186 Lindenfels
Großh. Kreisbauamt Erbach „Anlagen zum Bericht vom 23. Jan. 1891, N.K.B.E. 110.
Pl. Ord. Nr. 10282 V und 10282 Va“ ergibt.
Außen ift die innere Hofmauer an der Seite des
Palas mit einem etwa I m hohen Sockel aufgemauert
und mit dem fchon erwähnten ca. 3,5 m breiten, ftellen-
weife noch vorhandenen Zwinger umgeben; der fChräge
Stügpfeiler beim Erker wurde 1885 aufgeführt.
Äußerer Burghof. Das untere Haupttor, das
als Falle, mindeftens als Turm oder Torhaus zu denken
wäre, ift nur noch in feiner Außenmauer erhalten. Diefe
ift von einem einfachen Spitbogentor (Scheitelfuge)
durchbrochen, das in einer Segmentblende fitt. Die
Blende ift mit Falzen fo angelegt, daß außen, vor dem
Spittore, noch Verfchlußbohlen eingelegt werden konnten
(Fallgatter?). Die innere Leibung ift zweifach abgeftuft:
erft Segment, dann Rundbogen. Sonft find an diefem
Bauftück einzig die f&hon erwähnten dreißig fChlichten
Konfolen ganz oben zu bemerken.
Der äußere, ebenfalls doppelte Mauerzug bildet zu-
nächft nach der Talöffnung zu einen Winkelvorfprung,
wie eine Baftion, ferner zwei quadratifche Türme. Der
erfte ift mehr gefchoffig, gewölbt, unten (im Zwinger-
gefchoß) mit Ausfallöffnung verfehen, oben als Schale
gebildet. Der zweite, ebenfo, ift nur vom Zwinger aus
zugänglich. Beide Türme wurden 1885/1886 bedeutend
ausgebeffert. Da fie erfichtlich für tief aufgeftellte Außenartillerie beftimmt find,
werden fie erft im 16. Jahrhundert dem Wehrkranze eingefügt fein. Der nördliche
von beiden Türmen führt den Namen „Eifengrünsturm“ nach einer Lokalanekdote.
Neben dem füdlichen wurde 1912 ein ehema-
liges Tor wieder freigelegt. Es hat eine [pit-
bogige Öffnung, die durch zwei Flügel gefchloffen
wurde. Bei der Anlage des neueren Turmes
wurde der Außenboden abgegraben, fodaß das
Tor nun in die Luft führt. Das übrigens einfache
Gewände ift fchräg in die Mauerftärke gefchnit-
ten, um die Ein- und Ausfahrt in den Zwinger
zu erleichtern. Unmittelbaren Zugang zum Burg-
hofe ermöglichte eine kleine, neben dem Tore
liegende Treppe.
Dem inneren Burgtore gegenüber, um diefes
und den Schloßbrunnen zu fichern, verftärkte man
die Mauer durch eine Mantelecke („hoher Schild“).
Der äußere Zwinger hört hier auf. Die äußerfte
Mauer und die nach der Stadt hinunterziehende
ftoßen ohne Verband gegen die Mantelecke.
Äußerer
Burghof
Abb. 171. Lindenfels.
Stadtbefeftigung. Bürgerturm
Stadt- Abb. 172. Lindenfels. Stadtbefeftigung. STADTBEFESTIGUNG. Die großenteils in
befeftigung Rechteckiger Südturm Zwingerverdoppelung noch nachweisbare Stadt-