226 Oberbeerbach mit Schmalbeerbach und Stettbach
Niederbeerbach trat 1578 fein Amt an (Scriba, Archiv VI, 472 ff.). Im Jahre 1824
wurde Oberbeerbach mit den Filialen Schmalbeerbach und Stettbach von Niederbeer-
bach getrennt und erhielt einen eigenen Pfarrer. Die zu Oberbeerbach gehörigen
kleinen Filialdörfer Schmalbeerbach und Stettbach waren bis zu ihrem Anfall an Heffen
Frankenfteinifche Allodien und bilden heute noch
wie früher mit Oberbeerbach eine Gemeinde.
KIRCHE, evangelifch (H.E.Scriba, Gefthichte
der ehemaligen Burg und Herrfchaft Frankenftein
und ihrer Herren, Darmftadt 1853, S.82 ff... Zum
erhöhten Kirchhof führt ein Treppenaufgang zwi-
[chen ftattlichen Futtermauern. Angeblich befand
Kirche
FREI AIeRn fich fchon zu karolingifchen Zeiten an gleicher
Abb. 230. Oberbeerbach. Kirche. Stelle eine Kirche. Über die Erbauung der jegigen
a find fehriftliche Belege nicht nachzuweifen. Reftau-
rationen: 1742, für etwa 400 fl., die durch Landeskollekte aufgebracht wurden, ferner:
Befchreibung 1886 und 1909. Der genau orientierte Grundriß zeigt ein längliches Rechteck, dem
im Often der fhmälere, quadratifche Chor, zugleich Turmuntergefihoß, anhängt. Im
nördlichen Genick ift ein länglich-rechteckiger Nebenraum, ehemals Sakriftei, parallel
der Längsachfe des Haufes angebaut; er ift vom Chor aus durch
eine fihmale Tür zugänglich. Der Haupteingang liegt in der
Mitte der Weftwand. An der Südweftecke des Turmes ift eine
jegt vermauerte kleine fpigbogige Türöffnung mit an der Stirn
umlaufender Kerbe unter dem Verput nachweisbar. Die ver-
[chiedene Fenftergeftaltung teilt das Kirchenfchiff auf der Längs-
achfe in zwei Hälften: der weftliche Teil hat eigentümliche Fen-
fter mit elliptifchem Sturz und Mittelpfoften: ein in Gotik be-
| Abb 20, Oberheertac fangenes Suchen nach Renaiffanceform, alfo vom Anfange des
III | durch den Chor 16. Jahrhunderts ftammend. Die Sandfteingewände find recht-
| kantig — auch am Mittelpfoften — und ohne jede Profilierung.
Der Oftteil des Schiffes hat füdlich ein [pigbogiges gotifhes Fenfter, deffen Maßwerk
zwar ausgebrochen ift, aber aus den Anfatftellen rekonftruiert werden kann. Stücke
vom Mittelpfoften des Südoftfenfters find übrigens im Maßwerk des Oftfenfters im
Chor mit eingebaut, obwohl fie dort mit ihrem völlig abweichenden Profil keineswegs
hinpaffen. Das Oftfenfter des Chores ift dreiteilig; der Scheitel der drei Teilbogen
liegt fehr niedrig: im Bogenfeld darüber fisen nebeneinander zwei Kreife mit
Vierpäffen, zuhöchft ein folcher mit einem Dreipaß; ein [Chönes, eindrucksvolles
| Werk, das trog der einfachen Zirkelformen der entwickelten Gotik angehören dürfte.
| Das Profil der Stäbe Ah, ift gradflächig-dreifeitig, von ftumpfem, faft plumpem Cha-
| rakter; das Stabprofil der zweiteiligen gotifchen Schiffsfenfter zeigt beiderfeits
des f&hmalen Rückens eine elegante Kehle. Das Kirchenfchiff hat eine weiße, flache
Gipsdecke, von einem zweimal aufgehängten Längsunterzug getragen. Den Chor |
überdeckt ein Kreuzgewölbe auf Rippen mit leichtem Stich, in ungleichmäßiger Aus- |
führung. Das Rippenprofil dl, ift undeutlich; es zeigt etwaeinen geradkantigen, leicht
| gefchärften [&hmalen Stab; W ftatt des Schlußfteines figen mehrere konzentrifche
| Ringe ineinander. Der rechtkantige, nicht profilierte Triumphbogen befteht aus flachen, |
langen Quadern und zeigt eine Halbellipfe. Er ift in diefer Form wohl ficher gleich-
altrig mit den elliptifchen Fenftern der weftlichen Kirchenhälfte. Der nördliche Anbau,