Full text: Die Kunstdenkmäler des Kreises Bensheim (A, [4])

   
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Zwingenberg 277 
nach unferer Zeitrechnung im Jahre 1274 — für feine StadtZwingenberg einenWochen- 
markt und die Freiheiten zu erlangen, welche den umliegenden Städten von den 
Kaifern und Königen gegeben wurden. 
Diefe Freiheiten werden dem Sohne Diethers III., Wilhelm, im Jahre 1330 von 
König Ludwig dem Bayer aufs neue beftätigt. Da die Märkte in Zwingenberg 
es zu keiner Bedeutung brachten und die alten Marktprivilegien mit der Zeit „in 
Abgang gekommen“, verlieh Landgraf Ludwig V. der Stadt 1609 aufs neue das 
Recht eines Wochenmarktes und eines Vieh- und Jahrmarktes auf Sonntag nach Bar- 
tholomaei und Landgraf Ernft Ludwig 1639 einen zweiten auf Dienstag nach Laetare, 
der aber 1743 auf Mittwoch und Donnerstag vor Georgi verlegt wurde. In dem- 
felben Jahre wurde ein weiterer Vieh- und Krämermarkt auf Montag und Dienstag 
nach Exaudi bewilligt. 
Diefe Jahrmärkte verloren mit der Zeit ihre Anziehungskraft und gingen ein; fie 
wurden zwar 1810 noch einmal erneuert, find aber dann gänzlich aufgegeben worden. 
Nach dem Ausfterben der Grafen von Kaßgenelnbogen kam Zwingenberg 1479 an 
die Landgrafen von Heffen und nach dem Tode Philipps des Großmütigen als Teil 
der Obergraffchaft 1567 an Heffen-Darmftadt. 
Von kriegerifchen Ereigniffen, die Zwingenberg in Mitleidenfchaft zogen, fei vor 
allem die Fehde Kaifer Albrechts I. mit den rheinifchen Kurfürften erwähnt, während 
deren 1301 das Schloß von Albrecht zerftört wurde, da Graf Wilhelm von Kateneln- 
bogen fich dem Erzbifchof von Mainz, Gerhard II. von Eppenftein, angefC&hloffen hatte. 
Aber bald verföhnte fich Wilhelm wieder mit dem Kaifer, und Erzbifchof Peter von 
Afpelt war ihm zum Wiederaufbau des Schloffes behilflich, wofür es der Graf von 
Mainz zu Lehen nahm. 
In der Lehensurkunde vom Jahre 1312 (Guden., cod. dipl. II, 72; Würdtwein, 
nova subs. dipl. XIV. praefat. LVI) heißt es ausdrücklich: castrum Twingenburg, 
quod idem Comes proprietatis titulo obtinebat. Daraus geht hervor, daß das 
Lehensverhältnis, das urfprünglich zwifchen Lorfch und dann Mainz einerfeits und den 
Grafen von Katenelnbogen andererfeits ficherlich beftand, völlig außer Kraft getreten 
war, 1312 aber wieder erneuert wurde. Aber auch damals wurde das Lehen nur 
unter der Bedingung von Mainz genommen, ut ad quoscunque heredes, acsi esset 
proprium, transferatur. 
Während der Sickingenfchen Fehde fiel Zwingenberg (1518) für kurze Zeit in die 
Hände des gewalttätigen Vertreters der Reichsritterfchaft. 
Der dreißigjährige Krieg und die Kriege Ludwigs XIV. brachten viel Elend über 
die Stadt. Plünderungen und Brandfchagungen, dazu Hunger und Peft (1635) ent- 
völkerten fie und vernichteten ihren Wohlftand. Am verhängnisvollften wurde der 
Krieg, den Ludwig XIV. um den Befit der Pfalz führte (1688-97). Nachdem die 
Stadt in dem Kriege Ludwigs gegen Holland (1672-78), währenddeffen Turenne 
in der Umgegend übel haufte und das Auerbacher Schloß zerftörte, ziemlich glimpflich 
davongekommen war, wurde fie am 4. Juli 1693 von den Franzofen unter de Lorges 
von Grund aus zerftört und in einen Trümmerhaufen verwandelt. 
„Die Stadt ift inwendig der Mauern bis auf die Kirche, das Schulhaus und noch 
eilf fChlichte Häufer auf dem Berg völlig und aus dem Grund abgebrannt“, meldet ein 
Bericht des Amtskellers an den Landgrafen. 
Daß auch während der zahlreichen Kriege des 18. Jahrhunderts und namentlich 
der Revolutions- und Napoleonifchen Kriege die Stadt und Umgegend nicht von Kriegs- 
laften verfchont blieb, erklärt fich aus ihrer Lage an der Hauptheerftraße. 
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