Full text: Die Kunstdenkmäler des Kreises Bensheim (A, [4])

   
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Anhang 303 
3. Beide gehören einem anderen Gefchlecht an als den Calwern, erfcheinen auch ftets 
nur als viri nobiles, nirgends als Grafen. Es ift daher höchft wahrfcheinlich, daß beide 
nur Lehensleute oder Burgmannen, der erftere Boppos von Henneberg, der andere des 
Pfalzgrafen Konrad waren. Auch Billungus wird unter den Räubern des Klofters genannt. 
Trogdem er dem Klofter die Kirche in Cella mit einem Teil des Hemmingisberges (Hems- 
berg) zurückgegeben hatte, entging er nicht der Strafe des Himmels (C.L.1, 259, 
4. Dort unterzeichnet er eine Schenkungsurkunde für das Klofter Schönau am 30. Mai 1208 
(Mone, Oberrhein. Ztfchr. VII, 31; Würdtwein, Chron. Schonaug. S. 262; Chrift, 
Mannh. Gefchbl. 1905 5.256) und eine andere Urkunde im Jahre 1211, gegeben in Linden- 
vels in Castro suo (Würdtwein, subs. dipl. VI, 370). 
5. So ftattete [chon Ludwig II. im Jahre 1292 Philipp von Clingenberg oder Bickenbach 
und in demfelben Jahre den Schenken Gerhard von Erbach mit Burglehen aus (Ztfchr. f. 
G. d. O. Vl, 310, Simon, Urk. Nr. 9, Reg. d. Pfalzgr. 1273 und 1280), ferner Pfalzgraf 
Rudolf I., Gottfried von Bickenbach im Jahre 1296 (Reg. d. Pfalzgr. 1373; Karlsr. Kopb. 457, 
65; Ztfchr. f.G.d.O. VI, 311). Es würde zu weit führen, an der Hand urkundlicher Belege 
alle bekannten pfälzifchen Burgmannen von Lindenfels hier aufzuzählen. Solche finden fich 
in Scriba, Regeften und dem Supplementband von Wörner unter Lindenfels, ferner bei 
Simon, Gefch. d. Gr. v. Erbach S. 245f.; Urk. Nr. 9, 91, 94, 115, Ztfchr. f. G.d. O. VI, 310 ff. ; 
Widder, Befchr. d. kurf. Pfalz I, 493; Marchand, Lindenfels S. 23 ff. u. bef. Reg. d; 
Pfalzgr., Regifter, unter Lindenfels, Burgmannen. Außer den beiden genannten Familien, 
deren Angehörige häufig als folche auftreten, feien erwähnt die Grafen von Katenelnbogen, 
die Grafen von Spanheim, die Herren von Falkenftein und Münzenberg, die Herren zu 
Ifenburg und.Büdingen, die von Runkel, von Rodenftein, von Cronberg, von Leiningen, die 
Löwe von Steinfurt, die Landfchaden von Steinach und die Ulner von Dieburg. Einige 
Burgmannsfamilien nannten fich auch nach der Burg, fo die Hebeftreit von Lindenfels 
in der erften Hälfte des 15. Jahrhunderts und die älteren und bedeutenderen Familien 
der Kreis von Lindenfels (1320—1500), der Wißkreis von Lindenfels (1381—1400) und 
die Mosbach von Lindenfels (1331—1684). 
6. In diefem Jahre geftattet Pfalzgraf Friedrich III. „feinen armen verbrannten Unterthanen 
zu Lindenfels“ zur Wiederherftellung der alten, verfallenen Brunnenquelle auf ihre Almend 
ein Darlehen von 200 Gulden, rückzahlbar in fechs oder acht Jahren, und ein weiteres von 
anderthalbhundert Gulden, rückzahlbar in acht oder zehn Jahren, aufzunehmen und „Die Cappel 
im Liechten Clingen bey Waldtmichelbach abzubrechen vnnd die Ziegel auch andere Stein 
zu des fleckhens nottdurft zu verbrauchen“ (Karlsr. Kopb. 847, 111 und 138).!) Als dann die 
Lindenfelfer nach zehn Jahren die Schuld noch nicht abtragen konnten, wurde ihnen eine 
weitere Frift von fechs Jahren geftattet (Karlsr. Kopb. 847, 385). 
7. Als Friedrich der Siegreiche nach dem Tode feines Bruders Ludwig IV. (1449) die Vor- 
mundfchaft über deffen Sohn Philipp und die Regierung übernahm, verfprach er, keine Ehe 
einzugehen, um Philipp die Nachfolge zu fichern. Trogdem fchloß er einen morganatifchen 
Bund mit der fchönen Clara Döttin von Augsburg und fuchte deren Sohn Ludwig mit ver- 
[ehiedenen pfälzifchen Ämtern auszuftatten. Dadurch entftanden Mißhelligkeiten zwifchen 
Friedrich und Philipp, und nach Friedrichs Tod (1476) ließ jener die fchöne Frau, in deren 
Ehrgeiz er die Haupturfache des Zerwürfniffes fah, bis zum Jahre 1485 in Lindenfels ge- 
fangen halten. In diefem Jahre wurde fie ihrer Haft entlaffen, und ihr Sohn erhielt die 
Graffchaft Löwenftein, wodurch er der Begründer des bekannten fürftlichen Haufes Löwen- 
ftein-Wertheim wurde. Graf Eberhard Il. von Württemberg, der Nachfolger des Grafen 
„Eberhard im Barte, war wegen feiner Mißregierung aus feinem Lande vertrieben worden 
und hatte bei Kurfürft Philipp in Heidelberg gaftliche Aufnahme gefunden. Dafür trat er 
ihm die Anf[prüche auf fein Land ab. Als er jedoch fpäter diefen Vertrag bereute und 
rückgängig zu machen fuchte, wurde er von Philipp (um 1500) nach Lindenfels gebracht; 
dort ftarb er in der Gefangenfchaft am 17. Februar 1504. 
8. Namentlich erfolgten mehrfach Teilungen in Unterzenten. Das pfälzifche Amt Linden- 
fels mit Schloß und Stadt Lindenfels und den drei Zenten: Talzent, Hammelbacher und 
Waldmichelbacher Zent, gehörte zum Oberamt Heidelberg bis zum Jahre 1737. Die nach 
1561 hinzugekommene Neuzent blieb aber, was das Malefiz- und Halsgericht — Diebftahl, 
Mordgefchrei, Steinwurf, Rauberei und Keterei — anbetraf, noch der zentlichen Obrigkeit 
auf dem Landberg bei Heppenheim, d. h. der Zent Heppenheim des Oberamts Starken- 
burg, unterftellt. Dies blieb fogar beftehen, als die Bergftraße 1623 wieder an Mainz zurück- 
fiel und hörte erft durch den Vertrag zwifchen Kurpfalz und Mainz vom Jahre 1714 (Karlsr. 
Kopb. 888, 252ff.; Dahl, Urk. 71f. ein Auszug) auf, durch den beftiimmt wurde, „daß die 
Centhen in alieno zugleich aufgehoben und einem Jeden omnimoda Jurisdictio in dem 
feinigen hinfürters zugeftanden werden folle“. 
‘) Das Verzeichnis der Diäten für Keller und Schultheiß bei der Befichtigung der Kapelle 
und der fonftigen durch den Abbruch entftandenen Koften findet fich in der Lindenfelfer 
Stadtrechnung. 
    
    
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
   
  
   
  
   
   
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
   
   
  
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