Full text: Die Kunstdenkmäler des Kreises Bensheim (A, [4])

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
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Bensheim 
fchreibung im Bensheimer Herkommensbuch (B. A.: U 6 f. 66—71) erhalten ift. Sie 
gibt zugleich einen Begriff von dem Wohlftand und der Blüte der Stadt. 
Aber durch den für die Pfalz unglücklichen Verlauf des dreißigjährigen Krieges 
fiel auch Bensheim wieder an Kurmainz zurück. Die Ratsprotokolle und Stadtrech- 
nungen geben ein erfhütterndes Bild von all dem Elend, das über die an der großen 
Heerftraße gelegene Stadt hereinbrach, ihren Wohlftand für lange Zeit vernichtete 
und fie in eine ungeheuere Schuldenlaft ftürzte. 
Bedeutungsvoll war gleich beim Beginn des Krieges der völlige Zufammenbruch 
der Pfalz. Nach der Niederlage am Weißen Berg bei Prag und der das Schickfal 
des bereits 1621 geächteten Pfalzgrafen Friedrichs V. und feines Landes entfcheiden- 
den Schlacht bei Wimpfen (1622) benugte Kurmainz fofort die Gelegenheit, das alte 
Pfandfchaftsverhältnis vom Jahre 1461 zu löfen und feine früheren Befigungen an 
der Bergftraße wieder an fich zu ziehen. Bereits im Oktober 1623 huldigten die bis 
dahin pfälzifchen Städte und Dörfer wieder dem Erzbifchof von Mainz, darunter Bens- 
heim mit Schultheiß, 15 Ratsverwandten und 334 Bürgern (Dahl, Urk. S. 57 und 97). 
Nun wurde mit allem Nachdruck eine Gegenreformation ins Werk gefett und befonders 
in Bensheim durch den Burggrafen von Starkenburg, Gerhard von Waldenburg, mit 
großer Rückfichtslofigkeit durchgeführt. Und mit dem inneren Druck gingen Hand 
in Hand die Greuel des Krieges. Kaiferliche, Schweden und Franzofen trugen in 
gleicher Weife zum Verderben der Stadt bei. 
Durch den Frieden von Luneville (1801) und den Reichsdeputationshauptfchluß 
(1803) war auch Bensheim an die Landgraffchaft Heffen-Darmftadt gefallen und hatte am 
25. Auguft 1803 dem neuen Landesherrn gehuldigt (vgl. Hattemer, K., Der Über- 
gang der Mainzer Ämter an der Bergftraße an Heffen. 1802/3. Archiv, n. F. VII, 295 ff.). 
DIE KIRCHLICHEN VERHÄLTNISSE. Bensheim gehörte nach dem Übergang 
der Abtei Lorfch an das Erzbistum Mainz zum Archidiakonat St. Victor und war der 
Hauptort der Bergftraße oder des Bensheimer Landkapitels. Das Patronatrecht der 
Pfarrei wurde 1249 von Erzbifchof Siegfried III. dem Domkapitel zu Mainz über- 
tragen und dies im folgenden Jahr von Papft Innocenz IV. beftätigt. Vom großen 
Zehnten bezog das Domkapitel ein Drittel, deffen Einziehung, Verwaltung und Ver- 
rechnung der Domkapitelfaktorei oblag; ihr Haus liegt in der Nähe des Mittel- 
tors. Es ift der Bau, in dem jegt das ftädtifche Mufeum untergebracht ift. Außerdem 
befaß das Domkapitel noch den Domherrnhof in der Obergaffe. 
Zu den Filialen der Kirche gehörten in alter Zeit Auerbach, Zwingenberg, 
Zell, Gronau, Reichenbach, Schönberg, Wilmshaufen und Fehlheim, nach der 
Reformation immer noch Zell, Wilmshaufen, Schönberg und Fehlheim, obgleich 
die drei erfteren lutherifch geworden und der Pfarrei Gronau zugeteilt waren.!) 
Bensheim hatte nach den Ausführungen Dahls (S. 47) das vorzüglichfte und viel- 
leicht auch das ältefte Halbftift im Oberrheingau. Es beftand aus dem Pfarrer 
der Hauptkirche (Archipresbyter) und den Altariften oder Kaplänen der 15 Altar- 
benefizien. 
Neben der Pfarrei gab es noch eine Stadtkaplanei, unabhängig von der Pfarr- 
kaplanei, der die Pfründe des Nicolaialtares zuftand. Die 15 Altarbenefizien waren 
mit folgenden Altären verbunden: S. Margarethae, S. Mariae Magdalenae, S. Martini, 
S. Catharinae, S. Laurentii, S. Leonardi, omnium Sanctorum (Hofpital), S. Spiritus 
(Hofpital), S. Johannis, S. Barbarae, S. Annae (Hofpital), S. Nicolai, B. M. Virginis, 
1) Über das Filialverhältnis diefer Orte findet man das Nähere bei deren Gefchichte. 
     
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