Full text: Kreis Worms ([B, 1])

   
   
  
  
  
  
   
   
    
    
   
    
   
    
    
   
      
   
      
      
       
   
         
    
   
   
    
    
        
     
     
   
   
     
   
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142 KREIS WORMS 
  
Worms vorfand und den nachmals die Kirche dadurch beseitigte, dass sie die Parzen 
in die drei christlichen Jungfrauen Embede, Warbede, Willebede verwandelte *). 
Die Völkerwanderung kam, und die deutschen Stämme zertrümmerten die 
römische Herrschaft. Zu Anfang des 5. Jahrhunderts drangen die Burgundionen 
über den Rhein und gründeten ein Reich, dessen Mittelpunkt die alte Vangionen- 
stadt wurde. Seit 413 ist Worms im ruhigen Besitz des Königs Gundahari, dessen 
Geschlecht in der Sage unter dem Namen der Nibelunge fortlebte. Er ist der König 
Gunther des Nibelungenliedes, dessen Hof allerdings in seinem Gemisch von Barbarei 
und antiker Kultur einen anderen Charakter gehabt hat, als ihn die Schilderung 
des höfischen Ritterepos dem Guntherischen Hofe beilegt. Aber wie der Gunther 
der Sage, so erlag auch Gundahari mit seinem Volke den Streichen der Hunnen 
(437). Und die Katastrophe des tapferen deutschen Stammes ergab die Grundlage 
für das grösste deutsche Nationalepos, das Nibelungenlied **). Alemannen und 
Franken dringen nun auf dem linken Rheinufer vor: die Schlacht von Zälpich, in 
der Chlodovech die alemannische Macht vernichtete, lieferte mit dem linken Rhein- 
ufer auch Worms in die Hände der Franken. Und bald, im 6. oder 7. Jahrhun- 
dert taucht der ursprüngliche Name wieder auf, der der Stadt geblieben ist. Aus 
Borbetomagus wird Warmatia (Warmacia) in der zweiten Recension der Notitia 
Galliarum***) oder Garmetia bei dem Ravennatischen (Greographen f). Auch 
das Christentum gewinnt jetzt Boden, und gerade in Worms haben sich eine Reihe 
von frühchristlichen Grabsteinen mit Inschriften gefunden, welche uns u. a. die 
altdeutschen Namen Ludino, Unfachlas, Pauta, Puasi. Quito, Sicco, Boddi, Ivio, 
Grutilo, Aldvaluhi überliefert haben ++). Der fränkische Friedhof schloss sich un- 
mittelbar an den römischen im Norden der Stadt an. beide gehen ineinander über. 
Dass die Franken jedoch der Römerkultur ziemlich fremd gegenüberstanden, 
beweist ihre Verwendung von römischen Inschriftsteinen als Grabplatten ; mehrere 
Beispiele hiervon zeigt das Paulusmuseum. Originell und bedeutend sind die frän- 
kischen Grabfunde in Worms. Ausser im .Norden sind auch im Westen nördlich 
der Andreasstrasse, dagegen bis jetzt nicht im Süden fränkische Reihengräber 
gefunden worden. 
Die Stadt Worms besass bereits unter der Regierung des Merovinger Königs 
Chilperich I. (561—3584) einen Bischof, welcher der Domkirche vorstand und seinem 
Stift schon damals Rechte in und ausserhalb der Stadt, besonders auch auf dem 
rechten Rheinufer zu erwerben verstand. Vielfach hielten sich die merovingischen 
Könige und nach ihnen die karolingischen Kaiser in Worms auf. Sie besassen 
einen Palast in der Stadt, welcher im Jahre 791 abbranntetf: 
Y Pippin hielt 
Reichsversammlungen zu Worms im Jahre 763, Karl der Grosse 770, 776 
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787. Karl feierte mehrfach Weihnachten zu Worms. Ludwig der Fromme hielt 
7080, 
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daselbst 836, 839, 840 Versammlungen. Eine gewisse Blüte der Stadt unter den 
*) Rieger in den Quartalbl. des hist. Vereins 1884 Nr. 1-4, 8. 7 f. 
*#) 5. Rieger ebenda 1881, S. 25 f. 
***) Bei Brambach, Rhein. Mus. 23. p. 276, 282 und Seeck S. 263. 
t) Zangemeister a. a. O. 
tt) Bei Lindenschmit Altert. der heidn. Vorzeit I. 1:0, DR: 8 8, 
ttt) Abel & Simson, Jahrb. des fränk. Reichs unter Karl dem Gr. 11,8. 24 
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