Deckengemälde
KREIS WORMS
In der Südwand der Kirche zunächst am Chor ist das steinerne Doppelgrab-
mal der Maria Charitas Weisin und der Hheleute Werse. Zwei Grabtafeln stehen
übereinander. Die obere gehört der erstgenannten an. Zwischen einer Pilasterstellung
sehen wir eine Marmortafel mit der Grabschrift; darunter folgt die zweite Grab-
tafel, gleichfalls von Marmor, mit der entsprechenden Inschrift. Bekrönt wird das
obere Monument durch das Reliefbrustbild der Gestorbenen in einem Medaillon.
Das schöne, verständige Antlitz der Verschiedenen und die anmutige, modisch
gekleidete Gestalt beweisen, dass die Grabschrift ihrem Äusseren nicht übertriebenes
nachrühmt. Das untere Grabmal der Eheleute Weise hat über sich zwei Wappen-
schilde, von denen das eine ein Männchen, das andere eine Lilie zeigt. Letztere
ist, wie das bei dem oberen angebrachte Wappen beweist, das Weise’sche Wappenbild.
Einen charakteristischen Schmuck der Kirche bilden die Deckengemälde.
Entsprechend der Struktur stellt sich die Decke des Schiffs so dar, dass längliche
Rechtecke erscheinen und diese dann durch Linien von den Ecken aus in zwei
grössere und zwei kleinere Dreiecke zerlegt sind, die Decke des Chors so, dass
von dem Mittelpunkt des Zehnecks auf die Winkel der Chorseiten Linien gezogen
werden. Doch erstrecken sich die Darstellungen im Schiff nicht über den ganzen
Raum der Dreiecke, die Spitzen bleiben frei und sind mit Stuckornamenten verziert.
Im Chor sind nun, jedoch nicht in allen Feldern, verschiedene Szenen aus dem
Paradies dargestellt. Die grösseren Dreiecke der Schiffdecke enthalten in sinnvoller
Reihenfolge und zwar von Ost angefangen, nachverzeichnete Darstellungen aus der
Geschichte des Heilands: Mariae Verkündigung, Geburt Jesu, Beschneidung Jesu,
Taufe Jesu, Heiliges Abendmahl, Kreuzigung, Auferstehung, Himmelfahrt, Ausgiessung
des heiligen Geistes, Weltgericht. In den kleineren Dreiecken sind Figuren aus
dem alten Testament, im Norden Noah, Jacob, Moses, Elias, im Süden Abraham,
Joseph, Simon, Jonas und in den zwei letzten Scenen aus Matth. 25 zur Erscheinung
gebracht*). Auf der Westseite ist dann noch. das grosse Wandgemälde: Luther
auf dem Reichstag zu Worms. An den Brüstungen der Tribünen sind kleinere
testamentliche Darstellungen.
Auf dem Lutherbild steht die Inschrift: VON JOHANN MARTIN SEEKATZ
GEMALT 1733. _ Eine weitere Inschrift besagt: 1817 VON PHILIPP CHRIST.
SEERATZ VON DARMSTADT [NEU] GEMALT. Wir mögen mit Schneider,
Paulskirche S. 16 annehmen, dass Johann Martin Seekatz auch die Deckengemälde
in der Dreifaltigkeitskirche gemalt hat. Trotz der von Schneider gerügten Mängel,
namentlich der Vielheit der Farben, der handwerksmässigen Zeichnung und manegel-
haften Durchbildung zeigen diese Deckengemälde doch mehr Leben und Bewegung
als das steife und schablonenhafte Lutherbild, welches dann beweisen würde,
wie wenig der Maler jener Zeit wirkliche historische Vorgänge darzustellen ver-
mochte. Die Deckengemälde scheinen jedoch auch weit grössere Erfindungsgabe,
wie diejenigen an den Tribünen zu verraten, und wir müssen daher entschieden
anstehen, diese demselben Meister zuzuschreiben.
Dechend, der Bilderschmuck der Katharinenkirche in Frankfurt in Mitteilungen an die Mitglieder des
Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Frankfurt VI, 2, S. 288