Full text: Kreis Worms ([B, 1])

      
    
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
    
   
   
    
   
     
   
  
   
    
    
  
    
  
   
   
   
  
    
  
  
   
     
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WORMS 247 
des Schiffs im Bogen: PER FLAMMAS MORIOR 1689, und darunter in vier- 
ecktem Feld: 
Vt phaenix papens primos reviviscit ad Annos 
In mediis flammis post plvrima lvstra renascens 
Atqve novvm veteri svrgit de corpore corpvS 
MDCCVIM. 
Von der dieser entsprechenden Inschrift auf der anderen Seite der Thüre lesen wir 
nur noch die Jahrzahl: MDCCVI. Im Bogenfeld steht hier: VENVSTA ORIOR 1710. 
Im Jahre 1802 wurde das Stift aufgehoben und sein Vermögen vom franzö- 
sischen Staat eingezogen. 1806 wurde die Kirche Heumagazin, Eigentum daran erlangte 
jedoch nachmals die St. Martinspfarrei. Später wurde sie Tabaks- und dann Holzlager. 
Sie wurde nach und nach ihrer Ausstattung entkleidet; die noch von Moller 
(i. J. 1828) abgebildete Sakristei wurde abgebrochen. In so trauriger Beschaffen- 
heit blieb St. Paul, bis die Gründung des Paulusmuseums in der Kirche im Jahr 1881 
ihr eine neue Bestimmung gab. Die Instandsetzung der Kirche, welche dieserhalb 
durch Herrn Baurat Heim erfolgte, beschränkte sich auf das Notwendige, Ergän- 
zung fehlender Säulenschäfte in der Vorhalle, Tieferlegung des Bodens derselben 
und des Schiffes, neue Plättung desselben, Stufenanlage in den Chor und Aus- 
besserung desselben, Reinigung der Deckenbilder des Schiffs, neue Verglasung der 
Fenster *). 
Gehen wir nun zu einer Betrachtung der einzelnen Teile über, so beginnen 
wir auch hier mit den der Anlage nach ältesten, den beiden runden Stiegentürmen 
im Westen. Ihr Unterbau, bei dem die Verwendung von Bruchsteinen zum jau 
(Material aus der zerstörten Herzogsburg) zu bemerken ist, gehört noch der ursprüng- 
lichen Anlage an. Er ist durch einfache Lisenen, zwischen denen die Treppenfenster 
angeordnet sind, vertikal geteilt. Die Lisenen gehen ohne Basis (anders wie beim 
Dom) glatt bis zum Boden. Da alles verputzt ist, lässt sich über die Steinbearbeitung 
nichts sagen. 
Die beiden oberen Stockwerke mit dem Kuppelschluss mögen noch dem 
12. Jahrhundert angehören. Das zweitoberste Stockwerk ist durch Lisenen und 
Bogenfries gegliedert und hat nur die zur Beleuchtung der Steintreppe notwendigen 
Fenster. das oberste hat zwischen den durch Fries verbundenen Lisenen schlanke 
gekuppelte Rundbogenfenster, deren Mittelsäulen über einem Halsring unmittelbar 
die nach innen und aussen weit ausladenden Kämpfer haben; eine Anordnung, die 
sich ganz ähnlich an den Kuppelfenstern der unteren Stockwerke des Dittelsheimer 
Kirchturmes (S. 34) findet. Das Hauptgesims besteht aus Karnies, doppelten Plättchen, 
Zahnfries und Platte darüber. Ueber dem Gesims folgt ein dem am Dittelsheimer 
Kirchturm ganz ähnlicher Kuppelabschluss. Einem im Grundriss quadratischen Mauer- 
körper sind 4 rechtwinklige Vorlagen mit Giebeln und je einem kleinen Rundbogen- 
fenster angefügt. Ueber diesem Teil folgt dann ein achteckiger Aufsatz, der anstatt 
der Fenster oben in Rundbogen geschlossene Nischen hat. Aus den 8 mit Giebeln 
abgeschlossenen Seiten entwickelt sich dann die hier glatte aber etwas zugespitzte 
Kuppel. Im Inneren ist die Bildung des Kuppelabschlusses bei den beiden Türmen 
*) Das Detail bei Schneider a, a. O. S. ı9 f. 
Westtürme
	        
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