Full text: Kreis Worms ([B, 1])

   
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NEUHAUSEN 103 
Nur an dem Zuge des Grabens, der das Cyriakusstift umgab, kann dessen 
Lage festgestellt werden. Derselbe ist in verschiedener Tiefe in dem grössten Teile 
des Bogens, den er beschreibt, noch vorhanden. Das Terrain liegt östlich der 
Hauptstrasse, welche durch den Ort führt, und die von dieser Hauptstrasse aus- 
gehende und wieder dahin zurückkehrende Seitenstrasse (welche beide Strassen den 
Hauptteil des kleinen Ortes bilden) umschliesst jenes Terrain auf 3 Seiten. Der 
Graben ist, da wo sich die Seitenstrasse im Norden an die Hauptstrasse anschliesst, 
am tiefsten ; die Seitenstrasse übersteigt hier den Graben auf einer Brücke, deren 
Bogen jetzt vermauert ist. Sowohl der innere wie der äussere Grabenrand sind 
hier, der äussere nur hier erhalten. Auch sieht man hier Mauern den äusseren 
und inneren Grabenrand begleiten; an ersterer sind Baulichkeiten, die nach der 
Hauptstrasse stehen, angebaut; letztere trümmerhafte Mauer dient mit zur Umschliessung 
des alten Stiftsterrains, in dessen Mitte das frühere evangelische Pfarrhaus steht. 
Von der erwähnten Seitenstrasse resp. deren nördlichem Teile aus führt ein Hofthor 
mit der Jahrzahl 1546 in das Stiftsterrain ; der Graben fehlt an dieser Stelle; doch 
zieht sich an der Seitenstrasse her eine ältere Mauer um dasselbe, welche etwa an 
derjenigen endigt, welche den inneren Rand des Grabens an seiner tiefsten Stelle 
begleitet*). Der jetzt bepflanzte Graben konnte einst vom Mühlkanal aus, welcher 
von der Pfrimm abgeleitet wird und in einem Bogen, welcher der mehrgenannten 
Seitenstrasse fast parallel ist, bis zu der in dieser Strasse östlich des Stiftsgebiets 
gelegenen Stiftsmühle führt, mit Wasser gefüllt werden. 
Neben der Stiftsmühle, die über der Thüre ein gezahntes Rad hat und dem 
vorigen Jahrhundert entstammen dürfte, sind die Reste eines Dorfthors unmittel- 
bar an der den Mühlbach überschreitenden Brücke, sowie eine Defestigungsmauer 
erhalten, welche sich von der Brücke bis zum Mühlgebäude erstreckt. Die Thor- 
reste bestehen nur in den unteren Teilen der Pfeiler, an die sich die steinernen 
Brückengeländer anschliessen. Die Mauer beginnt an der Mühle, geht dann ent- 
lang des Mühlbachs, und macht kurz vor der Brücke einen stumpfen Winkel; am 
Thor setzt sich ein Stück im rechten Winkel, parallel mit der Brückenaxe an. In 
dem Mauerstück, das entlang des Bachs geht, sehen wir in gleichmässigen Abständen 
vier rechteckige, sich nach innen erweiternde Scharten **). Wir haben also hier ein 
Verteidigungswerk für Brücke, Thor und Mühle, das zugleich zur Verteidigung des 
rückwärts gelegenen Stifts dienen konnte. In der That sind gerade nach dieser 
*) Dass das Stift Neuhausen im Mittelalter mit Wall, Graben und Zäunen (sepe, Pallisaden am äusseren 
Grabenrand, vergl. die sepes nouhusens. in einer Urkunde bei Baur, Urkk. II, S. 106) befestigt war, ergiebt sich 
aus der Urkunde bei Schannat II, S. 122, wonach die Wormser Bürger im Jahr 1249 diese ausdrücklich aufgezählten 
jefestigungswerke zerstört haben. Es muss dahin gestellt bleiben, ob, wenn in der Urkunde anfangs als Gegenstand 
des Streits zwischen Worms und dem Stift die Zerstörung der Mauer (destructio muri) bezeichnet wird, damit das 
Vorhandensein einer wirklichen Mauer gemeint ist. Wir möchten hier »murus« als im allgemeinen für »Befestigung 
stehend erachten, da damals neben dem Vorhandensein eines Walls dasjenige einer Mauer, die eine innere Befestigung 
gebildet haben müsste, nicht wohl denkbar ist. Die heutigen Grabenreste mögen die Überbleibsel des alten, nach 
der Zerstörung durch Worms sicherlich erneuerten Wallgrabens sein; die heutigen Mauern jedoch zeigen keine 
Struktur, welche darauf hinwiese, dass sie zu Befestigungszwecken gedient hätten; diejenigen am äusseren Grabenrand 
und rechts des Hofthors, zum Teil von Backsteinen spät aufgeführt, zeugen ausdrücklich für das Gegenteil. 
#*) ‘Uhor und Mühle sind urkundlich bezeugt in einer Urkunde von 1391, in der die Stellung des Stiftsmüllers 
in Bezug auf den Bach Pfrimm beschrieben wird. Das Thor heisst hier Neuhauser Pforte. Die Stelle lautet: 
sagende (ein Schöffe redet), dafs eyn jglicher möller je der herren (vom Stift) mölen zu Nuhusen nehst an der 
Nuhuser pforten solt syn vnd were eyn Schultis der Bach Pfrim, 
Reste des 
Cyriaksstifts, 
Befestigung 
desselben 
Dorfbefestigung 
  
    
  
    
    
   
  
   
  
  
   
   
    
   
  
   
   
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
     
    
  
    
   
   
    
    
    
   
     
  
  
  
 
	        
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