Full text: Die Kunstdenkmäler des Kreises Bensheim (A, [4])

    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
246 Schönberg 
den Häufern, auch in der Führung der Wafferläufe eine große darftellerifche Übungs- 
gewandtheit. Demgemäß find die einzelnen Ortsanfichten doch nicht als Abbilder, 
fondern als kartographifche Symbole zu bewerten. Immerhin kann man die Gefamt- 
erfcheinung des mit befonderer Liebe vorgetragenen Schloßbildes von Schönberg ohne 
Bedenken annehmen. Man erblickt da auf der Spitge eines alleinftehenden, faft ganz 
vom natürlichen Bachlauf umfloffenen 
Hügels eine Gebäudegruppe, deren ein- 
zelne Teile feft aneinandergebaut find, 
aber nicht von einer Mauer umfchloffen 
werden. Die Außenwände find vielfach 
durchfenftertt. Man unterfcheidet zwei 
größere Häufer — davon eins mit Trep- 
pengiebel — und drei kleinere einfache; 
ferner einen aus der Umfaffung vor- 
fpringenden ganz niedrigen Rundturm mit 
Kegeldach. 
Eine zweite Anficht gibt Meißner, um 
1625, in einzelnen Exemplaren feiner 
Sciagraphia cosmica, Bl. 40; Kupferftich; 
Plattengröße 10><14,5 cm; gezeichnet 
Abb. 245. Schönberg. Schloß. Situationsplan »E-L-“ Inder linken unteren Bildecke figt 
nach dem geometrifchen Extrakt ein Papagei vor einem Spiegel. Sinn- 
Ä k Alte Bi: W Sehlens C. Holländ, Han, D. Wagen  rudie: „Superbia sibi ipsi quam Pam 
| | remise, E. Küchenbau, F. Stall, G. Gärtnerhaus, H. Gräfin placet.“ = „Stultescit vere qui turgida 
| Mathilde, I. Rentamt, K. Bassin, L. Park, M. Vorplatz, | “ . 
| N. Acker, ©. Gemüsegarten, P. Schlosshof, Q. Garten umina specto cum fastu mandat Psittace 
stulte notas.“ — „Der ftugerifche Cavalier]| 
| [fo vorm Spiegel hat fein Zier,|was folcher für ein Gefell fey,|berichtet uns der Papagey.“ 
| Der Wappenfchild in der Bildecke oben rechts ift leer; aber es handelt fich unver- 
| kennbar um das Erbachifche Schönberg. 
| Auch hier erkennt man ein großes Schloßgehöft, deffen einzelne Bauten feft an- 
einander anfchließen, aber keinerlei Verteidigungsanlagen befizen. Aber auch diefe 
| Darftellung hat nur den Wert eines allgemeinen Erinnerungsbildes; zum mindeften 
hat der Aufnehmende feinen Standort gewechfelt. 
Am zuverläffigften ift der Grundriß („Geometrifcher Extrakt“) des Schloffes, den 
der tüchtige Feldmeffer Johann Wilhelm Grimm im Jahre 1741 für den Grafen Georg 
Auguft anfertigte und der jet im Erbachifchen Gefamthaus-Archiv in Erbach auf- 
bewahrt wird. Diefer Plan verzeichnet im wefentlichen fchon die heute ftehenden 
Gebäude; wir können deshalb bei der Befchreibung des jegigen Schloffes darauf 
zurückkommen. 
Bauliche Refte der mittelalterlichen Anlage find — außer vielleicht in den Funda- 
menten des vorderen großen Turmes — nicht mehr nachzuweifen. Daß der Bau des 
Mittelalters wirklich auf der Stelle des heutigen Schloffes ftand, ergibt fich aus den 
folgenden Abbruchs- und Erbauungsnotizen, die zum Teil aus der Chronik des Pfarrers 
M. Walther von Reichenbach (W. Diehl), zum Teil aus den Bauakten im Erbachifchen 
| Gefamthausarchiv ftammen. Das Erbachifche Urkundenmaterial über die Schön- 
| berger Bautätigkeit ift überaus reichhaltig und bietet mancherlei Einblick in allgemeine 
| Kulturverhältniffe jener Zeit. Seine vollftändige Veröffentlichung wäre ein dankens- 
| wertes Unternehmen. 
  
  
  
  
 
	        
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