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Gefchichtliche Einleitung 11
Der erfte diefes Namens ift jener Eberhartus de Ertpad, der im Lorfcher
Codex (Edit. Mannhem. I, 254) unter den vexatores des Klofters aufgezählt wird und
eines plößlichen, unbußfertigen Todes geftorben fein foll. Da dies unter der Regierung
Kaifer Konrads1. (1138 —1150) und unter Abt Folenand (1 142 —1149) erfolgte, muß
er vor 1149 geftorben fein, wahrfCheinlich 1148.
Aus einer Urkunde vom 13. Mai 1223 (Or. Münch. Hausarch.; Stuttg. Pfälz.
Cpb. f. 86; Böhmer-Ficker, Reg. Imp. 3894; Simon, Urk. 5.3. Nr, 35 Res.d;
Pfalzgr. 174) geht hervor, daß fChon vor jener Zeit die Herren von Erbach Königliche
Schenken und Reichsminifterialen waren und außerdem von den Pfalzgrafen bei
Rhein gewiffe, nicht näher bezeichnete Lehen trugen.)
Es ift aber nicht zu bezweifeln, daß zu diefen in erfter Linie das [pätere Amt
Schönberg zu rechnen ift, dem fämtliche ehemaligen Erbachifhen Orte des Kreifes
Bensheim angehören, die 1806 an Heffen fielen, mit Ausnahme von Winterkaften
und Laudenau in der alten Zent Reichelsheim.
Das Amt Schönberg war als Beftandteil der Mark Heppenheim Eigentum des Klofters
Lorfch, aber ficherlich fehon lange vor dem Übergang der Abtei an das Erzbistum
Mainz von ihr getrennt worden. Andernfalls hätte es Kurmainz gewiß für fich in An-
fpruch genommen. Man darf wohl annehmen, daß Pfalzgraf Konrad, der Bruder des
Kaifers Friedrich I., fich in den Befig großer Gebiete der Abtei und auch des für ihn
fo günftig gelegenen [päteren Amtes Schönberg gefegt hatte, und zwar auf gewaltfame
Weife. Wird doch auch er unter die Räuber am Klofter Lorfch gerechnet (C.L. I, 254).
Vielleicht fehon von ihm trugen die Herren zu Erpach das Amt Schönberg zu Lehen.
Entfprechend ihrer ehemaligen Zugehörigkeit zum Klofter LorfCh waren die Orte
des fpäteren Amtes Schönberg hinfichtlich der hohen Gerichtsbarkeit der Zent Heppen-
heim mit dem Zentgericht auf dem Landberg zugeteilt. Demnach ftand die hohe Zent-
gerichtsbarkeit nach dem Anfall des Klofters Lorfch an das Erzbistum Mainz diesem
zu. Durch die Verpfändung der Bergftraße an die Pfalzgrafen bei Rhein (1461) kam
fie an diefe bis zum Jahre 1623. Als damals die Pfandfchaft wieder aufgehoben wurde,
fiel die hohe Gerichtsbarkeit wieder an Mainz zurück und blieb diefem bis zum Über-
gang an Heffen. Die niedere oder Dorfgerichtsbarkeit ftand ftets den Herren und
Grafen von Erbach zu.
Im Jahre 1561 fand ein Taufch zwifchen der Pfalz und dem Haufe Erbach ftatt,
indem damals die früher pfälzifchen Orte Lautern, Gadernheim, Raidelbach und der
pfälzifche Anteil an Reichenbach an Erbach und von diefem die Orte Mittershaufen,
Scheuerberg, Mittellechtern, Knoden, Breitenwiefen, Schannenbach und Oberlauden-
bach an die Pfalz kamen (Or. Erb. Archiv.; Schneider, Urkunde Nr. 39, 3). Die
beiden Orte Laudenau und Winterkaften gehörten, wie [chon erwähnt, zur Zent Reichels-
heim, über die die Herren von Erbach feit den älteften Zeiten die hohe Gerichtsbarkeit
hatten. Die niedere Gerichtsbarkeit aber teilten fie mit den Herren von Rodenftein.
Aus der Gefchichte der Dynaften von Erbach fei noch erwähnt, daß nach mancher-
lei Spaltungen in verfchiedene Linien im Anfang des 16. Jahrhunderts die Linien Er-
bach und Michelftadt ausftarben und Schenk Eberhard XIII. von der Linie
Fürftenau 1532 die Grafenwürde erhielt als Graf Eberhard I.
1) Simon (l. c. p. 267f. und Urk. S. 5, Anm. 3) hat die Urkunde mehrfach falfch auf-
gefaßt und daraus unhaltbare Schlüffe gezogen. Der erwähnte Reichsminifteriale G. de
Erpach, deffen Streitigkeiten mit dem Pfalzgrafen Ludwig I. (1220 — 1223) gefchlichtet werden,
ift offenbar der maior filius des pincerna G. beate memorie. Nur der jüngere Sohn und
die ältere Tochter des legteren werden dem Pfalzgrafen als Lehensleute zugewiefen, unter
der Bedingung, daß er die Kinder des 7 Schenken G. bei den pfälzifchen Lehen belaffe.