WORMS 185
Zur Rechten des Beschauers in der Zur Linken des Beschauers in der
inneren Hohlkehle: äusseren Hohlkehle:
Schöpfung der Welt. Verkündigung Mariä.
Erschaffung Eva’s. Geburt Christi.
Darstellung im Tempel (ohne gegenüber).
Flucht aus dem Paradies. Flucht nach Ägypten.
Kain erschlägt Abel. Bethlehemitischer Kindermord.
Noah’s Arche im Wasser. Taufe Christi.
Abrahams Opfer. Geiselung Christi.
Eherne Schlange. Christus am Kreuz.
Christus erscheint den Frauen
(ohne gegenüber).
Jonas aus dem Fische kommend. Auferstehung.
Elias in den Himmel fahrend. Christi Himmelfahrt.
Im Tympanum der kleineren Thüre innerhalb des Portals zwischen den Evan-
gelisten und Propheten ist die Krönung Mariä dargestellt. An den Kämpfern unter
diesem Tympanum sehen wir links die Gestalt eines Ritters auf ruhig stehendem
Pferd, das Schwert an der Seite, den Falken auf der Faust, rechts einen Reiter
auf sich bäumendem Pferd, die Arme in die Luft erhoben.
Den Zugang zu dem soeben beschriebenen Portal flankierend, stehen zur
Rechten des dem Portal Zuschreitenden die vier allegorischen weiblichen Figuren,
über welche eine kleine Litteratur existiert *
Was stellen die vier Frauengestalten dar?
Sie sınd zu ZWelen übereinandeı veordnet; le zwei stehen an der Vorder-
fläche des Strebepfeilers, je zwei zurück in dem Winkel des Pfeilers. Die hintere
von den beiden unteren hat lang wallendes Haar, über den Augen eine halbdurch-
ichtige Binde, in der linken Hand hält sie ein Böcklein. das ein Opfermesser in
der Brust hat. Die rechte Hand ist abgebrochen. Vom Haupte sinkt ihr die Krone.
im rechten Arm ruht ein zerbrochenes Banner. Das Postament unter der Figur
hat kleine Blendbögen mit Masswerk, ein gotischer Baldachin mit krabbenbesetzt&h
Spitzbögen bekrönt sie. Vor dieser Figur steht diejenige eines üppigen Weibes,
auf dem Scheitel die Krone, den Kopf mit den Falten des Gewandes umwunden:
ein Lächeln umspielt den Mund. Sie hat den Leib vorgestreckt und einen Stern
aui der Brust; zu ihrer Rechten kniet ein gepanzerter Ritter, dem sie einen Schild
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hinhält; der rechte Arm des in etwa ein drittel Grösse von ihr dargestellten Mannes
reicht empor. Der Rücken der Frau wimmelt von Schlangen und Kröten, die aus
Der erste, der darüber schrieb, war Wicelius, exercitamenta pietatıs erga missam in der Abhandlung de
ıntiquitate quadam pı foribus basilicae Worm. ı5;ss. Sodann handeln darüber Wolfus in seinen 1600 edierten
Lectiones memorabiles et reconditae II, 860 und Eigentliche Erklärung der fünf Frawen Bildnissen, welche unge
fähr vor 9 Jahren von unseren Voreltern ; . über der 'l'hür der Thumbkirchen zu Wormbs in Steinkunst ver
ordnet worden. Paderb. 1608 Schannat (hist
S. 30, Falk in: Die Bildwerke des Wormser Doms 1871, S. ı7
episc. Worm. 1734. I, S. 63) versucht gleichfalls eine Erklärung,
Von neueren Schriftstellern handeln darüber: Hohenreutl er, Kunstgeschichtliche Darstellung des Doms zu Worms 1855
16 ff, (dessen Ansicht Lotz in der Kunsttopographie II, S. 586 adoptiert), Schneider im Anzeiger für Kunde
eutscher Vorzeit 1870, S. ısı und im Kı rrespondenzblatt des Gesamtvereins der deutschen Ges« hichtsvereine 1875,
und in: Heiliges Mainz S. 300, Otte, Handbuch der
hristl. Kunstarchäologie I, S. sor.
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