Im Dorfe
Gefchicht-
liches
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Schwanheim
Stallungen; in der Südweftecke zwei kleine zweiftöckige, im ftumpfen Winkel anein-
anderftoßende Häufer mit Manfarddächern, die u. a. die Wohnung des Schloßhaupt-
mannes enthalten. Der niedrige Pavillon, der die Folge diefer Barockhäufer abfchließt,
ift ganz modern.
Im Keller des Haufes von 1729 wurde ein Kellerhalsgewände von Sandftein, fpig-
bogig, mit der Jahreszahl 1547, wieder mit verfeßt.
Die Innenausftattung des Schloffes, Stuckdecken, Supraporten u. dgl., ftammt in
ihren älteften Teilen aus der Biedermeierzeit.
Im Dorfe: Haus 64. „Fürftlich Erbachifche Rentkammer.“ Ein einfaches, aber fehr
ftattliches zweiftöckiges Barockhaus mit [Chmiedeeifernen Fenftervergitterungen.
Einzelne Häufer haben hübfche Empiretüren, z. B. Nr. 100, 108, 115, 118.
DR
SCHWANHEIM
764 Suainheim (C.L. I, 320 Nr. 226). — 774 Sueinheimer marca (C.L. I, 321 Nr. 227). —
782 Sueinheim (C.L.]I, 321 Nr. 228). — 1238 Sweinheim (Bulle Gregors IX. Religiosam
vitam eligentibus). — 1275 und 1335 Sweynheim (Baur, Urk. I, 1297 und 546). — 1423
Schweinheim (Dahl, Lorfch. Urk. S. 61). — 1478 Schweinheim bei Hufen (Wenck I, Urk.
264 Nr. 362).
Sao erfcheint fchon fehr frühe im Befitz des Klofters Lorfch. Ein ge-
wiffer Gerbert und feine Gemahlin fchenken diefem 764 einen Hof in der villa
quae dicitur Suainheim, und ein gewiffer Datto 774 zwei Höfe mit Ackerland
und Wiefen in Sueinheimer marca. Durch ein königliches öffentliches Inquifi-
tionsverfahren wird ferner 782 feftgeftellt, dass die villa Sueinheim zum Klofter
Lorfch gehöre, weil fie innerhalb der marca Hurfeldun gelegen fei, die Karl der
Große felbft dem heiligen Nazarius, d. h. dem Klofter Lorfch, gefchenkt habe. Ohne
Zweifel ift unter Hurfeldun das Schwanheim benachbarte Fehlheim zu verftehen.
Sweinheim wird auch noch in der Bulle Gregors IX. vom Jahre 1238 Religiosam
vitam eligentibus (vgl. Schenk zu Schweinsberg, Quartalbl. 1906 S. 19/20) als
Lorfcher Befit bezeichnet, nachdem das Klofter bereits 1232 an Mainz übergegangen
war und vorher fthon große Verlufte an Gebiet erlitten hatte. Wer von Lorfch und Mainz
Güter und Gefälle in Schwanheim zu Lehen trug, läßt fich fortlaufend nicht feftftellen.
Im 15. Jahrhundert erfcheint Schwanheim im Befig der Kämmerer von Dal-
berg. Im Jahre 1478 verkaufen diefe — Philipp Kemmerer von Dalburg und Hanns
und Friedrich, Gebrüder, Herrn Wolfen von Dalburg fel. Söhne — ihr Dorf Schwein-
heim, bei Hufen gelegen, mit allen Rechten und Gefällen für 1200 Goldgulden an
Graf Philipp von Katenelnbogen (Wenck I, Urk. 264 Nr. 362 Extr.). Im folgenden
Jahre ftarb Philipp, und mit der Graffchaft Kagenelnbogen kam auch Schwanheim an
die Landgrafen von Heffen und 1567 an Heffen-Darmftadt. Vor der pfälzifchen Fehde
(1504) gehörte Schwanheim zur Zent Heppenheim, nach diefer zur 1525 neuge-
gründeten Zent Zwingenberg.
In kirchlicher Hinficht ftand Schwanheim urfprünglich unter dem Klofter Lorfc&h ;
nach deffen Übergang an Mainz gehörte es zum Archidiakonat St. Viktor und zum
Bensheimer Landkapitel. Aber 1430 wurde dem Propft von Lorfch vom Erzbifchof
Konrad von Mainz das Patronatsrecht mit allen Einkommen, Renten, Nußen und Ge-
rechtigkeiten, wie folche bisher das Erzftift Mainz befeffen, übertragen, jedoch mit