Full text: Die Kunstdenkmäler des Kreises Bensheim (A, [4])

Gefchicht- 
liches 
       
   
  
  
  
  
  
  
     
   
  
  
   
    
   
   
   
  
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
272 Winkel. — Winterkaften 
WINKEL 
INKEL gehörte zur Talzent des Amtes Lindenfels. Es ift heute nach Schlier- 
bach eingepfarrt. 
Haus Nr. 2. Die Haustür hat einen Sandfteinfturz, der unten efelsrückenähnlich 
profiliert ift, mit der Infchrift: IVILIP STEINMAN | 1673. Die Zahl ift aber wohl 
nicht auf die Erbauung des Fachwerkhaufes zu beziehen; man muß vielmehr anneh- 
men, daß der immerhin aufwändlich geformte alte Werkftein bei einem Neubau des 
19. Jahrhunderts wieder mitverwandt wurde. Das Fachwerkfyftem hat nur Rahmen- 
fireben, wenig vorftehende Balkenköpfe und mitfamt dem Anbau überhaupt jüngere 
Haltung. 
Haus Nr. 3. Die beiden unteren Gefhoffe des Fachwerkhaufes haben ebenfalls 
Rahmenftreben. Nur im Giebel finden fich einfache Ständerftreben, wie fie auch heute 
noch gelegentlich angeordnet werden. Die Füllungen zwifchen den Balkenköpfen find 
in Rofa und Weiß mit Blumen etc. bemalt. Die Haustürinfchrift 1780 läßt auf einen 
ähnlichen Bauvorgang wie bei Nr. 2 fchließen. 
on 
WINTERKASTEN 
795(?) Wintercaften und Winterchafto (C.L. 1, 16f.). — 1012 Wintercafto (C.L. I, Nr. 93 
S. 155). — 1354 Winterkaften (Reg. d. Pfalzgr. 2817). — 1357 (Wörner, Reg. 443; Simon, 
Urk.Nr.63); 1387 (Scriba, Reg. 1279); 1413(Karlsr. Kpb.878,40; Scriba, Reg. 1475) Winter- 
caften. — 1433 (Wörner, Reg. 876); 1561 (Scriba, Reg. 2262); 1720 (ib. 2443) Winterkaften. 
ER Ort wird bereits in der Befchreibung der von Karl dem Großen dem Klofter 
Lorfch gefchenkten Mark Heppenheim fowie in der Befchreibung des von Hein- 
rich II. gefchenkten Wildbannes im Odenwald als wichtiger Grenzpunkt erwähnt. In 
frühefter Zeit befaßen die Herren von Erbach die hohe Gerichtsbarkeit und die 
niedere zur Hälfte. Die andere Hälfte ftand den Herren von Rodenftein zu. 
Zeitweife war fie auch im Befig der Pfalzgrafen beiRhein, bis fie am Ende 
des 15. Jahrhunderts wieder an die Rodenfteiner zurückfiel. Nach deren Ausfterben 
kam fie in verfcChiedene Hände und 1806 famt dem Erbachifchen Anteil an Heffen. 
Winterkaften und Laudenau gehörten feit alter Zeit zur Pfarrei Neunkirchen im 
Kapitel Montat des Archidiakonats St. Peter und Alexander zu Afchaffenburg und zur 
Diözefe Mainz (Würdtwein, D. M. I, 603). Das Patronatsrecht ftand den Herren 
von Rodenftein zu. 
Wann die Reformation eingeführt wurde, läßt fich nicht genau beftimmen. Im 
Jahre 1542 war noch ein katholifcher Geiftlicher in Neunkirchen, um deffen Erfegung 
durch einen evangelifchen Philipp der Großmütige perfönlich bemüht war (Archiv 
&; F: VAL SFR 
Winterkaften und Laudenau find hinfichtlich ihrer Dorfanlage typifch für die im 
Odenwald und befonders in der Gegend von Lindenfels häufigen Reihendörfer, bei 
denen die Gemarkung in ftreifenförmige Huben zerfällt, die auf beiden Seiten des 
Talwegs oder Baches fich die Anhöhen hinanziehen. Sie brauchen aber nicht, wie 
Meiten (Siedelung und Agrarwefen II, 329) annimmt, grundherrliche Kolonifationen 
zu fein, fondern können ebenfogut auf volkstümliche Siedelungen zurückgehen (die 
ausführlichere OrtsgefChichte findet fich im Anhang unter „Winterkaften“).
	        
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