Full text: Die Kunstdenkmäler des Kreises Bensheim (A, [4])

   
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Dorf und Bauernhaus im Kreife Bensheim 15 
ftadt, Wattenheim, Nordheim, Seeheim, Bickenbach, Zwingenberg, Jugenheim, Als- 
bach, Zell und anderen Orten. 
Aber überall gibt es auch fränkifche Bauernhäufer, die eine gefchloffene Hofreite 
überhaupt vermiffen laffen. Auch im Gebirge ift das fränkifche Bauernhaus häufig 
vertreten, wie in Balkhaufen, Knoden, Reichenbach, Lindenfels, Schlierbach, Gadern- 
heim, Glattbach, Beedenkirchen. 
Daneben findet fich aber noch ftark verbreitet das als oberdeutfch oder ale- 
mannifch bezeichnete Haus. Es unterfcheidet fich von dem fränkifchen im wefent- 
lichen dadurch, daß es unter demfelben Dache Wohnräume, Stallungen 
und Scheune vereinigt. 
Es ift im Gegenfat zu jenem nur einftöckig und im Grundriß zweigeteilt, 
d.h. der Wohnraum zerfällt nur in Flur und Küche einerfeits und Wohnftube mit 
Kammer andererfeits, während fich auf der anderen Seite des Flurs fofort die 
Stallungen anfchließen. 
Häufig — aber es ift dies kein wefentliches Merkmal — hat es einen hohen, 
ummauerten Unterftock, der ebenfalls zu Ställen oder Wirtfchaftsräumen dient und 
über den eine oft fehr hohe Treppe zu dem einzigen, aus Fachwerk hergeftellten 
Stock für Wohnräume führt. Entfprechend der Vereinigung diefer mit Stallungen 
und Scheune unter einem Dache widerftrebt das alemannifche Haus jeder ge- 
fchloffenen Hofanlage. Schuppen oder fonft noch nötige Stallungen liegen in unregel- 
mäßiger Anordnung um das Hauptgebäude, aber zu einer gefchloffenen Hofreite 
kommt es nicht. 
Diefes Haus ift neben dem fränkifchen im ganzen Odenwald weit verbreitet und 
herrfcht in manchen Dörfern faft allein vor. 
Im Kreife Bensheim finden wir es namentlich in Hochftädten, ferner in Zell, Knoden, 
Gadernheim, Glattbach, Lindenfels, Balkhaufen, Lautern, Winterkaften, Laudenau und 
faft in allen Gebirgsdörfern. 
Es darf darauf hingewiefen werden, daß dies der Siedelungsgefthichte entfpricht, 
da bei der Okkupation durch die Franken die Alemannen ins Gebirge zurückge- 
drängt wurden. 
Eine künftliche Ausgeftaltung des Fachwerkes ift dem alemannifchen Haufe völlig 
fremd. Trogdem paßt die freundliche Gefamtanlage vortrefflich ins Landfchaftsbild 
und trägt zu deffen Belebung wefentlich bei. 
Ein befonderer Typus des Bauernhaufes hat fich im fogenannten Ried heraus- 
gebildet. 
Vereinzelt fehon in Lorfch, häufiger in Klein- und Groß-Haufen, in Nordheim, 
Wattenheim, Biblis und anderen Riedorten finden wir ein Fachwerkhaus, das, 
feiner Anlage nach fränkifch, den zweiten Stock nicht völlig ausgebaut, fondern 
nur als Halbftock zeigt, fodaß in diefem Zimmer mit fChrägen Wänden entftehen, 
wenn nicht etwa der zweite Stock fchon als Speicher benutt wird, was nicht felten 
der Fall ift. 
Schließlich foll nicht unerwähnt bleiben, daß fich neben den Bauernhäufern, die 
einen ausgefprochenen Typus erkennen laffen, zahlreiche andere finden, die Merk- 
male der beiden Haupttypen vereinigen und dementfprechend als fränkifch-alemannifch 
bezeichnet werden müffen. 
Vgl. Henkelmann, K., Das Odenwälder Bauernhaus, Beilage zum Jahresbericht des 
Großherzoglichen Gymnafiums zu Bensheim. Oftern 1906; derf., Das Bauernhaus des 
Odenwaldes und des füdweftlichen Deutfchlands. Darmftadt, Zedier & Vogel 1908. 
      
    
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
   
   
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
   
   
  
   
  
   
  
  
  
   
    
	        
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