EB Hs
Ausftattung
Ölgemälde
Kupfer-
epitaph
240 Schlierbach
im Dreifeit gefchloffen ift. An der mittleren diefer drei Seiten fowie in den Mitten
der beiden Langfeiten liegen die drei Eingänge; darüber ein halbes, daneben in den
beiden Langfeiten beiderfeits ein ganzes einfach rundbogiges Fenfter; ein ebenfolches
je in den beiden Schrägwänden des Dreifeitraumes. Die Empore umzieht die drei
Gegenfeiten der Weftwand, breit und in ungewöhnlicher Konftruktion vorn über-
kragend, auf acht einfachen Holzftügen mit je vier Kopfkonfolen. Die Treppen liegen
mit gefchickter Anordnung an den öftlichen Schrägwänden. Die Brüftung bilden ein-
fache Holzfelder. Im Weften erheben fich zwei riefige Steinfäulen ; oben durch eine
Schräge um ca. 8 cm verjüngt, wodurch das Vorhandenfein einer alten Empore er-
wiefen wird. Unten verdichtet fich der Schaft um etwa 10 cm und geht dann mit vier
leichten Doppelfchrägen an den Ecken in ein Quadrat von ca. 90 cm Seitenlänge über.
Kapitellandeutungen find nicht vorhanden. Als Refte eines älteren Baues geben fich
die derben, ungleichmäßigen Weftmauern auch durch die plumpen Rechteckkonfolen
zu erkennen, die — heute ohne Verwendung — etwas unterhalb der Empore beider-
feits im Weftende der Langwand figen; nördlich vier, füdlich fünf. Es find einfache,
vorn unten abgerundete Rechteckkonfolen, urfprünglich zur Unterftügung eines Wand-
balkens. Die von Often her erfte Konfole beiderfeits ift mit einer roten Gefichts-
maske verziert. Die Säulen und diefe Konfolen gehören aller Wahrfcheinlichkeit nach
einer fpätgotifchen Bauperiode an. Die beiden Ovalfenfter find [päterer Durchbruch.
Der Raum ift mit einer flachen Gipsdecke gefchloffen. Das Baumaterial ift Bruch-
ftein, rauh verputt. Das Fenftergewände, von Sandftein, ift einfach rechtkantig. Die
Türen haben fcheitrechten Sturz, der als Giebelandeutung auf beiden Enden einen
fchräganfteigenden länglichen Steinklog trägt. An den Wefiteilen weift ein Sockel-
ftück und ein gotifches Dreipaßfenfterchen auf das höhere Alter diefer Baupartie. Das
Ziegeldach trägt im Weften einen quadratifchen Dachreiter mit achtfeitigem Schiefer-
helm auf Vierfeitpyramide, Fläche auf Fläche.
Die Raumausftattung ift fehr einfach. Im häßlich-belanglofen Anftrich des Ganzen
hebt fich allein der übrigens fthlichte Kanzelorgelaufbau im Weften hinter dem
fehlichten Altarkaften hervor. Die Formen von Kanzel (jest ohne Schalldeckel) und
Orgel find im Empiregefchmack gebildet; dem reformierten Kirchencharakter ent-
[prechend ift nicht einmal der Altar mit einem Kruzifixus verfehen. Das Geftühl ift
ganz einfach, roh. An der Brüftung der Orgelempore find jett Refte eines [pät-
gotifchen, flachgefchnigten Holzfriefes mit Laub und Bändern in alter Bemalung,
ca. 22 cm breit, im ganzen über 3 m lang, angebracht. Eine Infchrift im Ornament
befagt in gotifcher Schrift: Anno dni M ccecc XII.
Im offenen Pfarrerftübchen unter der Orgel hängen zwei Bruchftücke eines ehe-
maligen Altargemäldes; Ölmalerei auf Leinwand, nachträglich auf Holz geleimt. Beide
Bretter, ca. 1,80 m hoch, find an den Enden fchräg abgefägt, wie wenn fie einmal zu
einer Treppenverkleidung gedient hätten. Das erfte Stück zeigt einen heiligen Sebaftian
mit einem Bifchof in Rot, Blau, Fleifchfarbe, Weiß. Das zweite: eine weibliche Heilige,
nimbiert, aber ohne fichtbares Attribut in grünem Kleid, mit weißem, rotgefüttertem
Mantel, auf rotem Grund. Das Ganze ftheint einer deutfchen Malerei aus der Zeit um
1500 angehört zu haben. Die Rückfeiten geben keinerlei Auffchluß. In demfelben
Raume hängt ein außerordentlich fehönes kleines Kupferepitaph, getrieben, vergoldet
und bemalt. Maße im Rahmen: 21,5><31,5 cm. Das Bildwerk zeigt unter einer
breiten Schriftfläche ein durch eine Renaiffancefäule halbiertes, durch eine halbe
Säule rechts und links begrenztes Bildfeld. Die Säule, auf reichfkulptiertem Pofta-
ment, zeigt gebauchten Schaft, deffen unterer Teil mit Blattwerk dekoriert ift, und