Full text: Kreis Worms ([B, 1])

   
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WORMS 141 
Der Ursprung von Worms verliert sich in die keltische Zeit, und keltisch 
ist sein ältester Name: Dorbetomagus. Bei »Borbeto« haben wir an einen 
keltischen Stamm zu denken, die Borbeten, »magus« ist keltisch = Gemach, Haus. 
Aus diesem Namen entstand der Namen Worms, aber zunächst nahm die Stadt 
noch einen anderen Namen an: Vangrones von dem germanischen Stamm der 
Vangionen, welche im ersten Jahrhundert vor Christus, zu Caesars Zeit den Rhein 
überschritten und diese Landschaft besetzten. Sie lebten hier als Freunde der 
Römer und bald als römische Unterthanen. Worms wurde ihr Vorort, dem im 
4. und 5. Jahrhundert auch ihr Namen beigelegt war. Ptolemäus nennt die Stadt 
noch Booßmrouayos (2, 9); Borgetomagus heisst sie in der Peutinger’schen 
Strassenkarte (das erste g ist Schreibfehler), borbitomago im Itinerarium Antonini 
0° 
bei Henzen (n. 53236). Der Vokal e muss als der ursprüngliche betrachtet werden. 
aus dem 3. Jahrhundert und in der Inschrift von Tongern des 3. Jahrhunderts *) 
Der spätere Namen Vangiones beruht auf der mehr vorkommenden gallischen 
Übung, wonach der Namen des ganzen Territoriums auf den Vorort desselben 
übergegangen war. Auf dem im Jahre 1885 im Süden der Stadt aufgefundenen 
römischen Meilenstein, welcher nach der Inschrift aus dem Jahr 292 herrührt, 
nachdem Kaiser Diokletian den Galerius zum Mitregenten und Schwiegersohn 
eemacht hatte, wird die Stadt Civitas Vangionum genannt”*). Eine zweite Erwähnung 
der Civitas Vangionum ist auf der dem ı6. Jahrhundert angehörigen Abschrift 
einer Wormser Inschrift in der Bibliotheca Ambrosiana zu Mailand ***). 
Als Bestandteil des Römerreichs teilte Worms die Schicksale der Rheingegen- 
den zur römischen Zeit. Es war ein blühender Ort, durch den dreizehn Strassen- 
züge giengen. Ausgrabungen auf dem Terrain der Lederfabrik der Firma Dörr 
und Reinhart haben im Jahr 1884 auf 360 Meter eine römische Strasse blosgelegt, 
die in der Richtung der Mathildenstrasse zog und das von der jetzigen Stadt be- 
deckte Terrain wohl auch in dieser Richtung durchschnitt. Noch legen von der 
Kunstfertigkeit der Einwohner von Worms die zahlreichen Grabfunde Zeugnis ab, 
die namentlich kostbare Glasgefässe und treffliche 'Thongeräte (Gesichtskrüge von 
seltener Art) an den Tag fördern. Römische Begräbnissplätze lagen im Norden, 
in der Gegend der Liebfrauenkirche, und im Süden der Stadt südlich des Gebiets 
des Klosters Mariamünster, welches jetzt die Heyl’schen Fabrikanlagen bedecken. 
Bei ihnen und an vielen anderen Orten der Stadt wurden zum Teil schon frühe 
römische Votivsteine, Sarkophage und Grabsteine mit Inschriften aufgefunden. Von 
kultureller Wichtigkeit sind insbesondere die auf dem Terrain der Firma Dörr und 
Reinhart gefundenen römischen Matronenfigürchen f). Auch der in Wiesoppenheim 
zu Tage gekommene, den Parzen gewidmete Altar (S. 139) darf als für die römische 
Vergangenheit von Worms wichtig hier angezogen werden. Die Darstellung der Parzen 
beweist das Fortdauern der einheimischen, sei es gallischen, sei es vangionisch-germa- 
nischen Kultus der Schicksalsgöttinnen, welchen Kultus noch Bischof Burkard zu 
*) Zangemeister im Korr, Bl, des Ges. Ver. 1883, S. ı u. 2. 
*%*) Worms. Z. v. 1885 Nr. 171 u. 172, Westd. Zeitschr. Korr. Bl. 1885 Nr. 8 u. 9, Quartalbl. des hist. 
Vereins 188 INT. 3, 9,84% 
#%*%*) Zangemeister, Bonn, Jahrbb. Bd. 76, S. 326. Weckerling, Röm. Abt. des Paulusmuseums, S. 10 f. 86 f. 
+) Weckerling a. a. OÖ. S. a5 f. 
    
   
   
  
    
   
  
  
     
  
  
     
    
   
   
   
   
  
   
   
    
   
  
  
    
   
   
     
   
   
   
  
     
   
  
   
   
   
  
    
     
  
    
   
           
	        
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