen ftimmen |
damit gut überein. Es heißt, daß Friedrich II., der Oheim Ottheinrichs, Neufchloß
in den Jahren 1544-1556 mit Baulichkeiten vergrößerte. Da er 1553 eine große
Fürftenverfammlung (den „Heidelberger Fürftenbund“) auf Neufchloß bewirtete, ift
anzunehmen, daß feine Bauten damals in der Hauptfache fertig waren. '
Die Bauerweiterung des 18. Jahrhunderts wurde bereits befprochen. Ebenfalls |
aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ftammen ein hübfChes Gewändeftück |
mit Rofetten fowie ein Torpfeilerpaar (nur ein Pfeiler ift alt): polygonal, mit eigen- |
tümlich, noch ganz barockprofilierter Deckplatte und fchon klaffiziftifcher Bekrönungs- (
kugel. Die nüchterne, formlofe Geftalt der heutigen Gewände entftammt der Fabrik-
einrichtung im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts.
feine Lorfcher Hypothefe knüpfte, ift ein Stück Sandfteintorbogen mit Stäbchenkante
Radabweifer DER RADABWEISER, Ecke Römerftraße und Burggaffe, an den Frohnhäufera.a.O. |
und dekorierter Stirnfläche: Formen des Befchlagftils mit Medaillon, in welchem ein