WORMS
Von wesentlichen Details in der Kirche ist vor allem das grosse Westportal
(Fig. 108) zu nennen. Im spitzbogigen Tympanum desselben sehen wir den Tod
Mariä; weinend umgeben die Apostel die sterbende. Darüber, durch eine Reihe von
Baldachinen getrennt, die Krönung durch Christus. Die schräg nach einwärts gehenden
Laibungen des Portals sind durch grössere und kleinere Hohlkehlen und Rundstäbe
gegliedert, welche aus der Wasserschräge eines glatten Sockels herausschneiden. Die
beiden grösseren Hohlkehlen jeder Seite enthalten in ihren senkrechten Teilen für
Statuen bestimmte Postamente und Baldachine, darüber im Spitzbogen die Darstellung
der klugen und thörichten Jungfrauen. Die Rundstäbe haben bei Beginn des Spitz-
bogens keine Kapitelle, dagegen sitzen an dieser Stelle in den kleinen Hohlkehlen
Kleeblattbögen mit Wimpergen. Im Bogen sind die kleinen Hohlkehlen mit Blatt-
ornamenten besetzt, ebenso wie die Hohlkehle des wagerechten Thürsturzes.
Das Südportal (Fig. 109), nach innen nur als einfacher Bogen erscheinend, zeigt
nach aussen einen reizvollen Wechsel seiner Gliederungen, der ihm eine überaus
malerische Wirkung verleiht. Das eigentliche Portal, durch welches man die Kirche
unmittelbar betritt, hat reiche Profilierung, bestehend in mehreren Rundsäulchen, die mit
Laubkapitellen gekrönt sind und die sich in Rundstäben bis zum Scheitel des Spitzbogens
fortsetzen. Die Thüröffnung ist durch zwei nasenbesetzte, aber bis zum Beginn des
Bogens verblendete Spitzbögen zweigeteilt; der Mittelpfeiler fehlt jetzt, statt dessen
spannt sich ein später Korbbogen über die ganze Breite der Thüre. Das Bogen-
feld des Hauptbogens ist durch einen Kreis mit Dreipass ausgefüllt, in welchen
ein Gemälde, die Auferstehung, komponiert ist. Auch in den Blenden der zwei
kleinen Spitzbögen ist je eine Gestalt (Petrus und ein anderer Apostel) aufgemalt.
Reizvoll ist die plastische Ornamentik der verschiedenen Bogenzwickel des Mass-
werks. Neben diesem Portal stehen auf mit figürlichen Darstellungen geschmückten
Konsolen zwei Steinstatuen, eine Jungfrau mit dem Kinde und eine weibliche Heilige,
wohl Werke des ı4. Jahrhunderts. Der Raum zwischen den Strebepfeilern vor
dem Portal ist mit einem langgestreckten Kreuzgewölbe überspannt, dessen schmale
Kappen durch Rippen in drei kleinere Felder geteilt sind. Das Rippenprofil ist
aus Birnstab und seitlichen Hohlkehlen mit Fasen gebildet. Dem Gewölbe schmiegt
sich ein flaches Dach an, von dessen Giebel durch ein horizontales Gesims ein Dreieck
über dem Scheitel des äusseren Spitzbogens, abgeschnitten wird, das eine Nische
mit einer firürlichen Darstellung enthält. Die Dreiecke neben der Nische sind mit
Masswerk gefüllt und der Giebel mit einem Knauf gekrönt.
Zwei Wappen sind aussen in dem Scheitel des grossen Bogens angebracht;
eine Zusammenstellung von vier Wappen sehen wir am Schlussstein des Gewölbes
in der Nische. Der ganze Vorbau dürfte noch dem 14. Jahrhundert angehören.
Die Altäre wie die westlichsten Abteilungen der Chorschranken sind neue
Arbeiten. Den Altar an der Südwand des Querschiffs ziert jetzt das Relief vom
Tod der Maria, auf das wir noch zurückkommen werden. Ein schönes Erzeugnis
der späteren Renaissance sind die höchst wirkungsvollen, dabei aber doch mit
künstlerischem Masshalten und feinem ornamentalem Gefühl komponierten Chor-
stühle, auch technisch hervorragende Erzeugnisse der Holzschnitzerei. Es sind zwei
Reihen Gestühl und zwei dazu gehörige Betpulte, reich mit Figuren und figürlichem
Westportal
Südportal
Altäre
Chorstühle