Full text: Kreis Worms ([B, 1])

   
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OFFSTEIN 109 
Güter zu Lehen und nach dem 1661 erfolgten Ableben des letzten des Ober- 
steinischen Mannsstammes, Georg Anton Christoph, zogen sowohl Kurpfalz als auch 
die Grafen von Hanau-Lichtenberg ihre Lehen ein. Durch Tausch gegen die 
Schaffnerei Hagenau kam Öffstein ganz an die Kurpfalz”). 
Die katholische Pfarrkirche, bestehend aus Schiff, Chor und Turm, entstammt Kath. Kirche 
dem Ende des vorigen oder dem Anfang dieses Jahrhunderts und zeigt in den 
Bauformen nichts bemerkenswertes. Das auf den Friedhof führende Thor ist ohne 
Zweifel älter als die Kirche, es zeigt neben dem Schlussstein die Jahrzahl 1753. 
Der Schlussstein selbst enthält die Reliefdarstellung eines Totenkopfs mit gekreuzten 
Knochen darunter und den Spruch: MEMENTO MORI. 
Die kleine evangelische Kirche ist etwas älter als die katholische, aber noch Evang. Kirche 
in das vorige Jahrhundert gehörig und ohne zu erwähnende Besonderheiten. 
Vor dem Dorfe in westlicher Richtung steht eine kleine dem h. Wendelin 
geweihte Kapelle. Sie stellt sich als ein quadratischer nach oben mit einem Gresims 
abgeschlossener und fensterloser Steinbau vor, den ein spitz zulaufendes steiles 
Steindach bedeckt. Mit Ausnahme des Gesimses ist alles mit Bewurf versehen. 
Ein kleines Steinkreuz mit der Gestalt des Gekreuzigten in Relief krönt die Spitze 
des Dachs. Nach der Strasse zu öffnet sich die Kapelle in einem aus Hausteinen 
gearbeiteten Rundbogen, durch den man über eine Steinschwelle das Innere betritt. 
Das Innere hat einen einfachen gemauerten Altar, der mit der ganzen Kapelle 
gleichaltrig sein mag. Die letztere ist noch ım gottesdienstlichen Gebrauch und 
gehört der katholischen Gemeinde. Auf dem das Dach krönenden Kreuz, zu Häupten 
des Gekreuzigten, befindet sich eine schwer lesbare Jahrzahl, doch sind die drei 
ersten Ziffern 153 kenntlich. In das 16. Jahrhundert weisen uns auch der Bogen 
und die Formen des Gesimses. 
Die Burg liegt vor dem Ort, nach Osten zu, zwischen dem Fisbach und 
der nach Heppenheim führenden Strasse. Es steht noch ein zweistöckiger Rund- 
turm, der mit zahlreichen Fenstern und Scharten versehen und jetzt nach oben 
offen ist. Das untere Stockwerk ist durch ein halbkugelförmiges Gewölbe von 
Backsteinen geschlossen, welches jedoch nach der Ostseite hin, wo überhaupt das 
Mauerwerk des Turms in der Breite von einigen Fuss bis oben hin verschwunden 
ist, stark beschädigt ist. Noch vor einigen Jahrzehnten war der 'Turm intakt; wo 
jetzt die Öffnung gebrochen ist, befand sich der Eingang. Ansätze an der Mauer 
beweisen, dass zu beiden Seiten derselben Parallelmauern anschlossen. Die Pro- 
filierung der zwei im oberen Stock zu beiden Seiten des Eingangs befindlichen 
Fenster und der Scharten deuten auf eine Erbauung im 16. Jahrhundert. Die Scharten 
erweitern sich meist stark nach aussen und in der Horizontalen und sind meist 
einfache Mauerschlitze. Eine Scharte ist sechseckig, eine andere zeigt sich als 
eine grössere Öffnung, die nach aussen durch eine Vermauerung geschlossen ist, 
welche nur einen horizontalen Schlitz mit einer Erweiterung nach oben und unten 
stehen lässt. Die Burg kommt vor im Jahre 1329, wo Ackerfeld »hinder der 
borge« erwähnt wird **). 
*, Wagner, Rheinh. Wüstungen S. 168. 
**) Baur, Hess. Urk. III, S. 42. 
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