14 Dorf und Bauernhaus im Kreife Bensheim
Die Deckbalken find ftets nach dem kürzeften Wege, in der Regel alfo parallel
den Giebelfeiten, gelagert und kragen dementfprechend auf den Langfeiten vor.
In vielen Fällen liegen jedoch die Balkenenden auch mit der Wand bündig ohne
vorzukragen.
Der äußerfte Deckbalken an der Giebelfeite kann mit diefer bündig liegen und zu-
gleich als Rahmholz für das untere und als Schwelle für das obere Stockwerk
dienen. In der Regel aber ift der letzte Deckbalken von der Giebelwand um den
Abftand der übrigen Deckbalken entfernt, und Stichbalken führen von ihm nach der
Giebelwand.
Auf dem Lager der Deckbalken ruht dann das Gebälk des oberen Stockwerks frei
und unabhängig für fich, wiederum aus Schwelle, Rahmholzbalken, Ständern, Riegeln
und Streben beftehend.
Um die zwifchen den Balkenköpfen hervortretende Deckenwellerung einerfeits dem
Auge zu entziehen, andererfeits gegen Witterungseinflüffe zu fchügen, bedient man
fich der Füllhölzer, die bald glatt bleiben, bald eine Profilierung zeigen, die fich oft
gleichmäßig über die Balkenköpfe fortfegt. Nicht felten wählt man auch eine Ver-
fchalung durch profilierte Bretter.
Zu befonderem Schmuck dient die verfchiedenartige Anordnung von Streben und
Riegeln. Häufig find das Andreaskreuz in mancherlei Spielarten und die „wilden
Männer“. Auch durch viertelkreisförmige Rundftreben und Kopfftreben oder Eck-
hölzer werden dekorative Wirkungen erzielt. Die Eckftänder zeigen an der Außen-
kante häufig eine gedrehte, oben und unten von Voluten abgefchloffene Schnur, bis-
weilen auch eine Dreiviertelfäule.
Ihre Flächen werden mit fchuppen-, fchachbrett- oder fifchgrätenartigen Ornamenten
bedeckt.
Auch die der füddeutfchen Holzarchitektur eigentümlichen Fenfterumrahmungen,
die zwei nebeneinanderliegenden Fenftern vorgefegt werden, finden fich nicht felten.
Bisweilen find fie einfach und glatt gehalten, bisweilen aber auch reich verziert
durch Säulchen, Konfolen, profiliertes Rahmholz, Schnur mit Voluten, ZahnfChnitt,
Rankenwerk u. dgl.
Für Scheune und Stallungen bietet das fränkifche Haus keinen Raum; es bildet
nur einen Teil der Hofanlage oder Hofreite.
Diefe hat meift die Geftalt eines länglichen oder quadratifchen Rechtecks. In der
einen Ecke fteht das Wohnhaus. Daran fChließt fich das Tor mit der breiten Einfahrt
für Wagen und der f£hmäleren Tür für den Perfonenverkehr. Diefe ift nicht [elten
auch in das große, die ganze Einfahrt fChließende Tor eingefihnitten.
Der Torbau befteht oft aus einem hohen Balkengerüft mit Satteldach, bis-
weilen aus einem ganz aus Mauerwerk hergeftellten großen und kleinen Torbogen.
Er kann fich auch zu einem Torhaus entwickeln, das noch für Wohn- und Wirt-
fchaftsräume Pla bietet. Am häufigften aber findet man die einfachere Toranlage
zwifchen drei Pfeilern aus Sandftein oder Mauerwerk, eine kleinere Tür zwifchen
dem mittleren und dem dem Haufe zunächft ftehenden, die große Einfahrt zwifchen
dem mittleren und dem dritten Pfeiler. Der Abfchluß diefer erfolgt durch ein
etwa 2m hohes, fich in der Mitte öffnendes Tor aus Holz oder Eifengitter. Die
Hofreite umgeben die Ställe und Wirtfchaftsgebäude, die Scheune liegt meift dem
Tor gegenüber.
Diefe fränkifche Hofanlage findet man, wie erwähnt, häufig in den Orten der Ebene
und am Rand des Gebirges, in Lorfch, Schwanheim, Rodau, Langwaden, Biblis, Bür-